Aus den Vereinen Mehr Medaillen gab es zuletzt 1992

Aus den Vereinen · Die Medaillen von Britta Heidemann und Linda Stahl bescheren dem TSV Bayer 04 das zweitbeste Olympia-Ergebnis der vergangenen 20 Jahre. Athen 2004 war mit zweimal Silber zwar noch erfolgreicher, doch erscheint die Bilanz von London angesichts gesunkener Zuschüsse der AG wertvoller.

Wie geht man als Verein mit einer Olympia-Bilanz um, die zwei Medaillen aufweist, die im Vorfeld wahrscheinlichste aber vermisst? Für Paul-Heinz-Wellmann, Geschäftsführer der Leichtathleten im TSV Bayer 04, ist die Sache klar. "Wenn uns vorher jemand zwei Medaillen zugesagt hätte, hätten wir sicherlich unterschrieben."

Unzufriedenheit würde auch verwundern, schließlich holte der TSV zuletzt 1992 in Barcelona mehr (sechs) Medaillen als jetzt in London mit der silbernen von Britta Heidemann und der bronzenen von Linda Stahl. 2008 in Peking war es eine (Heidemann), 2004 in Athen ebenfalls zwei (Steffi Nerius/Speer und Heidemann), 2000 in Sydney ging man leer aus, und 1996 in Atlanta gab es Bronze für Linda Kisabaka mit der 4x400-Meter-Staffel.

Es ist kein Zufall, dass eine Fechterin und eine Leichtathletin in London für Leverkusener Edelmetall verantwortlich zeichneten. Schließlich sind es die Individualsportarten, auf die der TSV nach der finanziellen Neustrukturierung der vergangenen Jahre seine Spitzensportförderung konzentriert. Auch im Judo war der Verein mit Miryam Roper bei Olympia vertreten.

Dass sie an der Tannenbergstraße jetzt allerdings wunschlos glücklich sind, wäre auch gelogen. Zwar waren Silber für Heidemann und Bronze für Stahl zwei Erfolge, die nicht unbedingt zu erwarten waren, weil bei der einen die Vorleistungen keine Euphorie ausgelöst hatten (Heidemann) und bei der anderen die Konkurrenz übermächtig schien (Stahl).

Doch es nagt eben auch an allen Beteiligten, dass Silke Spiegelburg als — wieder einmal — Vierte die aus Leverkusener Sicht wahrscheinlichste Medaille verpasste. "Es ist bei ihr genauso eingetroffen, wie wir es alle nicht wollten", sagt Wellmann und berichtet von einem Telefonat vor ein paar Tagen mit einer spürbar geknickten Athletin.

Im Fall von Spiegelburg ist dennoch die Hoffnung groß, dass sie die Enttäuschung von London in Motivation für die Spiele in Rio de Janeiro 2016 umwandelt. Dann wäre sie 30 — Björn Otto sprang am Freitag mit 34 Jahren zu Stabhochsprung-Silber. Auch für Stahl (26), Katharina Molitor (28) und Jennifer Oeser (28) ist der Zug in vier Jahren nicht zwingend abgefahren. Für Talente wie Alyn Camara (23) oder Aleixo-Platini Menga (24) schon gar nicht. "Wir wollen uns anstrengen, nach Rio wieder mehr Athleten zu entsenden", sagt Wellmann.

Die Arbeit hierfür ist hinter den Kulissen längst im Gange. "Wir wollen mit dem Bayer-Konzern eine Bilanz ziehen und uns für die Olympischen Spiele 2016 in Rio neu aufstellen. Wir können, das haben die vergangenen Jahre gezeigt, weiterhin bei Sportlern mit unserer hervorragenden Infrastruktur und der Möglichkeit einer parallelen Berufsausbildung punkten", hatte TSV-Geschäftsführerin Anne Wingchen zuletzt im RP-Interview gesagt.

(RP)
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