Lokalsport Bayer-Leichtathleten stellen sich für 2017 auf

Leverkusen · Neben den arrivierten Sportlern wie Jennifer Oeser, Silke Spiegelburg und Katharina Molitor starten im nächsten Jahr auch neue Gesichter wie 800-Meter-Läuferin Sarah Schmidt oder 400-Meter-Spezialist Christian Heimann für den TSV Bayer. Vom Leichlinger TV wechselt Hammerwerferin Michelle Döpke nach Leverkusen.

 Michelle Döpke wechselt aus Leichlingen zum TSV.

Michelle Döpke wechselt aus Leichlingen zum TSV.

Foto: birkenstock

Ob Jennifer Oeser ihre Silbermedaille jemals in Händen halten wird?

 Sarah Schmidt startete zuletzt für Mönchengladbach.

Sarah Schmidt startete zuletzt für Mönchengladbach.

Foto: birkenstock

Wohl eher nicht. Die Siebenkämpferin des TSV Bayer 04 Leverkusen rechnet jedenfalls selbst nicht wirklich damit. Von der Prämie ganz zu schweigen, die ihr der zweite Platz bei den Weltmeisterschaften im südkoreanischen Daegu beschert hätte. Knapp fünfeinhalb Jahre nach diesem Wettkampf, den Oeser auf dem Bronzerang beendete, darf sich die 33-Jährige doch noch über Platz zwei freuen. Der Internationale Sportgerichtshof CAS sperrte die des Dopings überführte Siegerin Tatjana Tschernowa aus Russland und annullierte nachträglich ihren WM-Titel.

"Wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am Besten", schrieb Oeser als Reaktion auf ihrer Facebook-Seite und fügte an: "Ein bitterer Beigeschmack bleibt, aber ich versuche zu lächeln."

Längst hat die ehrgeizige Mehrkämpferin ihren Blick nach vorne gerichtet. Ihr neunter Platz im Sommer in Rio war zwar gleichbedeutend mit ihrem Abschied von der olympischen, nicht aber von der sportlichen Bühne. Oeser wird im Trikot des TSV Bayer eine weitere Saison dran hängen. Genauso wie Katharina Molitor und Silke Spiegelburg, die nach ihren persönlichen Enttäuschungen mit der verpassten Teilnahme an den Olympischen Spielen im kommenden Jahr wieder angreifen wollen. Dort wartet vom 5. bis 13. August mit den Weltmeisterschaften das nächste Großereignis. "Wir sind froh, mit Katharina dann die Titelverteidigerin im Speerwurf dabei zu haben", sagt Paul-Heinz Wellmann.

Persönlich freut den Geschäftsführer der TSV-Leichtathleten auch, dass Spiegelburg weiter an Bord ist. Sie lebt in Stuttgart und wird weiter in den Bayer-Farben auf Wettkämpfen springen. "Silke ist gut im Training und arbeitet sehr zielstrebig", sagt Wellmann. Mittelfristig locken 2018 zudem die Europameisterschaften in Berlin. Bis dahin soll es auch für die Stabhochspringer wieder höher hinaus gehen. In der Rückschau auf die Spiele in Rio fiel das Abschneiden enttäuschend aus. Weder Tobias Scherbarth noch Karsten Dilla erreichten das Finale. "Zusammen mit Carlo Paech haben wir drei gute Springer, von denen wir hoffen, dass sie international den nächsten Schritt machen", erklärt Wellmann.

Bei den Frauen kehrt Katharina Bauer nach ihrem schweren Unfall zurück. "Bei ihr müssen wir abwarten, wie ihr der Wiedereinstieg gelingt. "Ich traue ihr in Zukunft aber eine ganze Menge zu." Wellmann, der im März 65 Jahre alt wird und seinen Rückzug aus der ersten Reihe vorbereitet, hat seine Trainertätigkeit bereits beendet. Schützlinge wie Konstanze Klosterhalfen, Sanaa Koubaa oder Robin Schembera wechselten in die Trainingsgruppe von Sebastian Weiß. Dieser schloss sich auch Sarah Schmidt an. Die 20-jährige deutsche U20-Vizemeisterin wechselt vom LAZ Mönchengladbach nach Leverkusen. "Neben Konstanze ist sie eine der hochtalentierten deutschen 800-Meter-Läuferinnen", sagt Wellmann. Nach Linda Stahl (Karriereende), gab es mit Alyn Camara, der fortan unter Charles Friedek beim ASV Köln trainiert, zwischenzeitlich nur einen prominenten Abgang (die RP berichtete). Demgegenüber stehen die Zugänge von Thomas Schneider (28) und Christian Heimann (25). Schneider, deutscher Hallenmeister 2011 und 2013 über 400 Meter mit einer Freiluft-Bestzeit von 45,56 Sekunden, kommt vom Sportclub Magdeburg und soll ebenso die Staffel verstärken wie 400-Meter-Hürdenläufer Heimann. Das Sprintteam um Aleixo-Platini Menga komplettiert Robert Polkowski. Der 22-jährige Kölner, 2013 deutscher U23-Meister über 100 Meter (mit einer Bestzeit von 10,33 Sekunden) ist ein Hoffnungsträger für die U23-EM im kommenden Jahr.

Mit Susen Küster (22) und Michelle Döpke (19) kommen gleich zwei neue Hammerwerferinnen nach Leverkusen. Küster, deutsche U23-Meisterin aus Halle, nimmt den Platz von Daniela Manz ein, die aufhört. Döpke verlässt den Leichlinger TV und schließt sich der Trainingsgruppe von Trainer Helge Zöllkau an. Dazu kommen die Nachwuchs-Stabhochspringer Jana Högerle (USC Bochum) und Maximilian Knief (Werder Bremen) sowie die beiden jungen Speerwerfer aus Düsseldorf, Nils Fischer und Leon Kalteich (beide ART).

Zusammen mit den arrivierten Sportlern, die weiterhin als Aushängeschilder fungieren sollen, sieht Wellmann die Abteilung für das kommende Jahr gut aufgestellt. "Wir freuen uns, dass die erfahrenen Athleten weitermachen, das nimmt den Jungen Druck und gibt uns weiter Zeit, in Ruhe mit unseren Talenten zu arbeiten."

Nichtsdestotrotz "wollen und müssen wir weiter Medaillen holen", fügt Wellmann an, der die Diskussion um die geplanten Änderungen der Spitzensportförderung interessiert verfolgt.

Während es Bestrebungen gibt, einzelne Bundesstützpunkte zu schließen, müsse man sich um den Fortbestand des Bundesstützpunktes in Leverkusen keine Gedanken machen, sagt der TSV-Geschäftsführer. "Wir sind einer der wichtigsten Standorte für den Deutschen Leichtathletik-Verband mit den meisten internationalen Teilnehmern und beständigen Medaillengewinnen. Dass es dieses Jahr keine gab, ist eine Ausnahme."

Inwiefern sich hingegen die drei hiesigen Olympiastützpunkte verändern könnten, ist noch nicht final kommuniziert. Innerhalb des TSV Bayer gibt es mit Blick auf die nächsten Olympischen Spiele Gedanken einer Vision 2020 - die vorsieht, den olympischen und paralympischen Sport noch enger zu verzahnen.

(RP)
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