Fußball Besucher einer fremden Welt
Surachet Ngamtip ist 19, Thailänder und momentan Gastspieler bei Bayers zweiter Mannschaft.Eine Begegnung bei Hühnchen, Kommunikation mit Händen und Füßen und ansteckender Freundlichkeit.
Der junge Mann strahlt über beide Ohren. Der Anblick von Hühnchen, Reis und Suppe löst bei dem 19-jährigen Thailänder sichtbar positive Gefühle aus – und irgendwie auch Blockaden. Denn Surachet Ngamtip ist zwar auffällig gekleidet – Shirt und Pullover schmücken schrille Farben und exotische Muster – doch "Duff", wie ihn alle nennen, ist zutiefst schüchtern in seinem Auftreten. Er verkörpert die asiatische Bescheidenheit, der Blick ist meist gen Boden gerichtet. Seine Schweigsamkeit hat jedoch nicht nur charakterliche Gründe, denn Duff ist weit weg von zu Hause. Seit Ende April trainiert der Kapitän der thailändischen U 19-Nationalmannschaft für insgesamt vier Wochen als Gastspieler bei der zweiten Mannschaft von Bayer Leverkusen.
Es ist bereits sein zweiter Aufenthalt bei der Werkself, die mit seinem Heimatverein, dem FC Bangkok Glass, ein Partnerschaftsabkommen hat. "Der Kontakt ist entstanden durch Hans Emser, den Leiter der Jugendakademie der Thailänder. Er hat ihn hier hergebracht", berichtet Dirk Dreher, Assistent von Chefcoach Ulf Kirsten. Der Co-Trainer von Bayer II war es auch, der das Abendessen bei dem Thai Restaurant seines Freundes Pom organisierte. Bei vertrauter Speise und Gesprächen mit Landsleuten sollte Duff endlich aus sich herauskommen. Der Plan funktioniert, denn angekommen in der Gaststätte blüht Duff auf, spricht sofort Wirt Pom an, der sich im Laufe des Abends genau wie sein Sohn als Übersetzer betätigt.
"Es gibt viele Unterschiede, was den Fußball beider Länder betrifft", erzählt Duff. "Die Bedingungen sind grundverschieden. In Thailand gibt es nur wenige Berufsfußballer." Zudem sei das Training in seiner Heimat lockerer. Dennoch ist er gerne bei Bayer 04. "Auch weil sich viele Leute für mich interessieren, wenn ich wieder zurückkomme", sagt er. Als die Gerichte gebracht werden, ist es aber vorbei mit der Redseligkeit. Ohne Pause schaufelt sich der junge Thailänder einen Teller nach dem anderen hinein. Denn mit "german Food" könne er nicht viel anfangen. Aber nicht nur das deutsche Essen bereitet Duff Schwierigkeiten und Heimweh. Auch die Kälte ist für ihn neu.
In Thailand gebe es keinen Winter, dort herrschten ständig Temperaturen um 30, 40 Grad. Zudem ist die Verständigung schwierig. Deutsch beherrscht er gar nicht, "auf Englisch fast nur das Wort 'Yes´", sagt Dreher. Doch ab und an funktioniert es ohne Worte. So auch nach dem Essen. Ob es ihm geschmeckt habe, wird er auf Englisch gefragt. Duff lehnt sich zurück, hält sich den Bauch und lächelt.