Eishockey Der Herr der Uhr

Rolf Zimmermann ist ein echter Kölner, arbeitet aber in Opladen und war auch schon mal Ordner bei Bayer 04.Seine Leidenschaft gehört dem Eishockey. Als Zeitnehmer arbeitet er ab Freitag bei der WM in Deutschland.

Rolf Zimmermann findet, er hat seine perfekte Rolle gefunden. Die perfekte Rolle, um "als Fan Teil des Spiels" zu sein, wie der 45-Jährige es ausdrückt. Nicht nur Konsument auf den Rängen, sondern Puzzleteil des großen Ganzen, das da Eishockey heißt und seit über 30 Jahren die Passion des waschechten Kölners ist. Im Alltag der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ist Zimmermann Zeitnehmer bei den Kölner Haien. Doch weil ab Freitag in Deutschland die Eishockey-Weltmeisterschaft stattfindet, ist er plötzlich mittendrin im Konzert der besten Kufencracks der Welt. "Die Nervosität steigt schon spürbar", gibt Zimmermann zu, der als Trainer in einem Opladener Fitnessstudio arbeitet.

Zeitnehmer – was beim Fußball gähnende Langeweile bedeutete, ist im Eishockey die Potenz aus Nervenanspannung und höchster Konzentration. In einer Sportart, in der die Uhr unzählige Male angehalten wird, in der Sekunden entscheiden und Strafzeiten bitteschön nicht Pi mal Daumen zwei Minuten dauern sollen, sind Zimmermann und seine Kollegen entscheidende Figuren. "Ich bin meist für die Strafbank zuständig", sagt Zimmermann. Das heißt, er nimmt vom Schiedsrichter Art des Vergehens und verhängte Strafe auf und lässt den Übeltäter erst pünktlich wieder aus der "Box". Wenn er die Uhr verantwortet, ist gedankliches Abschweifen keine gute Idee, denn: "Es kann schon mal sein, dass ich 300 Mal pro Spiel auf die Uhr drücken muss", sagt Zimmermann. Er ist Mitglied im Haie-Fanclub "Porz Mitte" und hatte von 1978 bis 2001 eine Dauerkarte für den Kölner Traditionsklub. Dann kam er über einen Bekannten an den Job, den er bis heute bei den Haien ausübt und ist seitdem beides – Fan und Akteur.

Weil der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) die WM-Spiele in Mannheim und Köln austragen lässt, war es logisch, dass man auf die bewährte Heimkräfte der Spielorte zurückgriff. "Und so bin ich bei der WM dabei", sagt Zimmermann, der in den 90er Jahren auch schon mal als Ordner bei den Fußballern von Bayer 04 arbeitete. Unlängst fand eine Schulung statt, denn Fehler können sich Zimmermann und Co. nicht erlauben. "Die Regeln von A bis Z zu kennen, ist ohnehin Grundvoraussetzung", sagt er.

Am Freitag startet die WM, nicht in Köln, sondern in Gelsenkirchen. Vor der für diese Sportart Weltrekord-Kulisse von 76 152 Zuschauern (Zimmermann kann die Zahl im Schlaf aufsagen). "Das wird der Hammer." Und der nächste soll im September folgen. Dann fliegt Zimmermann in die USA und will sich ein NHL-Spiel der Nashville Predators ansehen. Es wäre sein erstes.

(RP)
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