Autobahnausbau in Leverkusen „Langen A3-Tunnel nutzen nur 38 Prozent“

Leverkusen · Ein Experte von Straßen NRW schätzt die Nutzung eines Durchgangstunnels im Stadtgebiet als relativ gering ein.

 Inseldasein: Rechts und links fließt der Verkehr, in der Mitte arbeitet sich Straßen NRW am zweiten Eingriff in die Deponie Dhünnaue ab. Unterm Zelt und unter hohen Sicherheitsvorkehrungen, wie die Behörde betont.

Inseldasein: Rechts und links fließt der Verkehr, in der Mitte arbeitet sich Straßen NRW am zweiten Eingriff in die Deponie Dhünnaue ab. Unterm Zelt und unter hohen Sicherheitsvorkehrungen, wie die Behörde betont.

Foto: Uwe Miserius

Verlorene Liebesmüh, das ist die Umschreibung für eine Anstrengung, die sich nicht lohnt. Und böse Zungen werden unken, dass sich der Einsatz der Bürgerinitiativen und des Leverkusener Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach (SPD)  für einen, am besten zwei lange Tunnel – auf der A1 und der A3 –  nicht lohnen werden.  Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) habe, sagt Lauterbach, bisher noch keine (großen) Tunnel außerhalb Bayerns genehmigt.

Da dürfte es für die Tunnelbefürworter gewesen sein wie Öl ins Feuer zu gießen, als Hans Schnitzer, Projektleiter Planung Autobahnausbau bei Leverkusen, jetzt dies sagte: Ein Durchgangstunnel auf der A3 erfülle wohl nicht die Idee, den Großteil des Verkehrs unterirdisch zu führen. Denn er geht davon aus, dass nur 38 Prozent des A3-Verkehrs  den Tunnel nutzen würden. Die übrigen 62 Prozent blieben oberirdisch, weil sie entweder nach Leverkusen fahren oder auf die A1 wechseln wollten.

Dem möglicherweise geringen Nutzen steht ein großer Aufwand gegenüber. „Die Leute fragen oft, warum der Durchfahrttunnel  nach jetzigem Stand 2,6 Milliarden Euro kosten könnte“, sagt Timo Stoppacher, Sprecher von Straßen NRW und liefert die Antwort gleich mit. „Die A3 müsste unter- und oberirdisch ausgebaut werden, also doppelte Kosten.“ Denn: Die Autobahn ist aus beiden Richtungen bis kurz vor Leverkusen achtspurig ausgebaut. Für einen langen Tunnel müsste Straßen NRW etwa auf der Köln-Mülheimer Seite weit vor der Anschlusstelle Leverkusen-Zentrum beginnen, den Durchgangsteil unter die Erde zu legen, rechts und links liefe die oberirdische Bahn mit Verbindung zur A1.

Für die beiden je fünf Kilometer langen Tunnelröhren – „ein großer Tunnel für den Gesamtverkehr funktioniert wegen der vielen Spuren nicht“ (Stoppacher) – müssten die größten am Markt verfügbaren Tunnelbohrmaschinen genutzt werden. Samt der Ein- und Ausfahrt der Röhren wird der Durchgangstunnel acht Kilometer lang. „Parallel muss der oberirdische Ausbau der A3 laufen. So kommen die Kosten zustande.“ Kosten, die die von Straßen NRW bevorzugte Variante, der oberirdische Ausbau,  nicht verursachte und „nur“ 233 Millionen kostete.

Bei der dritten Variante, einer im Stadtgebiet komplett unter Tage verbannten A3 (969 Mio. Euro), müsste ins Flora-Fauna-Habitat-Gebiet Dhünn eingegriffen werden. Es könnte Probleme mit dem Grundwasser geben. Tunnelbohrmaschinen bräuchte es nicht. Der Tunnel würde in offener Bauweise erstellt. Die Initiativen, die Lärm, Grundstücksverlust und weitere Feinstaubbelastung durch den oberirdischen Ausbau fürchten, werden Argumente wie die 38-Prozent-Nutzung nicht schrecken. Lauterbach auch nicht. Er will sich in zwei Woche wieder mit Scheuer treffen. Die Tunnel sind Thema. „Geld oder politische Eitelkeiten dürfen bei dem Thema keine Rolle spielen“, sagt er.

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