Leverkusen Studieren zwischen Müllverbrennung und Vier-Sterne-Küche

Leverkusen · Rund 220 Erstsemester haben im September ihr Chemie-Studium am FH-Campus im Chempark Leverkusen begonnen. Nicht nur das Industrie-Gelände macht das Lernen besonders.

 Keneth Dietrich und Alban Memedi (v.l.) studieren "Technische Chemie" im ersten Semester an der FH im Chempark Leverkusen.

Keneth Dietrich und Alban Memedi (v.l.) studieren "Technische Chemie" im ersten Semester an der FH im Chempark Leverkusen.

Foto: Miserius, Uwe

Die 18-jährige Lea Ahrens ist fürs Studium der "Technischen Chemie" extra von Hannover nach Küppersteg gezogen. Die Hochschulen in Niedersachen hinken im Bereich Naturwissenschaften hinterher, sagt sie, die Nähe zu Köln machte den Studiengang an der Fachhochschule in Leverkusen für sie interessant. Weil sie ihr Fachabitur in Richtung Gestaltung ablegte, hat die junge Studentin einiges in Mathe und Chemie nachzuholen. "Die Zwölf-Stunden-Tage zweimal in der Woche sind schon anstrengend", berichtet Ahrens im Gespräch mit unserer Redaktion. Nach den normalen Vorlesungen von 9 Uhr bis 12.20 Uhr geht es nachmittags zum Praktikum ins Labor. Dazwischen büffelt sie in der Bibliothek oder im Computerraum Stoff aus den Grundlagenkursen.

Für Kenneth Dietrich hat das Studium relaxter angefangen. Der 23-Jährige hat bereits eine Ausbildung bei Currenta im Chempark absolviert, den meisten Stoff aus dem ersten Semester kennt er schon. "Mir gefällt die Nähe zur Industrie, später könnte ich mir vorstellen, hier zu arbeiten", sagt er zielstrebig. Der Rundgang durch den Chemiepark begeistere den Küppersteger immer wieder aufs Neue. "Ist schon besonders, direkt neben einer Müllverbrennungsanlage herzugehen", sagt er.

Alban Memedi braucht von Schlebusch mit dem Bus etwa eine Viertelstunde bis zur FH. Mit der Sicherheitskarte kommt er durch die Drehtür am Eingang des Chemparks. "Der Ausweis ist schon etwas lästig, gerade, wenn man ihn mal zu Hause vergisst", sagt der 20-Jährige. Trotz hoher Sicherheitsstandards können sich die Studenten frei auf dem Gelände bewegen. Für Memedi macht es keinen Unterschied, ob er in ehemaligen Fabrikräumen oder im modernen Altbau lernt. Er möchte sich gerne auf Verfahrenstechnik spezialisieren. Ahrens hingegen begeistert sich am meisten für die Materialforschung, Dietrich ist gespannt auf die Vorlesungen in Patentrecht und Bio-Engineering.

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Foto: FH Köln/ Augustin + Frank Architekten / Berlin

Zwischen den Vorlesungen machen es sich die Erstsemester auf einem Sofa im Fachschaftsraum gemütlich und tauschen sich mit ihren Mitstudenten aus. Neben der "Technischen Chemie" gibt es in Wiesdorf noch den Studiengang "Pharmazeutische Chemie". Trotz der mittlerweile 627 Studierenden am Campus habe man jedes Gesicht irgendwie schon einmal gesehen, sagt Ahrens. "Ich habe hier schnell meine Mädelsgruppe kennengelernt."

Zum Essen gehen die Studenten ins Kasino, dem Chempark-eigenen Vier-Sterne-Hotel und Restaurant. "Hier schmeckt es besser als in herkömmlichen Uni-Mensen", weiß Dietrich. Auch das Angebot sei größer. Ein Gyros-Teller mit Tomate und Guacamole kostet 6,20 Euro. Studenten bekommen 1,50 Euro Rabatt. Damit ist das Freizeitangebot im Chempark aber auch ausgeschöpft. Wo andere Studenten von der Uni direkt in ein Café oder eine Bar wechseln können, müssen sich die Studenten in Leverkusen extra für abends verabreden. Und dann stellt sich immer die Frage: In Leverkusen bleiben oder nach Köln fahren? "Meistens bin ich in Köln unterwegs", sagt Ahrens. Dietrich und Memedi bleiben lieber in Leverkusen. Es sei aber schon schwer, neue Studenten außerhalb der Chemie kennenzulernen, wissen die drei. Meistens bleiben sie doch unter sich.

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Foto: Bahnstadt opladen

Mehr Lebensqualität soll es ab 2018 auf dem neuen Campus in der Bahnstadt Opladen geben. Ob die Erstsemester aus dem Wintersemester 2014/2015 den Umzug noch miterleben, ist nicht sicher. Die Aufnahme des Studienbetriebes ist für 2018 geplant.

(met)
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