Leverkusen Streit um die Jazztage

Leverkusen · Eckhard Meszelinsky, Leiter des Leverkusener Musikfestivals, wehrt sich gegen den Vorschlag von Bürgerlisten-Chef Erhard T. Schoofs, die Jazztage kämen auch ohne städtischen Zuschuss aus.

Die Leverkusener Jazztage haben noch nicht begonnen, da sorgen sie schon für reichlich Diskussionsstoff. Denn das international beachtete Festival ist Gegenstand eines Streits zwischen zwei starken Charakteren. Auf der einen Seite: Veranstalter Eckhard Meszelinsky. Auf der anderen: Bürgerlisten-Chef Erhard T. Schoofs. Seit Jahren schon knistert es zwischen den beiden. Gestern brach der lange bereits schwelende Streit offen aus. Auslöser: Eine harmlose Frage bei einer Presse-Rundfahrt der Bürgerliste. Um Vorschläge für Einsparungen im Kulturbereich gebeten, nahm Schoofs die Jazztage ins Visier. Der Tenor seiner Ausführungen "als Privatmann": "Der städtische Zuschuss ist unnötig. Herr Meszelinsky verdient mit den Jazztagen richtig gutes Geld."

Jazztage: Jeder Cent zählt

Pikanterweise war der Bürgerlisten-Chef einst selbst künstlerischer Leiter des Festivals. "Schoofs war es, der mich überredet hat, das zu machen. Und seit der ersten Minute bekämpft er mich und macht mich sogar bei den Sponsoren schlecht. Er ist ein Brunnenvergifter hoch zehn", beschwerte sich Meszelinsky auf Nachfrage der Rheinischen Post. Dass Schoofs sich bei seiner Einschätzung auf die "bekannten Gagen" bezogen hatte, brachte ihn merklich auf die Palme. "Er weiß vielleicht noch, wie das vor 16 Jahren war, aber seitdem hat die Welt sich weitergedreht", betonte er. Eine zusätzliche Spitze kann er sich nicht verkneifen: "Wie toll sich Geld mit den Jazztagen verdienen lässt, hat Herr Schoofs ja bewiesen. In seinem letzten Jahr hat er damals 200 000 Mark Minus gemacht", verriet Meszenlinsky.

Es schließt sich ein Plädoyer an für ein Fortführen der Unterstützung durch die Stadt. "Wir scheffeln nicht das Geld, sondern sind im Gegenteil auf jeden Cent angewiesen", versichert der Festival-Chef. Gerade werde Ersatz gesucht für einen abgesprungenen Sponsor. Das Post-Unternehmen TNT hatte wegen finanzieller Probleme das Engagement beendet. Immer mehr zur Decke strecken müsse nicht nur er sich, sondern das gesamte Jazztage-Team, um bei insgesamt deutlich schwereren Rahmenbedingungen als vor einigen Jahren noch ein für die Zuschauer attraktives Festival auf die Beine zu stellen.

Jazztage nur mit Unterstützung

Der Leiter der Jazztage rechne zwar nicht damit, dass Schoofs mit seinem Vorschlag Mehrheiten erhält. Gedanklich hat er sich über den Fall der Fälle jedoch schon Gedanken gemacht. "Wenn die Stadt uns nicht mehr unterstützen würde, dann würde ich die Jazztage vom nächsten Tag an nicht mehr machen. Dann kann ja der Schoofs versuchen, damit richtig Geld zu machen", schlug er nicht ganz ernst gemeint vor.

Seit 1996 ist Meszelinsky für die Jazztage zuständig, die einst hervorgegangen sind aus einem Volkshochschulkurs über die Geschichte des Jazz. Schoofs gehörte zu den Geburtshelfern des Festivals, das im Jahr 1980 Premiere feierte. Bis heute bekommt der Ex-Genosse und bekennende Jazz-Liebhaber Schoofs strahlende Augen, wenn er in Erinnerungen an diese ersten Jahre schwelgt. "Wenn ihm die Musik so am Herzen liegt, kann ich es umso weniger verstehen, weshalb er die Jazztage und mich seit Jahren so attackiert", sagte Meszelinsky, nachdem sich seine erste Aufregung über den Bürgerlisten-Chef etwas gelegt hat. Eines ist nach diesem Streit klar: Trotz ihrer gemeinsamen Vorliebe für Musik werden die beiden in diesem Leben sicherlich keine Freunde mehr.

(RP)
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