Leverkusen Staatsanwalt prüft Rheindorfer Anzeige gegen VW

Leverkusen · Die Strafanzeige eines Leverkusener Lungenarztes wegen Luftverschmutzung und Körperverletzung fließt in die Ermittlungen gegen VW mit ein, sagt die Staatsanwaltschaft Braunschweig. Weitere Anzeigen von Ärzten lägen nicht vor.

Vor rund drei Monaten hat der Leverkusener Lungenarzt Norbert Karl Mülleneisen Strafanzeige gegen Vorstände und Aufsichtsratsmitglieder von VW, Audi und Porsche "wegen fortgesetztem gewerbsmäßigem Bandenbetrug, gemeingefährlicher Vergiftung, Luftverunreinigung und schwerer Körperverletzung sowie aller in Betracht kommender Delikte" bei der Kölner Generalstaatsanwaltschaft gestellt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat am gestrigen Freitag gegenüber unserer Redaktion den Eingang der Anzeige bestätigt.

"Diese Anzeige fließt wie alle anderen Strafanzeigen im Komplex VW selbstverständlich in die Ermittlungen ein und wird ausgewertet", teilte Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe mit. Der strafrechtliche Gehalt des Sachverhaltes werde von Amts wegen ohnehin in allen Richtungen geprüft. "Eine Entscheidung zu diesem Aspekt im Kontext der gesamten Ermittlungen wird es erst zum Ende der staatsanwaltlichen Untersuchungen geben." Weitere Ärzte, die in Sachen Luftverschmutzung Strafanzeige erstattet haben, seien den Sachbearbeitern nicht bekannt.

Mülleneisen hatte seine Anzeige zunächst bei der Generalstaatsanwaltschaft Köln eingereicht, die diese dann an die Generalstaatsanwaltschaft Braunschweig weiterleitete und diese dann wiederum an die zuständige Staatsanwaltschaft.

Hintergrund: Der Lungenarzt hat nach eigenen Angaben in seiner Praxis festgestellt, dass die Zahl von Atemwegserkrankungen in Leverkusen zugenommen hat, die nicht auf Nikotin zurückzuführen sind. "Diese Patienten waren oder sind noch Feinstaub und Stickoxid an viel befahrenen Straßen ausgesetzt", sagt er.

Mülleneisen wirft in seiner Anzeige zwölf Personen - darunter Ex-VW-Chef Martin Winterkorn, Ulrich Hackenberg (Ex-Audi-Vorstand) und Heinz Jakob Neußer (Ex-VW-Vorstand) - sowie weiteren Verantwortlichen aus den drei Unternehmen vor, "in Autos, die zum öffentlichen Verkauf bestimmt sind, eine Software eingebaut zu haben, die gesundheitsschädliche Abgase vertuscht und dadurch eine schwere Gesundheitsschädigung einer großen Zahl von Menschen verursacht zu haben". Die Software habe 15- bis 35-fach höhere Schadstoffe auf der Straße als im Test verursacht und so Tausende Tonnen von gefährlichen Umweltgiften in die Luft geblasen.

Die genannten Personen hätten "als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung von Straftaten nach verbunden hat", die Gesundheit unbeteiligter Menschen dadurch beschädigt, "dass sie durch Vorspiegelung falscher und Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt haben".

(sug)
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