Leverkusen Supermarkt vor dem Überfall ausgespäht

Leverkusen · Prozess um Rewe-Raub geht weiter. Video-Bänder zeigen ältere Angeklagte. Eltern der jüngeren von Rockern bedroht?

Leverkusen: Supermarkt vor dem Überfall ausgespäht
Foto: dpa, obe vge aka soe

Wurden die Eltern der 23-jährigen Angeklagten erneut bedroht? Im Prozess gegen zwei Frauen und zwei Männer, die zwei Supermärkte in unterschiedlicher Besetzung in Flittard und Opladen in den Jahren 2016 und 2017 überfallen haben sollen, gibt es während des laufenden Prozesses vor dem Kölner Landgericht immer weitere Hinweise und Beweise.

Hinweise darauf, dass tatsächlich eine Rocker-Gruppe im Hintergrund agiert. Einer der beiden angeklagten Männer gehört wohl den Hells Angels an. Dafür spricht inzwischen einiges - wie immer die 17. Große Strafkammer in ihren Urteilen dies berücksichtigen wird. In der gestrigen Sitzung wies gleich zu Beginn der Verteidiger der 23-Jährigen darauf hin, dass es erneut einen Zwischenfall vor dem elterlichen Haus seiner Mandantin gegeben habe: Ein Autoreifen wurde mit einem Nagel beschädigt, zudem hätten drei Männer in einem Auto vor dem Haus sich ungewöhnlich lange aufgehalten. Die Polizei wurde informiert.

Die Beamten kamen, haben die drei Männer erst einmal mitgenommen, deren Wohnungen durchsucht und - so die Aussage des Verteidigers - eine Waffe sichergestellt. Das Gericht sowie die Staatsanwaltschaft wissen wohl davon, deutete der Vorsitzende Richter an. Allerdings fehlen noch die Auswertungen der Polizei. Die sollen dann bis zum nächsten Verhandlungstag, am 23. Februar, vorliegen.

Auch hat die Polizei noch einen weiteren Video-Beweis ausfindig gemacht, und zwar die Bilder einer Überwachungskamera aus dem Kassenbereich des Edeka-Marktes in Flittard. Auf der Aufzeichnung sieht man die ältere Angeklagte, wie sie etwa anderthalb Stunden vor dem Raubüberfall durch den Laden geht und nur wenig einkauft. Mit ihrem Cousin soll sie ausgespäht haben, wie viele Angestellte noch im Supermarkt waren. Da sie aufgrund ihrer Körperfülle und ihrer typischen Laufbewegung wohl trotz einer möglichen schwarzen Verkleidung erkannt worden wäre, schickte sie ihre 23-jährige Halbschwester zum Raub, begleitet von einem 34-jährigen Italiener. Diesen Mann hat die 23-Jährige in ihrem umfangreichen Geständnis als Mittäter beschuldigt. Und er versucht nun vermutlich, Druck auf die 23-Jährige ausüben zu lassen. Denn ohne diese Anschuldigung wäre die Beweislage für die Mittäterschaft in der Tat sehr dünn. Der 34-Jährige selbst schweigt als einziger Angeklagter beharrlich - bekanntlich ein typisches Verhalten von Gang-Mitgliedern vor Gericht.

Zudem versuchen die Verteidiger der anderen drei Angeklagten, darunter der geständige Stiefsohn der 34-Jährigen, immer wieder, die Glaubwürdigkeit der 23-Jährigen in Frage zu stellen. In ihren Plädoyers, die nun anstehen, werden sie dies voraussichtlich noch deutlicher herausstellen.

(sg-)
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