Leverkusen Stau: Handwerk verliert pro Jahr 300 Mio. Euro

Leverkusen · Eine Umfrage der Handwerkskammer Köln ergibt, dass Fahrzeuge Leverkusener Firmen mehrfach täglich mit dem Stillstand kämpfen.

 Ende 2012 ließ der damalige NRW-Verkehrsminister Michael Groschek die Rheinbrücke bei Leverkusen für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gewicht sperren.

Ende 2012 ließ der damalige NRW-Verkehrsminister Michael Groschek die Rheinbrücke bei Leverkusen für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gewicht sperren.

Foto: UM

Die A 1-Rheinbrücke ist bei Unternehmen wie Privatleuten mittlerweile zum Synonym für "großes Ärgernis" geworden. Seit fünfeinhalb Jahren ist das marode Bauwerk für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gesamtgewicht gesperrt. Wer gerne Transporter in einer Schlange sehen möchte, stellt sich morgens einfach auf eine der Leverkusener Brücken über die Autobahn 1 und sieht quasi Lkw und Transporter hintereinander aufgereiht bis zum Horizont. Die Auffahrt zur A 3 im Leverkusener Kreuz ist dicht. Staustadt Leverkusen.

So sieht es auch Ortwin Weltrich, Geschäftsführer der Kölner Handwerkskammer. "Für Betriebe, deren Mitarbeiter oft mit dem Auto zum Kunden fahren müssen, sind die Wegzeiten immer schwieriger zu kalkulieren - besonders problematisch ist es für Firmenfahrzeuge, die eine der Rheinbrücken nutzen müssen. Weltrich schließt an: "Es gibt bereits Unternehmen, die Kundenaufträge auf der anderen Rheinseite nicht mehr annehmen wollen."

Die finanziellen Folgen bezeichnet die Kammer als gravierend. Sie hat hochgerechnet, dass den Handwerksbetrieben in der Region Köln-Bonn ein Gesamtschaden von jährlich 300 Millionen Euro entsteht. Das Rechenexempel basiert auf einer aktuellen Umfrage unter den Firmen, in der die Unternehmen auch eine Schätzung der Kosten, die ihnen innerhalb eines Jahres durch den Stau entstehen, abgeben. 2017 lag der Wert bei 290, vor zwei Jahren noch bei 240 Millionen Euro. Im Schnitt, so hat die Kammer aus den Umfrageergebnissen ausgerechnet, belaufen sich die Staukosten pro Betrieb mittlerweile auf 20.100 Euro. Auch dieser Wert lag 2015 noch niedriger, nämlich bei knapp 15.000 Euro.

Ortwin Weltrich macht als Kern des Stauübels die "vielen Groß- und Dauerbaustellen, die angesichts des Sanierungstaus auf den Hauptverkehrsachsen und Rheinbrücken unumgänglich sind", aus. Seit Jahren fordere die Kammer ein besseres Baustellenmanagement. Doch das steht offenbar selbst im Stau, kommt nur schleppend voran, beklagt der Geschäftsführer. Ein Silberstreif am Horizont kommt von NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst. "Seine Absicht, dass bei besonders neuralgischen Baustellen rund um die Uhr gearbeitet wird, dass sogenannte Schlafbaustellen vermieden werden, entspricht unseren langjährigen Forderungen", betont Ortwin Weltrich.

Dass sich Autofahrer mit immer mehr Staus herumplagen müssen, zeigen auch die Zahlen einer ADAC- Studie für 2017. "Die Summe der Staukilometer stieg in Nordrhein-Westfalen um 17 Prozent auf rund 455.000", heißt es von dem Automobilklub. Das Bundesland hat damit die Nase ganz vorn im Ländervergleich. Einer der Top-Stauabschnitte ist laut ADAC die A 3, Oberhausen - Köln. Eine Strecke, die auch Leverkusener Handwerksbetriebe nutzen. Zwei Drittel der Leverkusener gaben bei der Kammer-Umfrage, an der sich 800 Firmen beteiligten, an, dass Fahrzeuge von ihnen mehrmals täglich im Stau stehen. Selten von Stauproblemen betroffen waren elf Prozent der örtlichen Handwerksbetriebe.

(RP)
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