Fußball Wechsel auf dem Prüfstand

Die Fußballverbände Mittel- und Niederrhein erwägen, die Wechselregel zu ändern. Womöglich können in C- und D-Kreisligen schon ab Winter ausgewechselte Spieler wieder eingewechselt werden. Trainer sind skeptisch.

Die Regeln im Senioren-Fußball sind klar: Drei Spieler dürfen aus- und drei andere eingewechselt werden. Wer nur zwölf Akteure für ein Spiel zusammenbekommt, kann auch nur einmal wechseln. Das könnte sich aber in absehbarer Zeit für die C- und D-Kreisligisten anders darstellen.

Bei den Fußballverbänden wird über eine Änderung nachgedacht, nachdem der Westdeutsche Fußball- und Leichtathletikverband beschlossen hat, die Wechselregelung zu ändern. Im Bereich des Mittelrhein-Verbandes starten daher mit der neuen Saison in drei Kreisen (Aachen, Bonn, Heinsberg) Pilotprojekte, berichtet Geschäftsführer Laurenz Neumann. Erprobt wird folgendes Modell: Die Zahl der Wechsel bleibt auf drei beschränkt, bereits ausgewechselte Spieler dürfen aber wieder in die Partie gebracht werden.

"Der Hintergrund ist, dass viele Teams knapp bestückt sind mit Spielern", sagt Neumann. Nach der Saison sollen die Erfahrungen diskutiert werden. "Möglicherweise werden wir die Regelung flächendeckend einführen", erläutert der Geschäftsführer. Auf den Prüfstand kommen wohl auch die Bedenken gegen eine Änderung, weil diese womöglich Raum für taktische Wechsel schaffen könnte.

Auch beim Verband Niederrhein ist das Thema präsent. Dort befasst sich der Fußball-Ausschuss damit. Pilotprojekte gibt es nicht, "wenn wir es einführen, dann wohl komplett", sagt Günter Schmitz.

Der Sachbearbeiter in Sachen Spielbetrieb hält eine Einführung bereits zur Rückrunde 2010/11 für denkbar. Im Zentrum der Überlegungen steht dasselbe Modell wie bei den Kollegen am Mittelrhein. Von der in Bayern erwogenen Praxis, wonach 14 Spieler im Laufe einer Partie beliebig häufig aus- und eingewechselt werden können, "halte ich persönlich nichts", meint Schmitz. Dies könnte taktischen Missbrauch provozieren. "Dann müsste man womöglich gleich eine Netto-Spielzeit wie im Basketball einführen."

Stephan Grallert, Trainer von D-Ligisten FC Opladen, sieht die angedachte Regeländerung zwiespältig. "Ich könnte mich daran nur schwer gewöhnen, schließlich müssen alle Teams dafür sorgen, dass sie wettbewerbsfähig sind." Sein Kollege vom SC Leichlingen II (C-Kreisligist), Freddy Kramer, ist ebenfalls skeptisch. "Ich befürchte Tricksereien, indem Spieler aus höherklassigen Mannschaften in den zweiten oder dritten Teams nach Belieben ein- und ausgewechselt werden können."

Einig sind sich Grallert und Kramer auch darin, dass sich eine Änderung negativ auf die Motivation von Spielern auswirken könnte. "Bei 17 oder 18 Spielern habe ich Schwierigkeiten, mich gegenüber denjenigen, die nicht reinkommen, dafür zu rechtfertigen", sagt Grallert. Das Problem verschärfe sich, wenn er nun noch ausgewechselte Spieler anderen bei einer Einwechselung vorziehe. Kramer plädiert daher dafür, "eher die Anzahl der Wechsel auf vier oder fünf zu erhöhen. Aber wer einmal runter ist vom Platz, sollte auch unten bleiben."

(RP)
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