Handball Ein Elfen-Sieg mit vielen Fragezeichen

Leverkusen · Bayers Handballerinnen zittern sich wenig überzeugend zum 31:29 gegen die Vulkan-Ladies Koblenz/Weibern.

 Tor für die Elfen: Jennifer Rode kommt mit ihrem Wurf durch die Koblenzer Abwehr.

Tor für die Elfen: Jennifer Rode kommt mit ihrem Wurf durch die Koblenzer Abwehr.

Foto: Uwe Miserius

Dass sich der Beginn der öffentlichen Pressekonferenz etwas verzögerte, verwunderte die Augenzeugen des 31:29 (17:15)-Erfolgs von Bayers Handballerinnen über die Vulkan-Ladies Koblenz/Weibern kaum. Elfen-Coach Renate Wolf fehlte, ehe sie einige Minuten nach dem Aufruf und im Laufschritt zum Podium geeilt kam. Ganz offensichtlich - und zudem völlig zurecht - hatte die Ex-Nationalspielerin reichlich Redebedarf nach einem Sieg, der mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt.

Erste Frage: Wie konnte es passieren, dass die Leverkusenerinnen in der zehnten Minute mit 2:7 (!) hinten lagen? Wolfs kritische Antwort: "Zu Beginn haben einige wohl gedacht, das ist hier heute eine Kaffeefahrt. Anders kann ich mir diesen Start nicht erklären."

Zweite Frage: Was ist schiefgelaufen, dass der Sieg trotz einer Sieben-Tore-Führung in der 48. Minute überhaupt noch einmal ernsthaft in Gefahr geriet? Bei der Analyse dieser Phase sparte sich Renate Wolf den Hinweis auf einige äußerst fragwürdige Entscheidungen der jungen Referees, die eine klare Linie bei ihren Pfiffen vermissen ließen, jedoch über die gesamten 60 Minuten beide Teams in ähnlichem Ausmaß benachteiligten.

Es wäre auch vermessen, nach diesem Auftritt der Elfen mit dem Finger auf die Unparteiischen zu zeigen. Dazu gab es zu viele eigene Fehler. Und je weiter die Spielzeit voranschritt, desto eklatanter wurden die Patzer, um schließlich nach dem 31:26 fast schon bemitleidenswerte Dimensionen anzunehmen. Die Liste ist lang: Fehlpässe, Ballverluste, überhastete Abschlüsse, Fehlwürfe je ein Pfostentreffer von Jennifer Rode und - bei einem Siebenmeter - von Kim Naidzinavnicius, die zuvor als vorgezogene Abwehrkraft viele gegnerische Fehler produziert hatte, vorne traf und so Motor des Aufschwungs im zweiten Durchgang gewesen war. Immerhin: In den letzten zwei Minuten spielten die Leverkusenerinnen erfolgreich auf Zeit - mit einer Cleverness, die ihnen zuvor in der Schlussphase völlig abgegangen war. Die Abwehr hielt nun, aber die war ohnehin selten das Problem.

Und das führt zur derzeit wohl mit entscheidenden dritten Frage: Was ist mit dem Leverkusener Angriff los? 31 Treffer klingen unter dem Strich nicht so schlecht, sind allerdings auch der Tatsache geschuldet, dass die Gäste sich teilweise viel zu viele Fehler leisteten. "Wir haben vorne zu viel liegen lassen, haben oft drucklos und ohne Kopf gespielt. Das waren weit über 30 Ballverluste, bei Angriffen, in denen wir nicht auch nur ansatzweise gefährlich werden konnten", schimpfte die Trainerin.

Vierte Frage: Was ist mit Anna-Katharina Loest los? Das Talent, das sonst seine Klasse andeuten konnte, wirkte gegen die Vulkan-Ladies völlig verunsichert, warf einmal (weil sie schon die Maximalzahl an Schritten mit Ball gegangen war) von viel zu weit draußen völlig ohne Dampf und beging kurz darauf ohne jede Not einen Schrittfehler.

Fünfte Frage: Welche Erkenntnis bringt dieser Sieg für die Zukunft? Die Trauben hängen diese Saison hoch für die Elfen. "Ich hoffe, die Mannschaft weiß jetzt, dass sie um jeden einzelnen Punkt kämpfen muss", sagte Wolf. Nach dem Pokalspiel in Ketsch geht es nach Bad Langensalza. Und mit einer Leistung wie der gegen Koblenz/Weibern droht die Partie beim Meister Thüringer HC zu einer bitteren Lehrstunde zu werden.

(kre)
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