Handball, Frauen-Bundesliga Elfen geht nach der Pause die Puste aus

Leverkusen · Die Hypothek von acht Ausfällen und der Verletzung von Torhüterin Nela Zuzic in der zweiten Hälfte erweist sich beim Gastspiel in Thüringen als zu hoch für die Handballerinnen des TSV Bayer 04 Leverkusen.

 Leverkusens Handballerin Svenja Huber (r.) beendet nach der Saison ihre sportliche Karriere.

Leverkusens Handballerin Svenja Huber (r.) beendet nach der Saison ihre sportliche Karriere.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Enttäuschung stand Bayers Handballerinnen ins Gesicht geschrieben. Dabei bestand für Niedergeschlagenheit eigentlich kein Grund. Natürlich hätten sie nach einem Remis gegen Bad Wildungen und einem Sieg gegen Blomberg-Lippe gerne auch zum Abschluss ihrer Englischen Woche gepunktet. Aber die deutliche Niederlage beim Thüringer HC kam nicht ganz unerwartet und ließ sich in ihrer Deutlichkeit mit der hohen Belastung zuletzt und den großen personellen Sorgen erklären. Der TSV reiste beim 22:34 (10:15) in Bad Langensalza bei Erfurt ohne acht Spielerinnen an – und musste früh in der zweiten Hälfte einen neunten Ausfall verkraften.

Es fehlten neben Fanta Keita, Mariana Ferreira Lopes (beide Kreuzbandriss), Kim Lara Hinkelmann (Mittelhandbruch), Emilia Ronge, Lilli Holste (nach Corona-Infektion) auch die drei Junior-Elfen Viola Leuchter, Pia Terfloth und Antonia Hoelzer. Nach der Pause verletzte sich Keeperin Nela Zuzic bei einem Abwehrversuch am Knie. Erst nach minutenlanger Behandlung konnte sie das Feld mit schmerzverzerrtem Gesicht verlassen. Es ist nach diesen Bildern zu befürchten, dass sich die Blessur bei den genaueren Untersuchungen zum Wochenstart als schwerwiegend erweisen wird.

Obwohl arg dezimiert, lieferten die Elfen zu Beginn noch einen Kampf auf Augenhöhe, legten nach gutem Start (3:1) zunächst den Spielstand vor und führten nach der ersten Viertelstunde gar mit 7:6. Doch dann fand er Favorit immer besser ins Spiel – und die Leverkusenerinnen keine Antwort mehr. „Wir hatten zuvor zwei sehr gute, aber auch sehr harte Spiele. Die ersten 15 oder 20 Minuten haben wir das noch ganz gut gemacht. Aber dann waren Kopf und Körper einfach leer. So ist das manchmal“, erklärte sich Coach Johan Petersson die am Ende deutliche Pleite. Zur Pause kam sein Team noch einmal bis auf fünf Treffer heran, aber spätestens das Aus für Zuzic beraubte den Elfen die letzte Überzeugung, die Begegnung noch drehen zu können.

Ein besonderes Erlebnis war die Partie für Bayers Spielführerin Svenja Huber. Es war wohl kein Zufall, dass sie ihr Karriereende im Sommer just vor dem Gastspiel an alter Wirkungsstätte bekanntgegeben hatte. Von Dezember 2013 bis Sommer 2016 lief Huber für den THC auf. Rund 600 Zuschauer und ihr Ex-Klub bereiteten ihr beim letzten Gastspiel in ihrer Lieblingshalle einen würdigen Abschied. Thüringens Trainer Herbert Müller geriet regelrecht ins Schwärmen, als er in der Pressekonferenz nach dem Spiel auf die Ausnahme-Rechtsaußen zu sprechen kam, die bei der Niederlage einmal mehr mit acht Treffern Bayers zuverlässigste Schützin war.

Er zählte sie wie Lydia Jakubisova, die gegen Bayer ihren 1000. Bundesligatreffer erzielte, zu einer aussterbenden Generation von Spielerinnen mit hoher Identifikation für ihr jeweiliges Team. „Obwohl sie nur zweieinhalb Jahre hier war, hat sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie ist uns sehr ans Herz gewachsen.“ Huber, pries er, sei „ein besonderer Mensch.“

Ehe sich die 36-Jährige ab Sommer ganz um ihr neues Leben als Erzieherin kümmern wird – eine entsprechende Ausbildung absolviert sie seit Sommer 2021 – will sie mit ihren Teamkolleginnen freilich noch möglichst viele Zähler holen, um die Elfen vor dem Abstieg zu bewahren. Die nächste Chance dazu gibt es nach einem spielfreien Wochenende am Karnevalssonntag beim Heimspiel gegen Neckarsulm.

Elfen Graovac, Zuzic – Thomaier (3), Jurgutyte (1), Sprengers, Klein (6), Cormann, Bruggeman, Kaludjerovic (2), Huber (8/4), Klobucar (2). Es fehlten: Keita, Ferreira Lopes, Hinkelmann, Holste, Ronge, Leuchter, Hoelzer, Terfloth.

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