Leichtathletik Ein Treffen mit Sprengstoff
Bislang ist das meist ein Idyll gewesen. Abteilungsversammlungen in jedweder der vielen Sportsparten hatten beim TSV Bayer meist was von Kaffeekränzchen-Atmosphäre, abgesehen von der nüchternen Kurz-Behandlung einiger notwendiger Regularien: Treffen von alten Bekannten, ein konfliktarmes Zusammensein beim beiläufigen Plausch.
Jetzt aber droht den Leverkusener Leichtathleten eine Zerreißprobe, wenn sie am Dienstag (19.30 Uhr, Halle Fritz-Jacobi-Anlage) ihre alljährliche Zusammenkunft haben. Wie es aussieht, will Mohamed Charara, der jüngst mit dem Team Referenznetzwerk und den alternden Stars Charles Friedek und Nils Winter in Erscheinung getreten ist, den langjährigen Vorsitzenden Joachim Strauss stürzen. Hinter den Kulissen formieren sich die Gruppen.
"Ich kann dazu keine Aussagen treffen, bevor nichts spruchreif ist", erwidert Charara, ein ehemaliger Sprinter beim TSV Bayer und nun Geschäftsführer eines in Burscheid ansässigen Unternehmens in der IT-Branche, auf entsprechende Fragen. Für heute Morgen ist noch ein Gesprächstermin angesetzt, bei dem sich Klaus Beck, der TSV-Vorsitzende, Reiner Moschall, der Geschäftsführer des Gesamtvereins, und Charara erneut über die brisant erscheinende Situation unterhalten wollen.
"Charara ist ein Mann mit guten Ideen und uns sehr willkommen, wenn er uns in Fragen des Sponsorings helfen möchte", sagt Moschall, "aber es besteht kein Zweifel, dass Joachim Strauss unser Mann ist. Wir haben großes Interesse daran, dass er als einziger Kandidat antritt."
Charara allerdings wäre es nach der Satzung unbenommen, seine Anwartschaft auf den Chefposten bei Läufern, Springern und Werfern bis zwei Tage vor der Wahl anzumelden. "Das können und wollen wir nicht verhindern. Ich hoffe dennoch, dass es nicht zu einer Kampfabstimmung kommt. Das wäre für alle Beteiligten nicht gut", bekräftigt der 61 Jahre alte Moschall, ein eingefleischter Bergisch Neukirchener und großer Fußball-Fan seit langer Zeit.
In dem Zusammenhang erläuterte Moschall noch einmal, dass sich auch in Zukunft nichts ändern werde an dem Status der Leichtathletik: "Wir werden vornehmlich Jugend und Nachwuchs fördern, was nicht heißt, dass Spitzenathleten keinen Platz mehr bei uns finden. Das Sportkonzept, das der Gesamtverein entwickelt hat, wird überall umgesetzt." Bis 2009 allerdings, dem Jahr der WM in Berlin, genießen die Ecker, Esser, Nerius und Co in der Förderung durch Bayer noch einen Sonderstatus.