Leverkusen Stadt braucht mehr Kita-Plätze

Leverkusen · 388 Kinder werden von Tageseltern betreut. Der Bedarf ist groß. Heute spricht der Stadtrat über die Betreuungsplätze.

 Nadine Müller, die die neue Großtagespflege "Krabbelino 3" betreibt, zeigt den Kleinen, wie sie Bilder mit Pusteblumen gestalten können.

Nadine Müller, die die neue Großtagespflege "Krabbelino 3" betreibt, zeigt den Kleinen, wie sie Bilder mit Pusteblumen gestalten können.

Foto: Uwe Miserius

Früher waren im Schaufenster Modellbau-Artikel ausgestellt. Inzwischen stellen sich die neuen Bewohner des Ladenlokals an der Bensberger Straße 80 mit bunten Abdrücken ihrer kleinen Hände und Namen wie Mika, Ben, Julia, Moritz vor. Neun Kleinkinder haben nicht nur die Geschäftsräume erobert, sondern auch die anschließende Erdgeschosswohnung, in dem einst die Inhaber wohnten. Dass beides durch eine Tür miteinander verbunden ist, war ein Glücksfall für Nadine Müller, die hier ihre Großtagespflege für Kinder unter drei Jahren eröffnete.

In der Leverkusener Stadtverwaltung ist man heilfroh um jede neue Tagespflege, die an den Start geht. Trotz vieler An- und Umbauten reichen die neu geschaffenen Plätze für Kinder unter drei Jahren in Kindertagesstätten nicht aus. Seit dem Rechtsanspruch auf Betreuung wurde viel gebaut, inzwischen ist der Personalmangel das größere Problem. In der Ratssitzung am heutigen Montag wird deshalb über eine neue Satzung für die Förderung in der Kindertagespflege entschieden. Damit werde sich deren finanzielle Situation verbessern, sagt Wolfgang Mark, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Kinder und Jugend.

Aktuell gibt es 5596 Kinderbetreuungsplätze in Leverkusen. 388 Mädchen und Jungen werden von Tages-müttern und -vätern betreut. Legt man eine Quote von 42 Prozent für Kinder im U3-Bereich zugrunde, ergibt sich rein rechnerisch eine Unterdeckung von 140 Plätzen. Bei den Kindern über drei Jahren sind es sogar 299.

Für Nadine Müller ist es bereits ihre dritte Großtagespflege, die alle den Namen "Krabbelino" tragen und der Reihe nach durchnummeriert sind. Die erste war die schwierigste, weil dazu die ehemalige Gaststätte Petersbergstuben umgebaut werden mussten. Diese Einrichtung wird wie die zweite an der Dhünnstraße heute von selbstständigen Kolleginnen geführt. Aber die Verwaltungsarbeiten für alle erledigt Müller, die selbst das neue "Krabbellino" leitet und von Jacqueline Kowalski unterstützt wird.

Müller hat vor dem Schritt in die Selbstständigkeit im Evangelischen Kindergarten Quettingen und im Burscheider Kinderheim gearbeitet hat. Die Abläufe hat die gelernte Erzieherin zum großen Teil von dort übernommen. Gekocht wird selbst, unter ähnlichen Bedingungen wie zu Hause. Während eine Erzieherin das Essen zubereitet, beaufsichtigt die Kollegin die Kinder im großen Spielzimmer oder - bei schönem Wetter - im Garten, der eigentlich über zwei Grundtücke geht.

Der Jüngste reibt sich vor Müdigkeit die Augen und möchte auf den Arm. Er wird gleich als erster von allen gewickelt und gefüttert, während die übrigen Zwerge auf ihren Hochstühlen rund um den großen Tisch gemeinsam essen. Heute gibt es Nudeln, die mögen alle, ebenso den frischen Gurkensalat. Danach ist Mittagsruhe. In zwei Schlafräumen stehen neun identische Gitterbettchen bereit.

Um zwei Uhr werden die meisten abgeholt, weil die Eltern größtenteils 30 Betreuungsstunden pro Woche gebucht haben. Alternativ sind 25, 35 oder 45 möglich. Die Gebühren sind nach Einkommen gestaffelt und - wie in Kitas - an die Stadt zu zahlen, die wiederum Pauschalbeträge pro Kopf und Betreuungszeit als Sachaufwand plus Förderleistung an Tagesmütter oder -väter und Großtagespflegestellen überweist. Der Bedarf wächst, 36 Kinder stehen auf Müllers Warteliste.

(mkl)
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