Giants-Trainer Hansi Gnad im Interview „Mit viel Geld konnte ich sie nicht locken“

Leverkusen · Der Trainer von Leverkusens Basketballern im Gespräch über die starken Sommerzugänge, die aktuelle Erfolgsserie der Giants, Angebote anderer Klubs und den Traum von einer Rückkehr in die Bundesliga.

 Coach Hansi Gnad (r.) und sein Schützling Dennis Heinzmann schreien vor Freude.

Coach Hansi Gnad (r.) und sein Schützling Dennis Heinzmann schreien vor Freude.

Foto: imago/Beautiful Sports/BEAUTIFUL SPORTS/Mueller-Laschet

Herr Gnad, mit 14:1-Siegen stehen ihre Bayer Giants einsam an der Spitze der ProB-Süd. Der Zweitplatzierte hat eine Bilanz von 10:5. Überrascht Sie das?

Hansi Gnad Auf jeden Fall. Keiner hat vorher damit gerechnet, dass wir so gut durch die Saison fahren würden. Wir hatten einen extrem guten Start und ein tolles Auftaktprogramm, bei dem wir schnell in unseren Rhythmus gekommen sind. Der Saisonverlauf übertrifft meine kühnsten Erwartungen.

Es sieht so aus, dass eine besondere Stärke ihrer Mannschaft die Uneigennützigkeit ist. Sie findet sehr oft den freien Mann für den bestmöglichen Abschluss. Sehen Sie das genauso?

Gnad Ja, und das ist so gewollt. Ich habe bei der Zusammenstellung darauf geachtet, dass ich Spieler bekomme, die nicht mit dem Kopf durch die Wand wollen. Alle stellen sich in den Dienst des Teams und suchen nicht den eigenen Abschluss, sondern den gerade bestmöglichen Wurf. Das ist unsere größte Stärke. Gleichzeitig haben alle das Selbstvertrauen, den freien Schuss mit aller Entschlossenheit zu nehmen oder die entscheidende Aktion zu suchen.

Das heißt, der Charakter der Spieler war bei der Auswahl entscheidend.

Gnad Vollkommen. Es war mir wichtig, dass es nicht entscheidend für sie ist, wie viele Punkte sie selbst erzielen. Es ist eben ein Mannschaftssport. Die Statistiken belegen, dass die Auswahl wohl recht gut war, denn es sind immer andere, die bei uns die Partien entscheiden. Aber klar habe ich vielleicht auch etwas Glück gehabt. Denn es ist eine Sache, wenn mir ein Spieler erzählt, er stelle sich in den Dienst der Mannschaft, eine andere, dass er es auch wirklich macht. Das Gute war, dass mir viele unserer Zugänge schon aus der Liga bekannt waren.

Von 2015 bis 2018 waren Sie schon als Co-Trainer der Giants aktiv. Im vergangenen Sommer haben Sie dann die Verantwortung übernommen. Was wollten Sie anders machen?

Gnad Ich bin ein anderer Typ als Achim (Kuczmann). Ich hatte immer das Gefühl, dass wir etwas zu eindimensional und physisch nicht präsent genug waren, wenn es um die Wurst ging. Deshalb wollte ich auch Kilos in den Kader holen. Dass das zum Beispiel mit Marian Schick und Dennis Heinzmann geklappt hat, ist keine Selbstverständlichkeit, denn mit viel Geld konnte ich sie nicht locken.

Als Kapitän der Nationalmannschaft, die 1993 Europameister wurde, sind Sie einer der prominentesten Vertreter Ihrer Sportart in Deutschland. Werden Sie jetzt auch häufiger auf Ihren Erfolg mit den Giants angesprochen?

Gnad Ich habe nicht mehr den Kontakt zu den Leuten, mit denen ich früher viel zu tun hatte. Ich bin in der 3. Liga tätig. Natürlich sprechen mich manche Leute auch bei Auswärtsspielen an und loben unsere tolle Saison. Aber die wissen auch, dass der Erfolg von der Mannschaft kommt.

Bekommen Sie keine anderen Angebote?

Gnad Bisher kam da nichts. Wenn sich etwas auftun würde, würde ich mir das natürlich anhören, aber prinzipiell möchte ich meine Arbeit hier in Leverkusen beenden, denn ich fühle mich sehr wohl hier.

Ist es kein persönliches Ziel, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen, zum Beispiel in der Bundesliga zu coachen?

Gnad Ich habe mich dem Jugend-Basketball verschworen, weil ich etwas zurückgeben wollte an die jungen Spieler. Deshalb habe ich jetzt keine schlaflosen Nächte, weil ich nie Cheftrainer in der Bundesliga war. Wäre das Angebot da, würde ich schauen. Ich habe zwei Kinder, eine Frau, ein Haus und Rechnungen zu bezahlen – finanziell wäre es schon interessant. Aber das ist kein erklärtes Karriereziel von mir. Früher dachte ich, ich käme mal beim Verband unter. Aber ich war schon als Spieler kein einfacher Typ, sondern habe immer gesagt, was ich denke. Das mache ich immer noch, vielleicht etwas abgewägter. Aber es ist nicht immer leicht mit mir, so dass ich froh bin, dass es hier in Leverkusen mit Achim Kuczmann (Geschäftsführer und ehemaliger Cheftrainer; Anm. d. Redaktion) als mein Mentor sehr gut läuft.

Was gefällt Ihnen hier?

Gnad Ich habe lange in Leverkusen gespielt, der Verein ist meine Heimat und immer noch einer der beststrukturierten überhaupt. Wir entwickeln erfolgreich Talente – nur leider sind sie weg, wenn sie richtig gut werden. Um Bayer Leverkusen im Basketball wieder richtig nach oben zu bringen, müsste der äußere Rahmen geschaffen werden. Da müssten andere, die über unseren Etat entscheiden, mithelfen.

Wo sehen Sie die Giants in drei Jahren?

Gnad Ab und zu darf man ja auch träumen: Ich hoffe, wir spielen in der ProA und den Aufstieg in die Bundesliga mit. Das wäre unglaublich. Ich halte es für möglich, eine solide Mannschaft in der ProA auf die Beine zu stellen. Dafür müssten wir natürlich erstmal aufsteigen. Der Weg ist noch lang, auch wenn es in dieser Saison gut aussieht. Dass wir den ersten Platz in der ProB verteidigen, halte ich für realistisch, aber in den Play-offs werden die Karten neu gemischt. Hauptziel ist, zunächst mal die erste Runde zu überstehen.

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