Vor 50 Jahren Leverkusens Basketballer werden zum ersten Mal Deutscher Meister

Leverkusen · Vor 50 Jahren, am 26. April 1970, gewannen die heutigen Bayer Giants zum ersten Mal die Deutsche Meisterschaft im Basketball. Es war einer der emotionalsten Momente in der Karriere von Norbert Thimm.

 Die Meistermannschaft des TuS Leverkusen von 1970: Jochen Pollex, Wilhelm Angermann, Wolfgang Bunse, Norbert Thimm, Wolfgang Schmidt, Largo Wandel, Heinz Schäfer (hintere Reihe, v.l.)., Helmut Posern, Götz Grabner, Trainer Günter Hagedorn, Klaus Greulich, Dieter Kuprella, Dan Puscasiu (vordere Reihe, v.l.).

Die Meistermannschaft des TuS Leverkusen von 1970: Jochen Pollex, Wilhelm Angermann, Wolfgang Bunse, Norbert Thimm, Wolfgang Schmidt, Largo Wandel, Heinz Schäfer (hintere Reihe, v.l.)., Helmut Posern, Götz Grabner, Trainer Günter Hagedorn, Klaus Greulich, Dieter Kuprella, Dan Puscasiu (vordere Reihe, v.l.).

Foto: imago sportfotodienst

Es war ein Sonntag, der nicht nur in die Leverkusener Sportgeschichte einging. Am 26. April 1970 fuhr der damalige TuS 04 Leverkusen, die heutigen Bayer Giants, nach Dillingen zum Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. „Wir waren Außenseiter“, erinnert sich Center Norbert Thimm. „Jeder hat damit gerechnet, dass der MTV Gießen die Emporkömmlinge aus Leverkusen in die Schranken weisen würde.“ Doch es kam anders. Die Leverkusener holten den 35:40-Halbzeitrückstand noch auf und entschieden das Duell mit 76:73 für sich.

Die Überraschung war damit perfekt. Leverkusen feierte seine erste Deutsche Meisterschaft im Basketball. „Das macht schon etwas mit einem, wenn man sich die alten Aufnahmen noch mal anschaut“, sagt Thimm. Für ihn war es der erste von vielen Titeln. Der 2,05 Meter große Basketballer gewann fünf Meisterschaften, vier nationale Pokale sowie zwei spanische Titel mit Real Madrid. Er war erfolgreichster Korbjäger der Olympischen Spiele 1972 in München. Doch es gibt eben nur einen ersten großen Sieg.

So sehr sich die Mannschaft um Trainer Günter Hagedorn damals als Außenseiter gefühlt hat, so wenig war der Sieg eine echte Sensation. Denn die Leverkusener Basketballer hatten eine überragende Saison gespielt. In der Bundesliga-Gruppe Nord wurde das Team mit 36:0-Punkten Erster, in der Zwischenrunde mit 12:0. Letztlich legte der damalige TuS 04 mit dem Sieg im Endspiel das Kunststück einer perfekten Saison hin. „Es ist interessant, denn ich verbinde dies gar nicht mit dieser Spielzeit“, erläutert Thimm. „Die Erinnerungen verblassen sowieso. Wir sind damals auf einer emotionalen Welle geritten. Genauso fühlt sich das rückblickend auch an.“

So weiß Norbert Thimm nicht mehr, was Coach Hagedorn in der Pause gesagt hat. „Aber er war ganz sicher ein Trainer, der den Unterschied gemacht hat“, berichtet die Basketball-Legende. Die Freude über den Sieg war so überschwänglich, dass sogar Hagedorns Lederhut bei den anschließenden Feierlichkeiten zum Opfer fiel. An den Hergang erinnert sich Thimm noch genau, doch die Details könnten aus heutiger Sicht verstörend wirken. Begeistert sei der Trainer damals nicht gewesen, aber er habe es erduldet. „Der Spaß und der Teamgedanke standen insgesamt bei uns im Vordergrund. Keiner von uns konnte damals vom Basketball leben, aber wir haben wie verrückt geackert. Deshalb sind wir Meister geworden.“

Während die Leverkusener in Thimm, Dieter Kuprella und Jochen Pollex ihre besten Spieler hatten, stand auf der Gegenseite Holger Geschwindner im Kader. Schon als Aktiver gehörte er zu den Besten in Deutschland, doch weltweite Bekanntheit erlangte der Basketballer als Coach und Mentor von Dirk Nowitzki. „Er macht auch heute noch Basketball-Camps, in denen er seine teilweise speziellen Methoden anwendet“, sagt Thimm, der dem Sport ebenfalls nie den Rücken gekehrt hat. 1981 beendete er seine Karriere, betreut aber immer noch einige Bundesliga-Spieler.

Zu dem damaligen Meisterteam hat Norbert Thimm keinen regelmäßigen Kontakt mehr. „Der Trainer hat 1984 eine Professur in Bremen angenommen und ist später nach Griechenland ausgewandert“, erläutert der 70-Jährige. 2018 starb Hagedorn. „Die Mannschaft lebt größenteils noch.“ Zu einem Wiedersehen kommt es in diesem Jahr anlässlich des Jubiläums alleine aufgrund der Corona-Krise nicht. Doch es gab sie schon, die Treffen, um gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen. Dann folgte eine Anekdote auf die nächste. Schließlich war der erste Meistertitel nur der Beginn einer Ära.

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