Para-Leichtathletik Para-Athleten sind bereit für Paris

Leverkusen · Bei der vierten Auflage des „Para-Leichtathletik-Heimspiels“ des TSV Bayer 04 im Manforter Stadion präsentierten sich die Sportler wenige Wochen vor der WM in starker Verfassung. Neben Bestweiten lagen auch Weltrekorde in der Luft.

 Der ehemalige Leverkusener Felix Streng (2.v.r.) zeigte sich an alter Wirkungsstätte im Stadion Manfort in starker Verfassung.

Der ehemalige Leverkusener Felix Streng (2.v.r.) zeigte sich an alter Wirkungsstätte im Stadion Manfort in starker Verfassung.

Foto: IMAGO/Beautiful Sports/IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/B.Hoffmann

Das Finale über 100 Meter der schnellsten Sprinter war gerade vorbei, als sich die Blicke aller Beteiligten auf die Windmessung richteten. Und dann: wieder zu viel Rückenwind – wie im Vorlauf. Mit 10,62 Sekunden war der ehemalige Leverkusener Felix Streng zwei Mal mit der exakt gleichen Zeit nur eine Hundertstelsekunde über dem Weltrekord bei den einseitig unterschenkelamputierten Athleten geblieben – erst mit 2,4 Metern pro Sekunde Rückenwind, dann mit 2,9 Metern pro Sekunde.

Angetrieben wurde der inzwischen für das Sprintteam Wetzlar aktive Parasportler von TSV-Sprinter Sven Bulik in 10,57 Sekunden und Oliver Poschwatta aus Meckenheim in 10,69 Sekunden, zwei der zahlreichen Athleten ohne Behinderung. Auch wenn Strengs Zeiten durch den Rückenwind nicht offiziell anerkannt werden, zeigt es, dass der Paralympicssieger über 100 Meter in einer starken Verfassung ist vor der am 8. Juli startenden Para-Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Paris.

Das gilt derweil auch für Strengs ehemalige Leverkusener Vereinskollegen, von denen am Tag vor dem Meeting im Manforter Stadion gleich elf für die WM nominiert wurden. Markus Rehm sprang herausragende 8,42 Meter vor einer tollen Kulisse zum Abschluss des Para-Leichtathletik-Heimspiels. Klubkollege Léon Schäfer flog im gleichen Wettkampf auf 6,90 Meter und sprintete mit 12,25 Sekunden nur drei Hundertstelsekunden an seiner Bestzeit vorbei – im Schatten des neuen Europarekordhalters bei den einseitig oberschenkelamputierten Sprintern, dem Niederländer Joel de Jong in 12,07 Sekunden. Auch Jule Roß, eine der fünf Leverkusener WM-Neulinge, unterstrich mit 5,03 Metern – ihrem ersten Sprung über fünf Meter – dass die Nominierung gerechtfertigt ist.

Über 400 Meter gab es ein starkes Rennen, an dessen Ende Johannes Floors als beidseitig unterschenkelamputierter Weltrekordhalter und Paralympicssieger mit 47,20 Sekunden vor dem Marokkaner Ayoub Sadni in 48,08 Sekunden triumphierte – seines Zeichens ebenfalls Weltrekordhalter und Paralympicssieger in der Klasse T47 der Athleten mit einer Armbehinderung. Auf Rang drei landete der Leverkusener Jonas Klein in persönlicher Bestzeit von 48,86 Sekunden.

Weitere besondere Leistungen waren die 5,35 Meter im Weitsprung von der italienischen Weltrekordhalterin Martina Caironi, der Schweizer 200-Meter-Rekord von Elena Kratter über 200 Meter in 32,33 Sekunden sowie die Bestzeit des TSV-Nachwuchssprinters Ernest Schulze in 10,88 Sekunden über 100 Meter. Bei den Frauen verbesserte sich TSV-Athletin Allegra Hildebrand auf starke 11,89 Sekunden und Lea Mertens vom TV Herkenrath sprang 5,21 Meter weit.

Der italienische Sprinter Davide Bartolo Morana genoss die Bedingungen und Strukturen beim TSV Bayer 04 sichtlich. Mit 12,25 Sekunden als Bestzeit angereist verbesserte sich der an beiden Beinen und Armen amputierte Sportler auf 11,86 und dann auf 11,66 Sekunden. Am Samstag folgte dann die Deutsche Jugend-Meisterschaft, bei der der Nachwuchs vor den Augen von Markus Rehm, Irmgard Bensusan und Nele Moos ihren Idolen nacheifern konnte.

„Es war beeindruckend, wie stark die Leistungen größtenteils waren, obwohl der Nominierungszeitraum für die WM bereits beendet ist“, sagte Leverkusens Parasport-Geschäftsführer Jörg Frischmann. „Alle haben uns signalisiert, dass sie im kommenden Jahr wieder dabei sein möchten – da haben wir den 5. Juli im Auge, wo sich die Athletinnen und Athleten noch für die Paralympics in Paris qualifizieren können.“

(sb)
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