Handball Elfen verspielen Finaleinzug in letzter Sekunde

Leverkusen · Diese Szenen dürften sich Bayers Handballerinnen während der Sommerpause wohl mehr als einmal wehmütig anschauen. Sie boten dem Thüringer HC in dessen Halle ein packendes zweites Halbfinale.

Doch dass die Endspiele um die Deutsche Meisterschaft nun ohne ihre Beteiligung stattfinden, haben sich die Elfen ganz alleine zuzuschreiben. Denn derart unclever wie sie hat sich wohl selten ein Team um die Chancen auf das Finale gebracht: Die Leverkusenerinnen schafften es nämlich in einer dramatischen Schlussphase nicht, die verbleibenden 25 Sekunden auf der Spieluhr ablaufen zu lassen.

Die zu diesem Zeitpunkt gültige 30:26-Führung hätte den Gästen wegen der mehr erzielten Auswärtstreffer gereicht (das Hinspiel verloren sie mit 23:27). Weshalb also nicht nur ein Anspiel kam, sondern auch der vergebliche Wurfversuch, dürfte für alle Beobachter des dramatischen Geschehens ebenso rätselhaft sein wie die Tatsache, dass der THC bei auslaufender Uhr weder am langen Pass, noch an diesem einen, entscheidenden Abschluss mit der Schlusssirene gehindert wurde. So stand zwar ein Sieg zu Buche, 30:27, aber wie Sieger fühlte sich keine Leverkusenerin.

Sie hatten sich so viel vorgenommen und fast alles davon gehalten. "Mir war klar, dass ihr noch längst nicht aufgegeben habt. Und man kann nur den Hut davor ziehen, wie deine Mannschaft hier heute gekämpft hat", sagte THC-Coach Herbert Müller nach der Partie.

Beeindruckt hatte alle Augenzeugen in der Salza-Halle und an den Computer-Bildschirmen (per Live-Stream) ohne jeden Zweifel, dass die Elfen trotz Vier-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel immer wieder zurückkamen — nach schwachem Start (2:6) ebenso wie im zweiten Durchgang, nachdem sie vor dem Seitenwechsel ihre erste Vier-Tore-Führung verspielt hatten und nach 13:9 mit 13:14 in die Pause gegangen waren.

Spätestens mit der Roten Karte gegen Nadja Nagornaja und zwischenzeitlich sogar sechs Treffern Vorsprung (29:23) schien die faustdicke Überraschung greifbar. Mit Laura Steinbachs 30:25 in der Schlussminute nach lange angezeigtem Zeitspiel schien alles perfekt. Das meinte Müller sicher auch, als er davon sprach, Bayer habe die Schlüsselmomente stets für sich entschieden.

Dass dies beim letzten entscheidenden Akt auf fatale Art und Weise nicht der Fall war, musste er nicht eigens erwähnen. Das war allen in der Halle noch gut erinnerlich — und wird es in seiner Art und Weise auch noch lange, lange Zeit sein.

Bayer Hagel, Krückemeier — Zapf (3), Egger (1), Egozkue Extremado (9/6), Latakaite-Willig (1), Adams, Hilster (4), Naidzinavicius (6), Steinbach (3), Seidel, Jörgens, S. Münch, Comans (3), M. Münch.

(kre)
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