Fußball Projekt soll Eltern ausbremsen

In den Fußballverbänden Niederrhein und Mittelrhein ist eine "FairPlayLiga" angelaufen, bei der in der F-Jugend Eltern und Trainer Abstand zum Spielfeld halten müssen. Der Schiedsrichter fällt weg. Die Kinder entscheiden allein.

Der Satz surrte Ralf Klohr nachhaltig im Ohr herum. "Ohne Erwachsene ginge es manchmal besser", hatte der Vorsitzende der Jugendspruchkammer des Fußballkreises Aachen gesagt. Klohr, Jugendleiter beim SuS Herzogenrath, verwandelte dann irgendwann das Surren in ein Pilotprojekt mit Namen "FairPlayLiga". Das war 2007. In dieser Saison läuft das Projekt nun flächendeckend in den F-Jugend-Klassen des Fußballkreises Köln, und auch der Fußballverband Niederrhein (FVN) sammelt derzeit erste Erfahrungen.

Klohrs Projekt beruht im Wesentlichen auf drei Vereinbarungen, zu denen alle Mannschaften im Vorfeld einer Saison ihr Einverständnis erklärt haben. Dabei handelt es sich um:

- Die Fan-Regel Zuschauer — vor allem natürlich Eltern — halten knapp 15 Meter Abstand zum Spielfeld. So wird die direkte Ansprache von außen unterbunden. Die Kinder sollen ihre eigene Kreativität entfalten. "Wir haben oft festgestellt, dass die Erwachsenen Druck und Aggressivität vom Spielfeldrand ins Spiel hineintragen", sagt Oliver Zeppenfeld, Jugendbildungsreferent im Fußballverband Mittelrhein (FVM).

- Die Trainer-Regel Die Trainer begleiten das Spiel aus einer festgelegten Coaching-Zone heraus. Sie geben nur die nötigsten Anweisungen und helfen den Kindern konstruktiv bei der Regulierung des Spiels. Man habe festgestellt, dass durch diese Maßnahme die Atmosphäre bei den Nachwuchspartien deutlich ruhiger sei, sagt Zeppenfeld weiter.

- Die Schiedsrichter-Regel Indem es keinen Schiedsrichter auf dem Spielfeld gibt, lernen die Kinder, Verantwortung zu übernehmen. Die Entscheidungen auf "Tor", "Aus", "Toraus" sind einfach, bei "Foul" sollen die Kinder sich beim Gegner entschuldigen und ihm den Ball überlassen. ",Kinder machen keine Fehler, sie sammeln nur Erfahrungen' — das ist ein zentraler Ansatz des Projekts", sagt Zeppenfeld.

Am Wochenende hatte der FVM zu einem Workshop zur FairPlayLiga nach Hennef eingeladen. Zu Gast waren auch Herbert Fandel, Leiter der DFB-Schiedsrichterkommission und Schirmherr des Projekts, sowie Babette Lobinger von der Kölner Sporthochschule, die das Projekt wissenschaftlich begleitet.

Vertreter aus anderen Landesverbänden (wie dem FVN) informierten sich über Umsetzung der FairPlayLiga und Rückmeldungen von der Basis. "Eins ist bei diesem Austausch klargeworden", sagt Zeppenfeld, "wir brauchen noch mehr Schulungen für die Trainer und mehr Informationen für die Eltern." Insgesamt sei das Feedback sehr positiv. So positiv, dass sie im Kreis Aachen das Konzept nun auch auf den E-Jugend-Bereich ausgeweitet haben. Eine Maßnahme, die Sinn macht, denn erst ab der D-Jugend werden in der Regel offizielle Schiedsrichter angesetzt.

Der FVN führt derzeit im Kreis Wuppertal/Niederberg die FairPlayLiga als Pilotprojekt durch — und will die anderen Kreise über die gewonnenen Erfahrungen informieren. "Dann können die Kreisjugendausschüsse entscheiden, ob und wie sie das Projekt für sich übernehmen", sagt FVN-Sprecher Peter Hambüchen.

(RP)
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