Leverkusen/Madagaskar Studentin hilft Armen auf Madagaskar

Leverkusen/Madagaskar · Die 24-jährige Bettina Miserius aus Leverkusen hat mit dem Gut Ophoven und weiteren Kooperationspartnern an einem Entwicklungshilfeprojekt auf Madagaskar teilgenommen. Es war ein Kulturschock in einer der weltärmsten Regionen.

Einen Kulturschock rückwarts hat die 24-jährige Bettina Miserius aber auch erlebt, als sie nach einem sechswöchigen Madagaskar-Aufenthalt nach Leverkusen zurückkehrte: "Hier kann man das Wasser aus der Leitung trinken. Wie cool ist das denn!", wundert sich die Sozialwissenschafts-Studentin immer noch und sagt: "Bei vielem hier in der Konsumwelt denke ich immer noch, wie das auf Madagaskar wäre. Ganz anders, viel, viel einfacher, aber auch mit viel mehr Ruhe", hat sie in den Wochen beobachtet, die sie gemeinsam mit weiteren zehn Freiwilligen für ein Einwicklungshilfeprojekt in Zusammenarbeit mit dem Naturgut Ophoven auf Madagaskar verbracht hat.

Neben dem Naturgut Ophoven waren der Verein "Lernen- Helfen- Leben" aus Düsseldorf und die französische Hilfsorganisation Solidarité Entraide Madagascar (SEM) die Projektpartner sowie die Landesregierung mit einem Finanzierungsanteil. Doch kurz vor Reisestart gab es eine Mittelkürzung, so dass Bettina Miserius und ihre Projektpartner noch Spender finden mussten: "Wir haben Eltern und Freunde gefragt, über Facebook zu Spenden aufgerufen und auch das ice bucket chalenge genutzt, um unser Projekt bekannt zu machen", berichtet die 24-Jährige.

So kam der Fehlbetrag zusammen, die Teilnehmer ließen sich impfen, unter anderem auch gegen Tollwut, und endlich konnte es losgehen: "Ich war früher noch nie außerhalb von Europa und schon gar nicht so lange weg", gibt Bettina zu. In feuchter Hitze als Weiße unter Schwarzen, die Malagasy, oder Französisch sprechen, auch das war zunächst ein Kulturschock für die Gruppe aus Deutschland.

Die war übrigens bunt gemischt aus Studenten, Schülern, Psychologen, Handwerkern und einem Mitarbeiter vom Naturgut Ophoven, wo Bettina Miserius auch bereits als studentische Hilfskraft gearbeitet hat. Madagaskar ist auf der einen Seite zwar eine Insel mit einer besonderen Artenvielfalt, die Natur ist aber bedroht, weil die Bevölkerung rapide wächst. "Ein ganz großes Thema ist auf Madagaskar die Wasserversorgung", hat Bettina gelernt. Denn Wasser ist die Ressource, die am meisten benötigt wird, die aber verschmutzt auch die meisten Krankheiten bei den Menschen verursacht.

So bestand ein des Projektes im Trinkwasserschutz: "Wir haben in einem Quellgebiet Pflanzen gesetzt, die eine wasserreinigende Wirkung haben. Und wir haben bei 35 Grad Hitze Wassergräben neu ausgehoben und tiefer gelegt. Das war richtige Knochenarbeit", erzählt die junge Leverkusenerin. Ein weiterer Projektteil war den Kindern auf Madagaskar gewidmet: "Wir haben in einer Schule die Kinder mitunterrichtet und dabei geholfen, eine Schulbibliothek zu bauen", berichtet die 24-Jährige. Außerdem besuchten die Deutschen madagassische Familien, wo bis heute auf ganz primitive Weise auf offenem Feuer gekocht wird und sich die Frauen deshalb immer wieder schwere Verbrennungen im Gesicht zuziehen.

Gemeinsam mit Studenten von der Insel wurden diese Familien mit Kochgeräten versorgt, die weniger gefährlich sind und außerdem kein Holz benötigen und damit auch die heimischen Wälder schonen. Nun kümmert sich Bettina Miserius zunächst einmal intensiv weiterhin um ihr Studium in Düsseldorf an der Heinrich-Heine-Universität, wo sie den Masterabschluss ansteuert. "Madagaskar hat mich nachhaltig verändert", sagt die 24-Jährige. Vieles, was in der Konsumgesellschaft so wichtig genommen werde, sehe sie heute mit ganz anderen Augen, meint die junge Frau.

Denn Madagaskar steht mit seinen 22 Millionen Einwohnern auf dem Welthunger-Index auf Platz 70 von 78 und damit auf der Skala der Notleidenden ganz weit oben.

(RP)
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