Leverkusen Stadt verdient beim Tanzvergnügen mit

Leverkusen · Zwanzig Prozent vom Eintrittspreis werden in Leverkusen als "Tanzsteuer" fällig. Der Steuerzahlerbund kritisiert das.

Wer in der Wacht am Rhein in diesem Jahr Silvester feiern will, darf sich ab 22 Uhr, wenn das Buffet geplündert ist, auf einen "feurig geladenen Musikmix" freuen. Denn dann liegt laut Veranstalter ein DJ die angesagten Platten auf. Tickets mit Büfett kosten 39 Euro, wer nur feiern will, zahlt 15 Euro.

Das Geld geht jedoch nicht nur an den Organisator der Party - auch die Stadt Leverkusen verdient an dem Abend kräftig mit, genauer gesagt 20 Prozent von jeder verkauften Eintrittskarte. Denn das Ganze gilt als kommerzielle Tanzveranstaltung - die ist tanzsteuerpflichtig.

Die genaue Bezeichnung lautet heutzutage zwar Vergnügungssteuer und ist wesentlich breiter gefasst, sie geht jedoch tatsächlich auf das preußische Kommunalabgabengesetz von 1893 zurück. Darin heißt es wortwörtlich: "Die Besteuerung von Lustbarkeiten, einschließlich musikalischer und deklamatorischer Vorträge, sowie von Schaustellungen umherziehender Künstler ist den Gemeinden gestattet." Und die langen teils kräftig zu: So werden in Düren beispielsweise 30 Prozent vom Kartenpreis abgeführt, auch Gelsenkirchen verlangt den gleichen Satz, in Aachen werden immerhin noch 23 Prozent fällig.

Der Bund der Steuerzahler hat diese Praxis jetzt als "historisch überholt" kritisiert. Der Landesverband Nordrhein-Westfalen hatte dazu die Höhe der Vergnügungssteuer auf gewerbliche Tanzveranstaltungen in den kreisfreien Städten und allen Kommunen mit mehr als 60 000 Einwohnern verglichen.

Ergebnis: In mittlerweile 13 Kommunen ist die Tanzsteuer inzwischen abgeschafft: in Dormagen, Hamm, Kerpen, Lüdenscheid, Lünen, Minden, Mönchengladbach, Neuss, Remscheid, Unna, Viersen, Witten und Wuppertal. Von all denen, die sie noch erheben, liegt Leverkusen im oberen Mittelfeld. Allerdings muss hier auch bezahlen, wer überhaupt keinen Eintritt verlangt: Denn dann berechnet sich die Tanzsteuer nach jeweils angefangenen zehn Quadratmetern Veranstaltungsfläche, für die jeweils ein Euro gezahlt werden muss.

Aachen und Dortmund kassieren in diesem Bereich mit drei Euro am meisten - der Durchschnittswert in den kreisfreien Städten beträgt 1,87 Euro.

Mittlerweile - da sind sich der Steuerzahlerbund und die meisten Städte einig - trägt Tanzsteuer nur noch in ganz geringem Maß zu den Steuereinnahmen bei. Darum haben die 13 Vorreiter-Kommunen sie auch abgeschafft.

Das will Leverkusen nicht tun: Auch hier beträgt der jährliche "Geldsegen" zwar nur 20 000 Euro - auf den wolle man aber nicht verzichten, berichtete eine Stadtsprecherin: "Das kann sich eine finanziell gebeutelte Stadt wie Leverkusen auch bei so vergleichsweise kleinen Beträgen einfach nicht leisten."

Ob klassisch oder modern, ob Tanztee oder Disco - beim Tanz in das kommende Jahr wird die Stadt also auch weiterhin die Hand aufhalten.

(RP)
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