Handball Von der Maus zum Dickhäuter

Hinter den Handballern des Leichlinger TV liegt ein Jahr mit zwei völlig unterschiedlichen Hälften: Auf sportlich triste Ergebnisse samt Abstieg aus der Zweiten Liga folgte eine beachtliche Hinrunde samt Wintermeisterschaft.

Vor knapp zwölf Monaten stand es nicht gut um sie. Acht Punkte betrug der Proviant der Leichlinger Handballer gegen den Abstieg aus der Zweiten Liga zu Jahresbeginn nur. Zudem hatte sich in Alexander Oelze gerade der Kopf des Teams zu Erstligist Balingen verabschiedet.

"Manchmal fehlte uns der Glaube, dass wir viele Gegner schlagen können", monierte Kapitän Christian Born damals. Zwar startete der LTV im Januar gut, er fand sich zum Saisonende dennoch auf dem letzten Rang und damit in der Drittklassigkeit wieder.

"Die Stimmung ist einwandfrei"

Inzwischen steht die Leichlinger Welt erneut auf stabilen Füßen: die Mannschaft sportlich und Born, der im Januar mit langwierigen Schienbeinbeschwerden zu kämpfen hatte, gesundheitlich. "Ich habe zwar im Moment Probleme mit den Knien, aber die werden nach der Winterpause hoffentlich weg sein." Zwar fehlen ihm die Zweitliga-Duelle mit namhaften Vereinen vor großen Kulissen.

"Und es war toll, sich auf so hohem Niveau zu messen", ergänzt der 29-Jährige, der seit viereinhalb Jahren für den LTV aufläuft. "Aber es ist sicherlich schöner, Woche für Woche als Favorit ins Spiel zu gehen und regelmäßig zu gewinnen, als die kleine, graue Maus zu sein, die wir in der Zweiten Liga waren", meint Born.

Zu elf Siegen ist sein Team seit Sommer geeilt, aus der Maus ist in der neuen Spielklasse der bereits aus Regionalligazeiten bekannte sportliche Dickhäuter geworden. Selbst Born ist etwas überrascht: "Vor der Saison hätte ich nicht erwartet, dass wir jetzt oben stehen. Wir hatten ja ein komplett neues Team." Aber die Neuen haben sich gut eingefunden. Auch menschlich, das erzählen einige aus dem Team, habe es selten so gut gepasst.

"Die Stimmung ist einwandfrei", unterstreicht Born. Exemplarisch für die reibungslose Eingewöhnung steht etwa Matthias Aschenbroich. Er füllt nicht nur die lange vakante Position im rechten Rückraum aus, "der Aschi ist ein Typ, den kannst du einfach reinwerfen, und der ist direkt da", beschreibt es Born. Trotz Tabellenführung hat der LTV gute Vorsätze fürs neue Jahr. Kollektive Aussetzer, wie gegen Aldekerk, Minden oder Spenge, sollen abgestellt werden. "Zudem fehlt uns der richtige Killerinstinkt", meint der Kapitän, der sich in der Regisseur-Rolle immer wohler fühlt.

Die nun eingefahrene Wintermeisterschaft lässt bei denen, die es im Sommer erlebt haben, auch die Hängepartie rund um einen Verbleib in der Zweiten Liga verblassen: Concordia Delitzsch erhielt trotz blutroter Zahlen auf den Kontoauszügen eine Lizenz, meldete kurz darauf aber Insolvenz an und verschwand in den Niederungen der Handball-Welt. Eine Zweitliga-Zulassung für die aktuelle Saison bekamen die Leichlinger dennoch nicht — der Ärger darüber ist bei LTV-Trainer-Manager Frank Lorenzet immer noch nicht verraucht.

Born hat damit aber seinen Frieden gemacht. "Wir haben das zwar damals verfolgt", aber riesige Chancen auf einen Verbleib in der Zweiten Liga habe er sich nicht ausgerechnet. Zudem sei es doch schöner so, wie es jetzt ist. "Wir haben nun die Möglichkeit", sagt der Kapitän, "allen zu zeigen, dass wir sportlich in die Zweite Liga gehören."

(RP)
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