Warten auf den letzten Tick

Rudi Völler verbreitet weiter Gelassenheit, weil „noch nichts passiert ist“. Michael Skibbe rechnet fest damit, dass die Leverkusener morgen in Hannover was holen. Carsten Ramelow ist wieder dabei.

Wer wird sich denn jetzt schon sorgen um Bayer Leverkusens Mannschaft? Vier Spiele, vier Punkte – das ist zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber auch nichts, was ganz stabile Charaktere zum Bangen bringen könnte. „Seien wir doch ehrlich“, sagt Rudi Völler, „es ist noch gar nichts passiert.“ Die Spitze der Bundesliga ist für den sehr ausgeglichen wirkenden Sportchef in Sichtweite, vier Zähler sind es lediglich bis zur Hertha und Nürnberg, und die werden sich wohl kaum da oben halten. „Wenn der Erste bereits zehn, elf Punkte hätte, wär’ das schon ein schönes Pfund“, meint Völler. Aber so? Nur findet Michael Skibbe, dass es trotzdem bald Zeit wird, „Platz 13 langsam zu verlassen und einen erfolgreichen Weg einzuschlagen“. Der Trainer rechnet sogar fest damit, dass dies morgen schon passiert beim Leverkusener Gastspiel in Hannover (Samstag, 15.30 Uhr).

Eine solch günstige Prognose stellt der Fußballlehrer sich und den Seinen, weil „die Mannschaft einen sehr guten Eindruck gemacht hat und Ruhe im Team ist“. Und er selbst will durch personelle Veränderung auf eine Trend-Umkehr hinwirken. Fredrik Stenman, bislang kein Quell der Freude auf der hinteren linken Position, wird wohl mal aussetzen müssen – auch zu seinem eigenen Schutz. Und Carsten Ramelow, der seine Sperre verbüßt und zudem seine muskulären Probleme überwunden hat, wird einrücken in die erste Formation. „Darauf freue ich mich“, sagt Skibbe, der gleichzeitig dem Youngster Pirmin Schwegler als Ramelows Vertreter in Genf gegen Sion und in Frankfurt gute Arbeit attestiert.

Was sonst noch passiert an Stühlerücken, lässt Skibbe offen – auch ob Gonzalo Castro für Stenman auf die andere Seite wechselt und der genesene Karim Haggui für Castro nach rechts. Der Trainer hält es sogar für möglich, dass der seit Anfang der Woche wieder am Übungsprogramm teilnehmende Stefan Kießling zur ersten Auswahl gehört, wenn „er im Training die Dinger nur so reinhaut“.

Genau damit ist ja das leidige Problem der Leverkusener beschrieben. „Das Verhältnis zwischen Chancen und Toren stimmt nicht. Und das ist schon seit Saisonbeginn so, nicht erst seit der Niederlage in Frankfurt“, stellt Völler fest, „da fehlt der letzte Tick, die Kaltschnäuzigkeit. Vielleicht spielen wir am Strafraum auch mal einen Querpass zu viel.“ Schönes Spiel als Manko – das haben nicht nur Völler und Skibbe ausgemacht. Auch der aufrechte Mannschaftsführer Ramelow meldet sich zu Wort: „Jetzt kann es für uns nur ums reine Gewinnen gehen, nicht mehr um das Wie.“ Herbeireden aber kann der Trainer die Treffer auch nicht, da muss er schon auf die Wende bei Sergej Barbarez, Michal Papadopulos und/oder Andrej Voronin, Stefan Kießling warten. Und ganz nebenbei mahnt Skibbe auch noch „stärkeres Defensivverhalten“ an. „Wir haben zuletzt viel zu schnell unsere Führung wieder verloren“, moniert der Coach.

(RP)
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