Handball, Frauen-Bundesliga Elfen düpieren den siebenfachen Meister

Leverkusen · Die Bundesliga-Handballerinnen des TSV überraschen auch beim Thüringer HC. Das Team von Trainer Michael Biegler schlägt den selbsternannten Titelaspiranten nach starker zweiter Hälfte mit 33:28 (14:17).

 Mia Zschocke (mit Ball) bereitet ihren Angriff gegen Thüringens Emma Ekenman-Fernis vor.

Mia Zschocke (mit Ball) bereitet ihren Angriff gegen Thüringens Emma Ekenman-Fernis vor.

Foto: imago images/foto2press/Steffen Prößdorf via www.imago-images.de

Das Grinsen von Mia Zschocke war ebenso breit wie ausdauernd. Die Jung-Nationalspielerin in Diensten von Bayers Bundesliga-Handballerinnen machte ein Gesicht, wie es Kinder mitunter so ähnlich nach einem besonders gelungenen Streich zeigen. Ihre Mimik fasste das Geschehen in der Salza-Halle darum hervorragend zusammen. Denn die Elfen hatten dem haushohen Favoriten und selbsternannten Titelanwärter Thüringer HC zuvor beim 33:28 ein Bein gestellt und überraschend zwei Punkte entführt.

Auch persönlich gab es für Zschocke Grund zur Freude. Denn mit neun Treffern hatte sie großen Anteil am Erfolg der Gäste vom Rhein, gab eine variantenreiche Kostprobe ihres Könnens und riss die Teamkolleginnen mit ihrer Entschlossenheit und ihrem unermüdlichen Einsatz merklich mit. Im Angriff wie in der Abwehr ging sie unerschrocken in die Duelle, wovon das eingerissene und provisorisch mit Klebeband geflickte Trikot zeugte. Damit zeigte das Rückraum-Ass auch die Qualitäten als Anführerin, die sich die Elfen-Verantwortlichen von ihr regelmäßiger erhoffen.

Dass der TSV nach starkem Start (10:7) und mehrfach drei Treffern Rückstand nie aufgab und in einem beeindruckenden Schlussspurt noch die Wende schaffte, war auch der Tatsache zu verdanken, dass Ersatz-Coach Andreas Thiel für den Mut belohnt wurde, eine eigene Zeitstrafe als perfekte Gelegenheit zur dringend benötigten Verschnaufpause für Zschocke und Spielmacherin Zivile Jurgutyte zu begreifen.

Da Coach Michael Biegler (Quarantäne nach Corona-Fall im persönlichen Umfeld) und Renate Wolf (privaten Gründe) passen müssten, betreute der Abteilungsleiter diesmal das Team – unterstützt von Jenny Karolius und Jutta Ehrmann-Wolf. Und er machte seine Sache gut. Als die Elfen zurücklagen, mahnte er zur Ruhe. Rund zwei Minuten vor dem Ende schwor er das Team für die letzten Sekunden ein. „Eine geile Situation. Wir nehmen hier heute was mit – und zwar zwei Punkte“, betonte Thiel.

Neben Zschocke und dem „Hexer“ gab es noch eine Reihe weiterer Gesichter dieses Erfolgs. Keeperin Kristina Graovac etwa, die trotz Knöchelverletzung brillierte, nach ihrer Hereinnahme in der 21. Minute zwölf Paraden (Quote von über 44 Prozent) zeigte und einen Treffer ins leere Tor des siebenfachen Meisters erzielte. Oder Linksaußen Zoë Sprengers, die sich zum Ende nicht damit begnügen wollte, den Sieg über die Zeit zu bringen – und mit der Schlusssirene ihr neuntes Tor erzielte. Das abschließende Lob von Thiel richtete sich aber wieder ans Kollektiv, das gemeinsam die Überraschung erzwungen hatte. „Wir haben mit viel Leidenschaft gespielt, mit Herz verteidigt und sind trotz Rückstand wieder zurück gekommen“, schwärmte der Abteilungsleiter.

Fernsehkameras scheinen Bayer zu liegen. Wieder sahen die Eurosport-Zuschauer siegreiche Elfen in Top-Form – eine starke Bewerbung für weitere Übertragungen mit Leverkusener Beteiligung. Als dankbarer Gast zur Wiedereröffnung der Halle taugt Bayer dafür eben nicht, bescherten die Elfen doch binnen weniger Tage erst Metzingen und nun den THC eine bittere Rückkehr in deren frisch sanierte Spielstätten.

Elfen Fehr, Graovac (1) – Jurgutyte (7), Hinkelmann (nicht eingesetzt), Sprengers (9/6), Zschocke (9), Holste (n.e.), Souza, Kämpf (n.e.), Bruggeman (1), Keita (1), Einarsdottir (2), Huber (3/1).

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