Fußball Ein Leben für den SV Schlebusch

Fußball · Nuri Kurt ist seit über vier Jahrzehnten die gute Seele des SV Schlebusch. Im Verein hat der 76-Jährige fast jede Position innegehabt, 2006 erhielt er zudem das Bundesverdienstkreuz für sein soziales Engagement. Nachdenklich wird er nur, wenn er ans Aufhören denkt.

 Der heimliche Chef Im Bühl: Nuri Kurt engagiert sich seit 41 Jahren auf und neben dem Platz für den SVS.

Der heimliche Chef Im Bühl: Nuri Kurt engagiert sich seit 41 Jahren auf und neben dem Platz für den SVS.

Foto: Uwe Miserius

Schlebusch Das Abziehen des Platzes fällt an diesem Morgen aus. Ein defektes Kabel ist schuld daran. Nuri Kurt nimmt es gelassen hin: "So etwas passiert schon mal, kein Problem." In seinen 41 Jahren beim Schlebuscher SV hat er schon so einiges erlebt, da bringt ihn so ein Kabel nicht mehr aus der Ruhe.

Neben der Haupttätigkeit als Jugendobmann gehören auch die täglichen Arbeiten als Platzwart zum Aufgabenfeld des 76-Jährigen, der nur rund 100 Meter vom Platz entfernt wohnt. Überhaupt hat er schon so gut wie jede Position im Verein besetzt. "Mein Sohn wollte unbedingt hier Fußball spielen, der damalige Trainer hat aber nichts von Fußball verstanden, und drei Wochen später habe ich dann die Kinder trainiert", erzählt Kurt.

300 Kinder und Jugendliche

Mittlerweile ist der gebürtige Türke seit 36 Jahren ehrenamtlicher Leiter der Jugendabteilung und verantwortlich für aktuell rund 300 Kinder und Jugendliche. Seine leidenschaftliche Arbeit macht sich bezahlt: Der SV Schlebusch stellt eine der größten Fußball-Jugendabteilungen in NRW, und der Kader der ersten Mannschaft, die in der Landesliga zu den Besten zählt, besteht zu einem Großteil aus eigenen Jugendspielern.

Aber darauf will sich Kurt nicht ausruhen: "Ich habe das Ziel, die Kinder und Jugendlichen immer ein bisschen besser zu machen." Dabei hilft ihm ein großes Trainerteam. "Wir haben insgesamt 40 ehrenamtliche Trainer, die alle einen super Job machen und den Kindern wirklich etwas beibringen", erklärt Kurt. Zu lustigen Situationen kommt es nun immer häufiger, wie er berichtet, "Wenn ehemalige Bambini-Spieler mit ihren Kindern das erste Mal zum Platz kommen, um sie zum Training anzumelden: Die erkenne ich überhaupt nicht mehr, weil das schon so lange her ist."

In seiner langjährigen Tätigkeit gab es einige Highlights, wie Kurt erzählt. Zum Beispiel den Aufstieg der A-Jugendmannschaft in der Saison 1992/1993 in die Verbandsliga, die damals die höchste Jugendliga auf Verbandsebene war. "Da wurde schon ordentlich gefeiert, weil das etwas sehr Außergewöhnliches war", sagt Kurt. Trainer der Mannschaft war damals sein Sohn Ercihan, der mittlerweile Geschäftsführer vom Schlebuscher SV ist.

Im Jahr 2006 sollte aber ein noch bedeutenderes Ereignis folgen. Weil Nuri Kurt mit dem SV Schlebusch für die Opfer des Erdbebens 1999 in der Türkei und der Jahrhundertflut in Dresden 2002 Wohltätigkeitsturniere organisiert und die Erlöse an die Opfer gespendet hat, wurde ihm 2006 das Bundesverdienstkreuz verliehen. "Das war ein Moment, den ich mit Worten nicht beschreiben kann. Da standen mir die Tränen in den Augen", erinnert sich Kurt.

Sorgen um die Nachfolge

Solche Ereignisse motivieren den gelernten Maschinenschlosser bei seiner täglichen Arbeit. Schon längst sei der Verein seine "Lebensaufgabe". Etwas nachdenklich wird er aber, wenn er über einen möglichen Nachfolger spricht. "Im Moment sieht es so aus, als ob keiner meine Stelle übernehmen kann, und ich weiß nicht, wie es dann weitergeht."

(chbu)
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