DM in Leipzig Sitzvolleyball-Teams holen das Double

Leverkusen · Mit zwei Meistertiteln kehren die Frauen und Männer des TSV Bayer 04 Leverkusen von den Deutschen Meisterschaften in Leipzig zurück.

 Durften gemeinsam feiern: Die Sitzvolleyballmannschaften des TSV Bayer 04 Leverkusen.

Durften gemeinsam feiern: Die Sitzvolleyballmannschaften des TSV Bayer 04 Leverkusen.

Foto: Conny Kurth 2023/Conny Kurth / www.kurth-media.de

Nach den ersten Trainingseinheiten spürte Svenja Enning die ungewohnte Belastung sofort. „Man hat echt Schmerzen am Poppes. Man bekommt einen echten Plattarsch“, berichtet die Zweitliga-Volleyballerin des TSV Bayer 04 Leverkusen lachend über ihren Exkurs auf den Hallenboden. Nach der Saison in der 2. Bundesliga stand für Enning und drei ihrer Teamkolleginnen zunächst keine Pause, sondern Sitzvolleyball an. Eine spannende und äußerst erfolgreiche Erfahrung, wie sich bereits kurze Zeit später herausstellen sollte.

Denn sowohl die Frauen- als auch die Männermannschaft des TSV holten mit der Unterstützung von Enning und Co. Mitte des Monats den deutschen Meistertitel in der inklusiven Sportart, bei der auf Vereinsebene Spielerinnen und Spieler mit und ohne Behinderung zusammenspielen. „Andere Teams hatten das auch schon, und das ist der Weg“, sagt Sitzvolleyball-Trainer Martin Blechschmidt: „Unsere Geschäftsführer sitzen zwei Türen auseinander in der Geschäftsstelle und ich frage mich, warum wir das nicht schon längst gemacht haben.“ Auch Jürgen Rothe, Abteilungsleiter der Volleyballerinnen, zeigte sich begeistert über die Auftritte beim DM-Turnier im Leipziger Stadtteil Engelsdorf: „Das war gelebte Inklusion im Leistungssport.“

Die Idee entstand bereits zu Jahresbeginn bei einer gemeinsamen Trainingseinheit. Blechschmidt und Volleys-Coach Dirk Sauermann kennen sich gut, der Austausch begeisterte beide Seiten. „Es war echt Zeit, dass wir das mal machen“, sagt Enning. Sie findet es wie Blechschmidt ein wenig schade, dass der Volleyball und Sitzvolleyball oft separat voneinander laufen. „Viele wissen gar nicht, dass es dieses Angebot gibt“, sagt Blechschmidt. Mit dem gemeinsamen Auftritt hofft er nun auch, mehr Aufmerksamkeit auf die paralympische Sportart gelenkt zu haben. Enning findet: „Wir haben ein echtes Statement gesetzt.“

Sitzvolleyball unterscheidet sich im Kern nur wenig von seiner Ursprungssportart. Die Spielerinnen und Spieler sitzen auf dem Boden, der Rumpf muss bei Ballberührung Bodenkontakt haben. Zudem ist das Feld kleiner, die Netzhöhe geringer und es wird mehr gepritscht als im klassischen Volleyball. Enning, als Zuspielerin im Zweitliga-Team aktiv, benötigte daher nur wenig Anlaufzeit, um sich anzupassen. „Volleyball ist Volleyball“, sagt sie, „es war eigentlich recht easy.“

Neben der 23-Jährigen halfen Wiebke Ritter, Finja Schul und Jule Hellmann aus Sauermanns Mannschaft aus – und hatten laut Blechschmidt einen großen Anteil am Erfolg, der sogar historische Dimensionen hatte. Denn bei den Frauen wurde der DM-Titel erstmals vergeben, Bayer wehrte in einem packenden Endspiel mehrere Matchbälle ab und setzte sich schließlich 2:1 (22:25, 31:29, 15:13) gegen den Leipziger BRS durch. Zudem saß das Quartett auch im Männer-Team mit auf dem Feld und sicherte im nicht weniger dramatischen Entscheidungsspiel gegen den Dresdner SC (25:17, 18:25, 18:16) ebenfalls den Titel. Was folgte, war eine rauschende Double-Party über mehrere Tage. „Die Stimmung in der Halle war bombastisch, es herrschte wirklich Ausnahmezustand. Das habe ich so noch nicht erlebt“, sagte Blechschmidt, der schon lange im Geschäft ist und früher auch als Bundestrainer arbeitete.

Er hofft, dass mit dem Doppelerfolg ein Stein ins Rollen gebracht wurde. „Ich würde mich freuen, wenn es so weitergeht“, sagt er, schränkt jedoch ein: „Wir wollen keine Volleyballerinnen für uns aus der 2. Liga abwerben, natürlich nicht.“ Aber der Austausch und das Miteinander der Abteilungen hat ihn begeistert – und dies beruht offenbar auf Gegenseitigkeit. Während der Sommer- und Trainingspause wollen die Zweitliga-Volleyballerinnen erneut bei ihren Vereinskollegen vorbeischauen.

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