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Siege, Rekorde, Enttäuschungen So liefen die Paralympics aus Sicht des TSV

Leverkusen · Bei den Sommerspielen für Menschen mit körperlicher Behinderung in Paris haben sich die Sportler des TSV Bayer 04 Leverkusen teilweise in bestechender Form präsentiert. Doch es gab auch Ausnahmen.

Die Leverkusener Weitspringerin Nele Moos freut sich über ihre Silbermedaille.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die Medaillenbilanz des TSV Bayer 04 bei den Paralympics in Paris kann sich durchaus sehen lassen: Je zwei Mal Gold, Silber und Bronze holten die 20 angetretenen Athleten aus Leverkusen. Somit zeichneten die Sportler aus dem Rheinland für sechs der insgesamt 49 deutschen Medaillen verantwortlich. 2021 in Tokio waren es acht. Wir zeigen, welche Sportler besonders überraschten – und wer zumindest wertvolle Erfahrungen sammeln konnte.

Die Glücklichen Welt- und Europameister Taliso Engel verwies die Konkurrenz einmal mehr auf die Plätze. Im Vorlauf über 100-Meter-Brust stellte der sehbehinderte Leverkusener, der seit Anfang 2023 zudem auf einem Ohr taub ist, einen Weltrekord auf und sicherte sich im Anschluss sein zweites paralympisches Gold über seine Paradestrecke. Da war es für den 22-Jährigen auch zu verkraften, dass es über 200-Meter-Lagen und 50-Meter-Freistil in Frankreich nicht so lief wie erhofft.

Die zweite Goldmedaille aus Sicht des TSV Bayer 04 gewann Markus Rehm. Für den 36 Jahren war es nach den Erfolgen in London, Rio de Janeiro und Tokio bereits der vierte Paraympicssieg im Weitsprung in Serie. Auch wenn die Konkurrenz inzwischen aufgeholt hat, bleibt es dabei: In 14 Karrierejahren hat Rehm bisher keinen Wettkampf verloren – pure Dominanz.

Die Überraschten Der erst 18-jährige Schwimmer Maurice Wetekam holte die erste Medaille für das deutsche Team in Paris. Der Bayer-Athlet stellte bei seinem Paralympics-Debüt einen deutschen Rekord über 100-Meter-Brust auf und sicherte sich Bronze.

Weitspringerin Nele Moos feierte mit deutschem Rekord im letzten Versuch Silber im Weitsprung. Für die 22-Jährige war es die erste Medaille bei den Paralympics. Die gebürtige Duisburgerin hatte absolut nicht mit dem Triumph gerechnet und musste sich für die Siegerehrung die Zeremonie-Kleidung ihres Klub- und Disziplinkollegen Rehm leihen, da sie ihre zu Hause liegengelassen hatte. „Ich glaube, ich brauche noch ein bisschen, bis ich das verstanden habe, was hier passiert ist“, sagte Moos zu ihrem Erfolg.

Zumindest eine kleine Überraschung gelang Irmgard Bensusan. Die ehemalige Weltmeisterin und mehrfache Silbermedaillengewinnerin bei den Paralympics sprintete bei ihrem letzten Sommerspielen über 200 Meter auf den dritten Platz.

Die Enttäuschten Prothesensprinter Johannes Floors gewann im Stade de France vor 60.000 Zuschauern Silber, verlor aber seine Vormachtstellung über die 400 Meter. Der viermalige Weltmeister und Tokio-Sieger musste sich zum ersten Mal seit 2017 über die Stadionrunde geschlagen geben. Der US-Amerikaner Hunter Woodhall siegte in 46,36 Sekunden, Floors kam nach 46,90 Sekunden ins Ziel. „Das ist eigentlich eine Zeit, die laufe ich nachts im Training“, sagte er und betonte: „Ich könnte eigentlich schneller laufen. Am Ende des Tages werde ich mich sicherlich über eine Silbermedaille freuen können, aber aktuell ist es noch nicht so leicht.“

Léon Schäfer, der als amtierender Doppel-Weltmeister angereist war, musste sich gar mit zwei vierten Plätzen begnügen – über 100 Meter und im Weitsprung. Der 27-Jährige fällte ein vernichtendes Selbsturteil und bewertete seine Auftritte als „leistungstechnisch nahezu katastrophal“.

Die Anderen Die 18 Jahre junge Jule Roß wurde über 400 Meter Achte mit ihrer zweitschnellsten Karrierezeit. Sie sprintete zudem über 200 Meter auf Rang zehn und zur Bestzeit. Kim Vaske verbesserte sich über 100 und 200 Meter.

Der Grieche Stelios Malakopoulos sprintete über 400 Meter zur Bestzeit und Rang sieben. „Speziell die jungen Athletinnen haben mit persönlichen Bestleistungen überzeugt“, sagte Jörg Frischmann, Parasport-Geschäftsführer beim TSV Bayer 04. Auch den Sitzvolleyballern, die mit gleich sieben Leverkusenern angetreten waren, attestierte er trotz verlorenem Spiel um Platz drei gegen Ägypten ein „super Turnier“.

Da sich in vielen Sportarten das Leistungsniveau weltweit in der Breite gesteigert habe, sei es „nicht mehr so einfach, in der Spitze anzukommen. Speziell bei Markus und Johannes haben die US-Amerikaner große Fortschritte gemacht, es ist deutlich enger geworden, auch wenn Markus es geschafft hat, die Goldmedaille zu gewinnen. Bei Taliso sieht es ein bisschen anders aus, der hat da noch Vorsprung und das ganz souverän gemeistert.“

Die Hoffnung Frischmann wünscht sich, dass der Schwung aus den Paralympics mitgenommen werden kann. „Wer Parasport ausprobieren möchte, ist bei uns immer an der richtigen Adresse. Sport kann allen Menschen so viel geben, das haben die Paralympics gezeigt.“ Vom 8. bis 10. November finden in Leverkusen die „Talent Days“ statt, bei dem Kinder und Jugendliche erstmals mit Sportprothesen rennen können.