Wintersport-Mekka der Zukunft Wie Olympia in Leverkusen aussehen würde
Leverkusen · Leverkusen ist kein Wintersport-Ort. Na und? Sotschi auch nicht. Also fordern wir: Olympia am Rhein! Es ist ja schon alles da.
Angesichts der überbordenden Kritik an Sotschi als Austragungsort der Olympischen Winterspiele in subtropischer Region werden vielerorts die Chancen übersehen, die Sotschi künftigen Bewerberstädten eröffnet. So wie Leverkusen, das sich bei eingehender Betrachtung als geradezu prädestiniert als Wintersport-Mekka der Zukunft erweist.
Bobfahren/Rodeln Die traditionsreiche Strecke auf dem Edelrather Weg verspricht Rekordzeiten. Die Gesellschaft Erholung Edelrath-Uppersberg freut sich darüber, ihre Seifenkisten-Strecke endlich auch im Winter nutzen zu können. Die TBL baggern dafür den Straßenverlauf zu einer Fahrrinne aus.
Biathlon Mit Schnee aus der Neusser Ski-Halle wird quer durch die Opladener Fußgängerzone eine Loipe gespurt. Hier herrscht allerdings Schrittgeschwindigkeit, die von der örtlichen Polizei auch gewissenhaft kontrolliert wird. Geschossen wird an einer Schießbude, die von der Karnevalskirmes stehengeblieben ist. Die Strafrunden sind am Berliner Platz zu absolvieren, dessen zweispuriger Kreisverkehr indes nur einspurig befahrbar sein wird, um die Athleten nicht zu verwirren.
Ski Alpin Abfahrt, Super-G, Slalom, Riesenslalom und Kombination finden in Bergisch Neukirchen statt. Die deutsche Fahnenträgerin Lara Frost vom Ski-Club Bayer freut sich auf ihr Heimspiel.
Ski-Freestyle Nicht nur wegen ihres Namens wird die Ringstraße in Hitdorf in die Spiele integriert. Der nicht ausgebaute Teil könnte ohne große Veränderungen als Buckelpiste herhalten. Im Falle einer Umbenennung in "Olympische Ringstraße" würde das IOC nach Informationen unserer Zeitung den Ausbau sowie zwei bis drei Umgehungsstraßen für Hitdorf spendieren.
Curling Der Sportpark konnte dazu bewegt werden, den rutschigen Boden aus dem CaLevornia-Bad nicht wegzuwerfen. Für die Curling-Wettbewerbe wird der Belag mit den optimalen Gleiteigenschaften auf der Bismarckstraße verlegt. Das Areal heißt im Volksmund liebevoll "CurLevornia".
Eisschnelllauf Dem Vorbild holländischer Grachten folgend finden die Wettbewerbe auf der zugefrorenen Dhünn statt. Dass sie auf jeden Fall eine Eisdecke ziert, dafür garantieren Bayer AG und Lanxess: mit einem Extra-Zusatz, der Wasser bei zweistelligen Plusgraden gefrieren lässt und der "ohne natürliche Zusatzstoffe" auskommt.
Eishockey Die Puckjäger sind auf der Schusterinsel im Einsatz, wo Werner Nolden eigens eine Leverkusen-on-Ice-Halle baut. Für die geselligen Fans aus Skandinavien und Nordamerika sind genügend Reste von der Bierbörse im Angebot.
Eiskunstlauf Die BayArena wird kurzerhand zur Arena der Kunstläufer umgebaut. Dafür wird über den vorhandenen Rasen eine Kunsteisschicht gezogen. Weil Greenkeeper Dieter Prahl nicht ertragen kann, dass sein Rasen ohne Luft und Sonnenlicht auskommen muss, schickt Bayer 04 ihn für die Zeit der Spiele in bezahlten Urlaub an einen unbekannten Ort in Florida.
Skispringen Die Sprungschanze wird einfach an den Wasserturm angebaut. Nach einem Flug über die A 1 landen die Athleten — im Normalfall — im Neulandpark.
Statt des Olympisches Dorfs wird an der Umsetzung der "Olympischen Bahnstadt" gearbeitet. Genügend Parkplätze sollen am Opladener Bahnhof zur Verfügung stehen. Falls nicht, verspricht Straßen.NRW weitere Stellflächen auf der A 3 und der neuen A 1-Rheinbrücke. Die Siegerehrungen werden im Bereich von Juwelier Kopp vorgenommen. Nach den von einem Musikschul-Quartett gespielten Hymnen können alle über Rang zwei enttäuschten Silbermedaillen-Gewinner im Geschäft ihr Edelmetall veräußern — einfach in die Schlange mit den Mitarbeitern der Bayer AG einreihen, die ihre 150-Jahre-Jubiläumsmedaille versilbern.
Wie in Sotschi sind alle Bedingungen für die Ausrichtung von Winter-Spielen erfüllt. Es bedarf nur noch eines starken Mannes in Leverkusen, der die Dinge an sich zieht.
