Volleyball "Die Enttäuschung war verständlich"

Volleyball · Wie überraschend kam im Januar die Ankündigung der Abteilung, die Herren-Mannschaft zurückzuziehen?

 Sportlicher Höhepunkt: Helmut Weissenbach (l.) und sein Team feiern die Zweitliga-Meisterschaft 2010.

Sportlicher Höhepunkt: Helmut Weissenbach (l.) und sein Team feiern die Zweitliga-Meisterschaft 2010.

Foto: Miserius (Archiv)

Wie überraschend kam im Januar die Ankündigung der Abteilung, die Herren-Mannschaft zurückzuziehen?

Weissenbach Sie kam für mich nicht überraschend, da ich in den letzten Jahren immer einen vertrauensvollen Umgang mit dem Vorstand des TSV Bayer 04 hatte und die strategische Neuausrichtung fair und frühzeitig kommuniziert wurde. Man muss die Rahmenbedingungen akzeptieren und den Blick nach vorne richten. Für das Team war es schwieriger, das alles nachzuvollziehen, weil die Athleten sich mehr auf den Wettkampf konzentriert hatten und sportliche Aspekte im Mittelpunkt aller Überlegungen stehen und standen. Die Enttäuschung war verständlich.

Haben Sie im Anschluss gleich begonnen, einen neuen Verein zu suchen?

Weissenbach Es wurden alle Möglichkeiten sondiert. Wer mich kennt, weiß, dass ich in Netzwerkstrukturen denke. Deshalb habe ich frühzeitig mit mehreren Vereinen über Perspektiven diskutiert.

Gab es Zweifel, dass alles klappt?

Weissenbach Die Spielrechtsübertragung war ein zäher Prozess, da es in den Osterferien enorm schwer war, alle Entscheidungsträger der Vereine, des Verbandes und der Stadt Solingen in den Prozess zu involvieren. Über den erzielten Konsens bin ich sehr dankbar. Eine gewisse Nervosität kann ich nicht verleugnen, da es immer Variablen geben kann, die diesen Weg erschweren.

War die TSG der Wunschverein?

Weissenbach Ja, schon früh haben die Signale aus dem Solinger Umfeld eine Faszination bei den Beteiligten ausgelöst. Die Mehrzahl der Spieler hat mit Überzeugung den Daumen für die Klingenstadt gehoben.

Wie bewerten Sie die Zeit beim TSV Bayer 04 im Rückblick?

Weissenbach Die Zeit beim TSV ist sportlich betrachtet eine sehr schöne gewesen. Sehr emotional war die erste und gleichzeitig letzte Saison als Spieler 1993 gewesen. Damals bin ich mit Leverkusen Dritter in der Zweiten Liga geworden. Das Team wurde danach abgemeldet. Faszinierend war die Übernahme des Teams in der Rückrunde 2006 als Trainer. Es ist uns gelungen, mit einem komplett verunsicherten Team vom vorletzten Tabellenplatz als zweitbestes Team der Rückrunde den Abstieg abzuwenden. Die Bilanz danach lässt sich nicht steigern. Zweimal Regionalliga-Meister, Durchmarsch und Meistertitel in der Zweiten Liga, jetzt Vizemeister. Wir haben dank einiger Unterstützer eine Marke etabliert und können diese jetzt in naher Umgebung weiterleben.

Gab es Tiefpunkte?

Weissenbach Tiefpunkt ist sicher das Gefühl, das Bayer-Kreuz nicht mehr zu tragen. Wir haben in der Zweiten Liga mit dem Namen Hallen gefüllt. Die Zuschauerrekorde auswärts sprechen da eine klare Sprache.

Mit welchem Gefühl verlassen Sie Leverkusen?

Weissenbach Die Antwort ist klar: Aufbruchstimmung. Zumal in Solingen mittlerweile an den Schulen, im Verein, in der Presse und in Gesprächen mit vielen Interessierten Euphorie und Neugierde spürbar ist. Man spürt den Wunsch nach einer Belebung der Solinger Sportszene.

Wie lautet das Ziel mit der TSG?

Weissenbach Ziel ist der duale Weg: Förderung der Jugend- und Talentarbeit sowie ein Team gespickt mit Stars zum Anfassen. Das wird uns gelingen, davon bin ich überzeugt, da die Spieler hundertprozentig dahinter stehen und eine Reihe von Spielern angefragt haben. Die Zugänge zur Sporthochschule und zum Beachvolleyballnetzwerk sind gut etabliert, davon werden wir profitieren. Ziel wird ein Platz unter den ersten fünf Teams sein.

Kann die Erste Liga ein Thema sein?

Weissenbach Das Team im Hintergrund arbeitet schon sensationell gut. Wir müssen uns aber noch professioneller auf allen Ebenen aufstellen, dann kann man irgendwann anfangen, davon zu träumen.

Roman Zilles führte das Gespräch.

(RP)
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