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Leichtathletik "Der Zug ist abgefahren"

Herr Börgeling, zu Jahresbeginn war vom Karriereende noch keine Rede. Wann ist der Entschluss gereift?

Herr Börgeling, zu Jahresbeginn war vom Karriereende noch keine Rede. Wann ist der Entschluss gereift?

Lars Börgeling Nach der verpassten Olympia-Qualifikation 2008 war der Gedanke ans Aufhören schon im Hinterkopf. Damals war ich frustriert. Und dann kam 2009, ein Jahr, in dem ich nur verletzt war. Eigentlich hätte ich da den Stab schon in die Ecke stellen müssen, aber so will ja keiner abtreten. Zu Beginn dieser Saison war klar: Wenn 2010 wieder so schlecht wird, ist endgültig Schluss. Und im Prinzip ist es ja genau so gekommen.

Herr Spiegelburg, Sie haben ihr Karriereende frühzeitig angekündigt. War der geplante Abschluss versöhnlich?

Richard Spiegelburg Mit den Meetings in Leverkusen und Berlin habe ich noch einmal viel mitgenommen. Auch Aachen war ein Highlight. Ich hätte mir gewünscht, noch ein paar Mal 5,70 Meter oder höher zu springen, aber es hat leider nur einmal auf einer irregulären Anlage geklappt.

Haben Sie sich eigentlich schon Gedanken gemacht, wie ihr Alltag künftig ohne das tägliche Training aussehen wird?

Börgeling Dass es jetzt soweit ist, habe ich noch nicht realisiert, weil ich in den vergangenen Jahren im Herbst ohnehin immer im Urlaub war. Der Unterschied ist: Diesmal werde ich nicht mehr in die Stabhochsprung-Szene zurückkehren. Spiegelburg Ich weiß noch nicht genau, was ich machen werde, habe aber viele Sachen im Kopf. Börgeling Nach 15 Jahren Training braucht man auf jeden Fall eine Alternative. Ich möchte nicht in drei Monaten an mir runterschauen und denken: "Börgeling, was ist aus dir geworden, du warst mal eine geile Sau."

Herr Spiegelburg, Sie studieren Medientechnik in Köln und Sie, Herr Börgeling, Sportmanagement in Iserlohn. Wie ist hier der Stand?

Spiegelburg Ich schreibe an meiner Masterarbeit. Mein Diplom habe ich 2007 gemacht und im November folgt dann der Master. Börgeling Ich bin mittlerweile fertig und habe den Bachelor gemacht.

Sie waren beide bei Welt- und Europameisterschaften. Sie, Lars Börgeling, haben 2002 sogar EM-Silber gewonnen. Welche Ziele bleiben unerfüllt?

Börgeling Natürlich war es mein Traum, sechs Meter zu springen und zu diesem elitären Club zu gehören. Das schmerzt ein wenig. Aber mit 31 kann ich diese Höhe nicht mehr springen. Der Zug ist abgefahren, da muss man realistisch sein. Spiegelburg Was ein bisschen an mir nagt, ist, dass ich nie bei Olympia dabei war. Von den Platzierungen her ist das alles schon in Ordnung. Vielleicht hätte ich noch höher springen können. Aber mir ist auch wichtig, dass ich fast nie verletzt war und eigentlich immer eine komplette Saison machen konnte.

Gibt es kuriose Erlebnisse in Ihrer langen Karriere, die heute noch präsent sind?

Spiegelburg Früher musste ich oft unmittelbar vor dem Wettkampf noch einmal auf die Toilette. Bei der WM 2001 in Edmonton wurde mir das fast zum Verhängnis. Ich hatte den Weg zur Toilette total unterschätzt. Als ich wieder an die Anlage kam, lief die Uhr schon und ich musste schnell die Spikes anziehen und springen. Börgeling Nachdem ich Silber bei der U 23-EM 1999 in Göteborg gewonnen hatte, durfte ich zum ersten Mal in der Golden League starten. Nachdem ich aber drei Tage lang gefeiert hatte, stellte ich im Hotel in Monaco fest, dass ich meine Laufschuhe vergessen hatte. Ich bin dann einfach barfuß eingelaufen. Aber dann ging es erst richtig los. Beim Einspringen bin ich kein einziges Mal richtig auf die Matte gekommen. Dann habe ich erst bemerkt, dass ich den härtesten Stab gesprungen bin, den ich damals hatte. Ich habe einen weicheren genommen und bin noch 5,70 Meter gesprungen.

Was braucht es, um sechs Meter zu springen?

Börgeling Bei dieser Höhe begibt man sich in Grenzbereiche. Stabhochsprung ist nun mal keine ungefährliche Sportart. Wir können uns schwer verletzen, wenn ein Versuch misslingt. Die beiden aktuellen Sechs-Meter-Springer Steven Hooker und Renaud Lavillenie sind nicht nur körperlich gut drauf, sondern auch mental unheimlich stark. Man muss bereit sein, das absolute Risiko einzugehen, und daran scheitert es oftmals bei uns. Spiegelburg Lavillenie ist ja noch jung und wirklich ein Draufgänger. Er hat noch nicht so viele Negativerlebnisse wie Hooker. Der war nach einem Unfall in einem ziemlichen Tief. Aber er hat mit seinem Trainer konsequent eine Strategie verfolgt und daran gearbeitet. Börgeling Für sechs Meter muss man erst einmal zwei oder drei Jahre verletzungsfrei durchtrainieren. Malte Mohr ist jetzt an so einem Punkt: Er ist eineinhalb Jahre gut durchgekommen und jetzt 5,90 Meter gesprungen. Wenn er ohne Verletzungen durch den Winter kommt, ist der nächste realistische Schritt sechs Meter.

(RP)
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