Leverkusen St. Remigius hilft Mädchen aus Palästina

Leverkusen · Eine Achtjährige hat im Gaza-Streifen ihren Fuß verloren. Dank des Opladener Krankenhauses kann sie wieder gehen.

 Engagierter Helfer und glückliche Patientin: Chefarzt Dr. Ralf Decking und die achtjährige Palästinenserin Ayah im Opladener St. Remigius-Krankenhaus.

Engagierter Helfer und glückliche Patientin: Chefarzt Dr. Ralf Decking und die achtjährige Palästinenserin Ayah im Opladener St. Remigius-Krankenhaus.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Sprechen will Ayah nicht. Die Achtjährige ist zu schüchtern. Um ihren Gemütszustand zu beschreiben, reicht aber ein Blick in ihr Gesicht: Das Lächeln sagt mehr als Worte. Ayah ist Palästinenserin und hat im Gaza-Streifen ihren rechten Vorfuß verloren, was zu einer Achs-Fehlstellung und einem verkürzten Unterschenkel führte. Im St.-Remigius-Krankenhaus wurde ihr im vergangenen halben Jahr kostenfrei geholfen. Jetzt kann sie wieder ganz normal laufen. Wenn sich Orthopädie-Chefarzt Dr. Ralf Decking die Röntgenbilder von Ayahs Bein anschaut, fängt auch er an zu strahlen: "Man ist als Orthopäde jedes Mal wahnsinnig glücklich, dass man so etwas schaffen kann."

Wie genau Ayah ihren Fuß verlor, ist unklar. Eine Granatexplosion in frühester Kindheit wird vermutet. Nun wurde die Beinachse korrigiert, und mithilfe eines Fixateurs wurde das Bein um etwas mehr als vier Zentimeter verlängert. Dieser Prozess geschieht verhältnismäßig schnell: Ein Millimeter wird der Fixateur pro Tag erweitert. Damit haben die Knochenzellen genug Zeit, sich zu vermehren. "Es ist eine unglaubliche Potenz, mit der das Bein bei Kinder wachsen kann", sagt Decking. Kostenfrei bekam Ayah zusätzlich einen speziell auf ihre Bedürfnisse angepassten orthopädischen Schuh von OrthoLev in Opladen. Damit kann der fehlende Vorfuß bei der Abrollbewegung ausgeglichen werden.

Im September wurde Ayah mit 41 weiteren verletzten Kindern von der Organisation "Friedensdorf International" aus Gaza ausgeflogen, um in Deutschland medizinisch versorgt zu werden. Martin Biller, Direktor der katholischen Krankenhäuser St. Remigius und St. Josef, erläutert die Beweggründe der Hilfe: "Wir sehen es als unsere Verpflichtung an, dass wir nach unserem christlichen und humanistischen Weltbild helfen." Deshalb nimmt das St. Remigius Kinder unabhängig ihrer Herkunft oder ihrer Religion aus Krisengebieten auf - zumindest so weit es finanziell möglich ist. "Wir müssen natürlich auch aufs Geld achten, sonst überleben wir als Krankenhaus nicht. Wir können leider nicht allen helfen", sagt Biller. Fünf Kinder hat Decking in den vergangenen drei Jahren vom Friedensdorf vermittelt bekommen und mit orthopädischen Operationen geholfen. Dazu kommen zahlreiche ambulante Behandlungen und Hilfestellungen bei der Diagnose. "Oft haben wir, nachdem wir die Röntgenbilder aus den betreffenden Gebieten bekommen haben, festgestellt, dass keine OP notwendig ist", erzählt Ralf Decking. Das Friedensdorf fliegt in der Regel zweimal im Jahr in Krisengebiete und meldet sich dann bei Krankenhäusern in Deutschland. "Da kommt es dann darauf an, ob der Fall auch zu uns passt oder ob woanders bessere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen", erläutert Biller.

Ayah hatte gestern ihre Abschlussuntersuchung. Alles sieht gut aus. Sie darf ins Friedensdorf in Oberhausen zurück, wo sie bereits die Wochen nach dem stationären Aufenthalt gelebt hat. Dort wartet sie auf den nächsten Flug nach Gaza, um ihrer Familie zeigen zu können, wie ihr in Leverkusen geholfen wurde.

(RP)
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