Handball, Frauen-Bundesliga Elfen ernten in Notbesetzung Respekt für ihr Spiel
Leverkusen · Die Bundesliga-Handballerinnen des TSV Bayer verlieren zwar bei den Handball-Luchsen in Niedersachsen, überzeugen aber mit ihrer starken Moral.
Der Frust war groß in der Kabine. Das 25:31 (13:13) bei den abstiegsbedrohten Handball-Luchsen Buchholz 08-Rosengarten wurmte Bayers Handballerinnen nachhaltig. Aber Vorwürfe waren nicht angebracht. Vielmehr verdienten sich die Elfen höchsten Respekt, dass sie dem Gegner nach zwei Wochen Quarantäne und in absoluter Notbesetzung das Leben lange schwer gemacht hatten. „Die Köpfe hängen jetzt erst einmal, aber ich bin wirklich stolz auf meine Mannschaft“, betonte Trainer Martin Schwarzwald.
Er hatte sich in dieser Saison durch die vielen Verletzungen schon mehrfach als Mangelverwalter erproben müssen. Aber so arg wie diesmal war es noch nie. Durch Corona-Infektionen und den Verpflichtungen mehrerer Talente im Junior-Team standen gerade einmal sechs Feldspielerinnen zur Verfügung. Damit überhaupt die Möglichkeit für Wechsel bestand, hatten die Leverkusenerinnen kurzerhand Co-Trainerin Anne Krüger reaktiviert, die tatsächlich auch einige Minuten zum Einsatz kam. Für den Kreis hatte sich zudem Keeperin Vanessa Fehr bereitgehalten.
Dieses Experiment fiel nur deshalb aus, weil sie ab der 36. Minute das Tor hütete. Im Training hatte sie ihre Sache in ungewohnter Rolle überraschend gut gemacht. „Die beiden haben keine Sekunde gezögert, sich gleich drauf eingelassen und in den Dienst der Mannschaft gestellt. Da ziehe ich wirklich meinen Hut“, sagte der Übungsleiter. Respekt verdienten sich gleichermaßen Mareike Thomaier (als Aushilfs-Linksaußen), Spielführerin Svenja Huber (diesmal im rechten Rückraum) und die verletzte Fanta Keita, die als Betreuerin und moralische Unterstützung dabei war.
Aber Lob gebührte allen Beteiligten. Und das gab es auch von den Kommentatoren der Partie und Vertretern des Gastgebers reichlich. Die Elfen überzeugten mit Kampf und Moral sowie – vor allem im starken ersten Durchgang – auch große Spielfreude. „Vor der Pause haben wir es wirklich gut gemacht“, befand Schwarzwald. Die Kräfteverhältnisse auf dem Feld gab das Ergebnis zum Seitenwechsel jedoch nur unzureichend wieder.
Im zweiten Durchgang schlichen sich dann mit schwindenden Kräften einige Ungenauigkeiten ins Spiel der Gäste. So kam es, dass die Elfen immer wieder drei Treffer zurücklagen, sich bis auf ein Tor herankämpften (zuletzt beim 25:26), nur um dann wieder Gegentreffer hinnehmen zu müssen. Hängen ließen sich die Leverkusenerinnen trotz der wiederholten Rückschläge jedoch nie – wenn man die letzten zwei, drei Minuten ausklammert. „Da war der Akku auch richtig leer“, nahm der Trainer sein Team in Schutz.
Dass am Mittwoch schon die nächste Partie ansteht und sich an der personellen Zwangslage bis dahin nichts zum Guten ändern wird, zwingt Schwarzwald zu einer Gratwanderung. Einerseits brauchen seine Spielerinnen nach der langen Zwangspause jede Einheit, um ihren Spielfluss wieder zu finden. Andererseits darf er es angesichts der kräftezehrenden Spiele ohne Verschnaufpause auch nicht übertreiben. „Die Belastungssteuerung ist jetzt das A und O und eine echte Herausforderung“, betont der Coach. Aber bange ist davor weder ihm, noch seinem unerschrockenen Rumpf-Kader.
Elfen Graovac (bis 35., 29 Prozent gehaltene Bälle), Fehr (ab 36., 36 Prozent) – Thomaier (5), Zschocke (5), Kämpf, Polsz (6), Lopes (4), Huber (5/4), Krüger