Leverkusen Täter geben erpresserischen Menschenraub vor Gericht zu

Leverkusen · Am zweiten Verhandlungstag im Strafverfahren gegen fünf Männer, denen erpresserischer Menschraub vorgeworfen wird, ließen die Angeklagten von ihren Rechtsanwälten zunächst schriftlich formulierte Einlassungen verlesen. Sie gaben die Taten vor der 17. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts zu, wobei sie Fragen zu Einzelheiten erst später beantworten wollen. Erst wollten sie sich die Vernehmung des einzigen an der Tat beteiligten Zeugen - nämlich des Opfers - anhören.

Obwohl die Polizei bei den ersten Vernehmungen die Aussagen des Opfers, dem mindestens fünf Stunden lang mit Schlägen und Tritten in der Nacht vom 14. auf den 15 September 2014 schwer zugesetzt worden war, auf rund fünfzig Seiten protokolliert hatte, antwortete der 37Jährige gestern vor Gericht häufig mit: "Das weiß ich nicht mehr." Im Prozess wird damit zwangsläufig die Frage geklärt werden müssen, ob er tatsächlich - wie er sich vor Gericht äußerte - das Geschehen bewusst vergessen will, ob es psychologische Nachwirkungen der schweren Schläge gegen den Kopf sind, oder ob ihm sogar gedroht wurde, wenn er seine Aussagen vor Gericht wiederholen würde.

Denn bereits einen Tag nach der Straftat sollen erneut drei Männer vor dem Haus des Opfers gestanden haben und einen Angehörigen aufgefordert haben, keine Anzeige zu erstatten. Das Opfer war zu dieser Zeit im Krankenhaus.

Nach einer Irrfahrt durch Leverkusen und Wermelskirchen, stoppte die Polizei in der Tatnacht ein Fahrzeug mit vier vermeintlichen Tätern und dem blutüberströmten Opfer. Als die beiden Beamten nach der Ursache der Verletzung fragten, traute sich das Opfer nicht auszusagen, erst im Krankenwagen gab er einen Grund an. Zu groß war offenbar die Angst vor allem vor einem der Täter, der besonders gewalttätig auftrat und sich brüstete, schon mehrere Menschen umgebracht zu haben und bereits wegen Totschlag im Gefängnis saß. Der 39-Jährige soll vergeblich versucht haben Geld von dem früheren Arbeitgeber des Opfers Geld zu bekommen. Sie hielten sich an das Opfer, weil es seine Landsleute aus Kasachstan für die Arbeit bei der Wermelskirchener Firma angeheuert hatte. Einer der Täter soll bei der Schlägerei, bei denen ausstehende Lohnzahlungen von angeblich 15 000 Euro gefordert wurden, gesagt haben: "Wir wissen, dass du dafür nichts kannst. Aber das muss jetzt sein." Der Prozess wird heute fortgesetzt.

(sg-)
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