Fußball Schwarzmarkt für Unparteiische

Fußball · Schiedsrichter sind in einigen Vereinen Mangelware. Der Fußball-Verband Mittelrhein verhängte daher zuletzt Strafzahlungen in Höhe von 1800 Euro an 21 Vereine. Manche Klubs greifen daher schon zu zwiespältigen Mitteln.

Die Anreize sind nicht sonderlich groß. "Es gibt nicht gerade viele, die Lust haben, in der Kreisklasse Spiele zu leiten", sagt Bernd Kuhn. Entsprechend schwierig sei es für den Geschäftsführer und seinen VfL Leverkusen, genügend Schiedsrichter zu finden. Grob gesagt wird laut der Verwaltungsanordnung des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM) für jede gemeldete Mannschaft auch ein Unparteiischer vom betreffenden Verein verlangt. "Im Seniorenbereich sind von uns drei gefordert, die wir auch stellen. Aber uns fehlen welche im Jugendbereich", erläutert Kuhn.

Ein Problem, mit dem der VfL längst nicht alleine dasteht. Zuletzt wurden im Fußballkreis Köln für 21 Vereine Ordnungsgelder in einer Höhe von insgesamt 1800 Euro verhängt, weil sie im zweiten Quartal der Saison 2011/12 nicht das geforderte Schiedsrichter-Soll erfüllt haben. Darunter waren fünf Leverkusener Klubs: FC Opladen 2003 (60 Euro), FSV BW Schlebusch (60 Euro), SV Ditib Leverkusen (30 Euro), SSV Alkenrath (120 Euro) und eben der VfL, der 75 Euro zahlen muss. "Jeder Euro davon tut uns weh. Aber uns bleibt nicht viel anderes übrig, als zu zahlen", meint Kuhn.

Als Mitglied des FVM-Schiedsrichterausschusses kennt Peter Oprei die Problematik. "Der Großteil der Vereine stellt auch das geforderte Maß an Schiedsrichtern." Aber es gebe eben auch die Fälle, in denen Klubs über die Strafzahlungen in die Pflicht genommen werden müssten. "Es geht uns nicht darum, die Vereine zu triezen", sagt Oprei. Vielmehr müsse sichergestellt werden, dass der Spielbetrieb aufrechterhalten bleibt. Das gehe nur mit ausreichend Unparteiischen. "Daher wurde die Höhe der Ordnungsgelder so gewählt, dass die Klubs motiviert werden, genügend Schiedsrichter zu stellen", sagt Oprei und rechnet vor: Die Dienstbekleidung für einen Unparteiischen würde vielleicht 120 Euro im Jahr kosten, das Bußgeld schnell das Drei- oder Vierfache.

Dass der "23. Mann" mancherorts zur Mangelware geworden ist, hat bereits zwiespältige Entwicklungen hervorgebracht. "Zum Teil wird versucht, bei anderen Vereinen gezielt Schiedsrichter abzuwerben", berichtet Oprei. Da in solchen Fällen die Aussicht besteht, künftig um die Ordnungsgelder herumzukommen, liegt es auf der Hand, dass der Umworbene nicht nur mit schönen Worten zum Vereinswechsel überredet wird. Was klingt wie ein Schwarzmarkt für schwarz gekleidete Männer, sehen sie beim Verband nicht gerne. "So etwas ist nicht erwünscht", fügt Oprei dazu an. "Schließlich geht es hier um ein Ehrenamt."

Ein Ehrenamt, für das Kuhn und der VfL auch künftig – schon aus reinem Eigennutz – die Werbetrommel rühren werden. "Klar, wir fragen unter unseren Spielen und unter den ehemaligen." Aber ein Problem sei, dass es für Quereinsteiger ab 30 Jahren kaum Perspektiven für einen Aufstieg in hohe Klassen gebe. Und junge Leuten wollten lieber spielen als pfeifen. "Da fehlen die Anreize", sagt Kuhn und resümiert: "Der schwarze Mann ist nicht gefragt."

(RP)
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