Boxen "Mo" startet seine zweite Karriere
Boxen · Maurice Weber musste wegen einer komplizierten Sehnenverletzung an der rechten Hand eine drei Jahre lange Zwangspause einlegen. Nun hat der 30-Jährige ein erfolgreiches Comeback gefeiert. Für seine Boxkarriere brach der ehemalige Kämpfer des TSV Bayer 04 seine Lehre zum Erzieher ab.
Leverkusen/Köln Das "Felix-Sturm-Box-Gym" in der Kölner Neustadt-Süd hat für Außenstehende schon etwas von einer "Folterkammer". Überall befinden sich Geräte und Maschinen mit schweren Gewichten, und die Luft riecht nach jeder Menge Anstrengung. Maurice Weber, so scheint es, könnte sich keinen schöneren Ort vorstellen.
Zu lange war er gezwungenermaßen nur Zuschauer beim Boxen. Bei einem Kampf im Jahr 2008 zog sich der ehemalige Boxer vom TSV Bayer 04 Leverkusen eine komplizierte Sehnenverletzung an der rechten Hand zu.
Die Folge war das vermeintliche Ende der noch jungen Karriere. In zahlreichen Operationen wurde vergeblich versucht, die verletzte Hand wiederherzustellen. Erst ein holländischer Chiropraktiker konnte Weber helfen und das drohende Karriereende noch einmal abwenden. Nun startet sozusagen die zweite Karriere von Maurice Weber, und die Freude, nach drei Jahren wieder boxen zu können, ist ihm anzumerken. "Das Gefühl, das das Boxen mir gibt, bekomme ich nirgendwo anders, das habe ich sehr vermisst", erzählt Weber.
"Weise Worte" von Felix Sturm
Während der dreijährigen Zwangspause hat sich Weber, der von Freunden nur "Mo" genannt wird, für eine Ausbildung zum Erzieher entschieden, diese aber nach einem Jahr für die zweite Boxkarriere abgebrochen. Dabei lief es eigentlich ganz gut für den Leverkusener mit tunesischen Wurzeln. "Ich habe da auch schon mal eine Eins geschrieben, und das war auch ganz schön, ist aber nicht annähernd vergleichbar mit einem Sieg beim Boxen", erklärt Weber.
Ein Job am Schreibtisch kam für ihn von vornherein nicht infrage, wie er klarstellt: "Ich brauche einfach den Kontakt zu Menschen, und am Schreibtisch zu sitzen wäre mir zu langweilig." Dass er ein Jahr später wieder im Boxring stehen würde, hätte er damals nicht gedacht, wie er sagt: "Ich hatte eigentlich schon abgeschlossen mit dem Boxen und mich damit abgefunden, dass es nichts mehr wird."
Mit dem vermeintlich frühen Karriereende als Boxer habe er "ganz schön zu kämpfen gehabt", berichtet Weber. In dieser Zeit hat ihm sein langjähriger Freund Felix Sturm mit "weisen Worten zur Seite gestanden", wie Weber es formuliert. Unter den Fittichen von Box-Weltmeister Sturm will Maurice Weber nun wieder zu alter Form finden. Mit einem Punktsieg gegen den Bremer Alexander Riegel, im Rahmenprogramm des Sturm-Murray-Kampfes Anfang Dezember in Mannheim, ist das Comeback geglückt und der Grundstein für weitere Erfolge gelegt worden.
2012: fünf oder sechs Kämpfe
Fast noch wichtiger als der Sieg war wohl die Erkenntnis, dass die Hand gehalten hat. "Natürlich war ich nervös wegen der Hand, aber jetzt mache ich mir keine Sorgen mehr", sagt Weber. Mit gesunder Hand und viel Selbstbewusstsein geht der 30-Jährige seine Ziele an. Dabei hat er klare Vorstellungen davon, wo es hingehen soll: "Mein Ziel ist der elitäre Bereich, also die Weltspitze, da will ich hin." In spätestens zwei Jahren will er einen WM-Kampf bestreiten. Der Weg ist also lang. Im nächsten Jahr sind fünf bis sechs Kämpfe geplant, der nächste ist am 3. Februar 2012. Es warten also noch viele harte Stunden Training auf Maurice Weber. Doch nach drei Jahren Zwangspause, so scheint es, wird jeden Augenblick in der Folterkammer genießen.