Corona aktuell Stadt Leverkusen fordert Hilfe der Bundeswehr an

Leverkusen · Ab Mittwoch helfen Marineflieger der Stadt bei der Kontaktnachverfolgung. Die Verwaltung sucht in der aktuellen Corona-Lage sicherheitshalber Bürger mit medizinischer Ausbildung für den Fall, dass das Pflegepersonal knapp wird. Die Schonfrist für Maskenmuffel ist vorbei: Die Stadt hat mit Bußgeldern begonnen.

 „Die Schonfrist“ für Maskenmuffel ist vorbei, sagt Andrea Deppe. Das Ordnungsamt verteilt nun auch Bußgelder.

„Die Schonfrist“ für Maskenmuffel ist vorbei, sagt Andrea Deppe. Das Ordnungsamt verteilt nun auch Bußgelder.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Mitte nächster Woche kommen 20 Marineflieger aus Nordholz. Die Bundeswehrsoldaten sollen die Stadt bei der immer schwieriger werdenden Kontaktnachverfolgung unterstützen. Die Verwaltung hat zu dem Thema nun eine Verwaltungseinheit eingerichtet, in der bereits 40 Stadtmitarbeiter tätig sind. „Wir haben festgestellt, auch das reicht nicht: Ab kommender Woche sind es mit der Bundeswehr dann 60, es wird im Zwei-Schicht-System sieben Tage pro Woche gearbeitet“, sagt Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach im Corona-Lagebericht der Stadt. „Das ist nicht nur eine Sache für zwei drei Wochen, die Einheit bleibt mindestens bis Ende des Jahres.“ Die weiteren Fakten der Woche:

Fälle Am Freitag nennt die Stadt 1476 Corona-Infizierte seit Ausbruch der Pandemie – 43 mehr als am Vortag. Davon gelten 745 als genesen (Vortag: 726). Ein Todesfall ist hinzugekommen. Ein 79-Jähriger, der mit dem Corona-Virus infiziert war, ist am Donnerstag gestorben. Er hatte laut Stadt diverse Vorerkrankungen. Seit März sind 13 Leverkusener im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. 719 Leverkusener sind aktuell an Covid-19 erkrankt – 24 mehr als am Vortag. 3895 Leverkusener sind in Quarantäne. An 18 Schulen hat es laut Krisenstabschefin Andrea Deppe bisher 36 Corona-Fälle gegeben, darunter fünf bei Lehrern und einen Fall bei der OGS-Betreuung. Im Remigius-Krankenhaus werden neun Patienten betreut, einer davon auf der Intensivstation, berichtet der Kaufmännische Leiter des Hauses, Thomas Karls. Im Klinikum gibt es am Freitag 26 Covid-19-Fälle, fünf davon werden intensivmedizinisch betreut, darunter ist ein Patient der beatmet werden muss, meldet der Ärztliche Direktor Utz Krug. Der Inzidenzwert liegt bei 185,7 (Vortag: 196,7).

Krankenhäuser Die Belastungsgrenze rückt näher. „Engpässe gibt es noch nicht, aber das Pflegepersonal wird knapper“, sagt Deppe. Das Klinikum nutzt mittlerweile eine onkologische Station als weitere Infektionsstation. Von den 26 Betten sind derzeit vier belegt, sagt Utz Krug. Ab kommender Woche werden geplante Eingriffe, die nicht dringlich sind, verschoben, um ausreichend Personal vorhalten zu können, sollte die Zahl der Patienten, die im Krankenhaus betreut werden müssen, weiter steigen. „Die Besuchsregelungen bleiben aber vorerst, wie sie derzeit sind“, betont Krug.

Seniorenheim Tempelhofer Straße Die Awo-Einrichtung verzeichnet einen Corona-Ausbruch: Es gibt zehn infizierte Bewohner und fünf betroffene Mitarbeiter. „Zudem haben sich 14 Mitarbeiter krank gemeldet. Ob das mit Corona zusammenhängt, wissen wir noch nicht“, sagt Axel Zens von der Awo. Die Einrichtung hat einen Besuchsstopp verhängt und einen Infektionsbereich mit 36 Plätzen eingerichtet, in den die betroffenen Bewohner umziehen werden, um die Ausweitung der Infektion zu verhindern. Weiteres Problem des Hauses: „Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen weigern sich, Infizierte zu pflegen“, berichtet Zens.

Pflegepersonal gesucht Die Stadt bittet Bürger, die medizinische, pflegerische oder rettungsdienstliche Fachkenntnisse haben, sich beim Fachbereich Personal und Organisation zu melden. „Das Ziel ist es, auf diese Fachkräfte zurückgreifen zu können, sobald weitere personelle Unterstützung der Kliniken und/oder Pflegereinrichtungen nötig ist“, sagt Deppe. Infos: https://recruitingapp-5165.de.umantis.com/Vacancies/1526/Description/1 oder 0214 406-1106 und corona@stadt.leverkusen.de.

Abstrichzentrum Der technische Fehler, der am Mittwoch zu Chaos am Testzentrum Auermühle führte (wir berichteten), ist behoben. Um derlei Tumult zu vermeiden, fahren die Malteser ab sofort zu Grundschulen und Kitas raus. Auch über die Erweiterung der Testzeiten wird beraten. „Wir werden an weiteren Tagen öffnen“, sagt Tim Feister vom Malteser Hilfsdienst. Weil sich an der Auermühle auch Bürger einfinden, die nicht vom Gesundheitamt dorthin geschickt wurden und so auch nicht angemeldet sind, haben die Malteser die Security erhöht, „es finden praktisch wie vor der Disko Einlasskontrollen statt“.

Corona-Regeln, Maskenpflicht, Kontrolle Die seit Montag geltende Verordnung ist nochmal erweitert worden. Seit Donnerstag gilt etwa ein Alkoholverkaufsverbot zwischen 23 und 6 Uhr, weist Krisenstabschefin Andrea Deppe hin. „Die Schonfrist“ für Maskenmuffel ist seit dieser Woche vorüber. Die städtischen Kontrolleure haben 45 Bußgelder verhängt, 488 Ermahnungen ausgesprochen. Ein Bußgeld droht auch dem, der in der Fußgängerzone zum Rauchen, Coffee-to-go-Trinken oder Imbissverzehren die Maske abnimmt oder nur halbherzig aufgesetzt hat. Der Kommunale Ordnungsdienst werde zudem auch für die Kontrolle der Quarantäne-Auflagen eingesetzt, betont Deppe. Um die Aufgabe meistern zu können, werden Mitarbeiter vom Sportpark und der Kulturstadt ebenfalls dazu eingesetzt.

Merkzettel Gesundheitsamtschef Martin Oehler erinnert: „Jeder Einzelne muss nun seinen Beitrag leisten, um die weitere Ausbreitung zu vermeiden und um die Funktionsfähigkeit der Krankenhäuser zu erhalten.“ Die Stadt will den Bürgern mit Merkblättern helfen – mit allgemeinen Infos zum Coronavirus, für Kontaktpersonen von Infizierten und für Corona-positiv getestete Personen. Sie sind abrufbar unter www.leverkusen.de/leben-in-lev/corona-info-leverkusen/verhalten-und-schutz.php.

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