LTV-Trainer Lars Hepp im Interview „Müssen uns fragen, ob es noch Sinn ergibt“

Leichlingen · Der Trainer des Handball-Drittligisten Leichlinger TV, Lars Hepp, spricht sich für einen Abbruch der aktuellen Spielzeit aus. Der 43-Jährige glaubt zudem nicht an eine schnelle Rückkehr in die Halle.

 Lars Hepp arbeitet seit Ende August 2018 als Trainer beim Leichlinger TV.

Lars Hepp arbeitet seit Ende August 2018 als Trainer beim Leichlinger TV.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Herr Hepp, seit November befindet sich der Amateursport im Lockdown. Fehlt Ihnen die Arbeit in der Halle?

Lars Hepp Das kann man sagen. Und ich denke, das würde auch jeder unserer Spieler bestätigen. Das Handballtraining fehlt uns allen – nicht nur aus sportlichen Gesichtspunkten, sondern auch aus gesellschaftlichen. Es ist nicht dasselbe, sich online zu verbinden, um ein paar Übungen gemeinsam zu machen. Darauf müssen wir uns in diesen Tagen aber leider reduzieren.

Sehen Sie Licht am Ende des Tunnels?

Hepp Das schon, aber nicht sehr kurzfristig. Offiziell ist die Halle in Leichlingen noch bis zum 15. Februar gesperrt. Wir warten nun auf ein Signal aus der Politik, das uns eine Rückkehr erlaubt. Ich gehe aber davon aus, dass wir uns noch etwas gedulden müssen.

Die unterklassigen Handballsaisons stehen kurz vor der endgültigen Absage. Seitens des Deutschen Handball-Bundes, der für die Dritten Ligen zuständig ist, lässt eine Entscheidung auf sich warten. Halten Sie eine Fortsetzung noch für realistisch?

Hepp Man muss schon hinterfragen, ob eine Wiederaufnahme überhaupt noch Sinn ergibt. Manche Vereine haben in unserer Gruppe fünf Spiele absolviert, wir und ein paar andere nur eines. Um eine komplette Hinrunde über die Bühne zu bekommen, dürfte überhaupt nichts mehr schiefgehen – das heißt, es dürfte auch keine Corona-Fälle und Quarantänen mehr geben. Da wir alle nicht sehr zeitnah geimpft werden, ist dieses Szenario eher unrealistisch.

Zur Debatte steht alternativ eine Aufstiegsrunde für interessierte Teams sowie eine Parallelrunde, in der sich die Mannschaften für den DHB-Pokal qualifizieren können.

Hepp An der Aufstiegsrunde würden wir ja nicht teilnehmen, und die Parallelrunde halte ich nicht für wirtschaftlich sinnvoll. Sie wäre mit hohen Kosten verbunden, aber gleichzeitig dürften wir bestimmt weiterhin keine Zuschauer hereinlassen. Bei allem Spaß, den es macht, sich auf dem Spielfeld zu messen, würde ich aus sportlicher Sicht einen kompletten Abbruch bevorzugen, um die nächste Saison vorzubereiten. Aus gesellschaftlicher Sicht ist das natürlich unheimlich traurig, weil wir in dieser Saison nicht ein Mal vor unserer Anhängerschaft spielen konnten. Wir haben seit dem Umbruch im vergangenen Sommer einen enormen Zuspruch erfahren und würden das liebend gerne mit guten Leistungen auf dem Feld zurückgeben.

Wenn es so kommt, steht das nächste Pflichtspiel für ihre Leichlinger wohl erst im kommenden August an. Die Planungen laufen bereits?

Hepp Wir sind sehr weit, das stimmt. Bis auf Kreisläufer Malte Nolting wird der komplette Kader inklusive Trainer erhalten bleiben. Das heißt, ich habe die Zusage von 13 Spielern. Das ist natürlich etwas dünn, so dass ich – ehrlich gesagt – auch deshalb gut mit einem kompletten Abbruch dieser Saison leben kann. Für die kommende wollen wir aber auf jeden Fall personell nachlegen – vor allem im linken und rechten Rückraum. Und am Kreis brauchen wir natürlich Ersatz. Wir befinden uns jedenfalls in guten Gesprächen, so dass es zeitnah Neuigkeiten geben wird.

Ist es in diesen Tagen einfacher oder schwieriger, neue Spieler zu verpflichten?

Hepp Es ist zumindest anders. Manchmal ergeben sich Optionen, die es unter normalen Umständen nicht gegeben hätte. Wenn es nun etwa in den Regionalligen keine Aufsteiger geben wird, könnten ambitionierte Spieler dort eher wechselwillig in Richtung eines Drittligisten sein, anstatt noch eine Saison in der Regionalliga anzutreten. Dazu muss natürlich der eine oder andere Klub auch Kürzungen bei Aufwandsentschädigungen vornehmen. Auf der anderen Seite ist sportlich nicht viel passiert, so dass es in dem Bereich kaum zu Unzufriedenheiten kommen kann und in vielen Vereinen die geplante Saison 2020/21 nun einfach ein Jahr später stattfindet.

Wie optimistisch sind Sie, dass die nächste Saison eine halbwegs normale wird?

Hepp Ich denke und hoffe, dass sich die Lage im Sommer verbessert. 2020 ging das Infektionsgeschehen durch die höheren Temperaturen deutlich zurück. Das wird sich hoffentlich in diesem Jahr wiederholen. Bis zum oder spätestens im letzten Quartal wird dann ein Großteil der Bevölkerung geimpft, so dass die Situation kontrollierbarer sein wird als sie es in diesem Winter war. Das heißt, ich bin zumindest vorsichtig optimistisch, dass wir eine normale Saison planen können – mit Zuschauern. Es wäre das Bitterste, wenn wir in der neuen Spielzeit auf Unterstützung verzichten müssten.

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