Fußball Bayer-Frauen: Siebter Platz ist eine Sensation

Leverkusen · Nie zuvor war eine Leverkusener Mannschaft in der Fußball-Bundesliga jünger und erfolgreicher als in der abgelaufenen Saison.

Es kostete Thomas Obliers und seine Mannschaft zuerst etwas Überwindung, sich nach der Niederlage gegen die SG Essen-Schönebeck am letzten Spieltag in der Fußball-Bundesliga zu freuen. Zu frisch war die Verärgerung des Trainers und der Bayer-Frauen über das 0:1 vor heimischer Kulisse und einen Elfmeter, der dem Team verwehrt blieb. Doch nachdem alle Beteiligten Dampf abgelassen hatten, wurde ihnen doch endlich deutlich: Es war aus Leverkusener Sicht eine gute, nein, sogar eine hervorragende Saison. Denn nie zuvor trat in der höchsten Spielklasse eine jüngere Bayer-Frauenmannschaft an, und nie erreichte eine Werkself eine bessere Platzierung als in der Saison 2013/2014.

Doch die Bilanz der abgelaufenen Spielzeit kann sich auch darüber hinaus sehen lassen. Es war ohne Übertreibung eine Saison der Rekorde: Durchschnittlich 1185 Zuschauerinnen und Zuschauer besuchten die Spiele der zwölf Bundesligavereine. Damit wurde der bisherige Topwert aus der Saison 2011/2012 - seinerzeit nicht zuletzt unter dem Einfluss der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland - in dieser Saison um über sechs Prozent gesteigert. Folgerichtig fällt auch der bestbesuchte Spieltag in der Ligageschichte ins vergangene Jahr: Am Pfingstsonntag, dem letzten Spieltag, verfolgten insgesamt 17 620 Besucher die Begegnungen des 22. Spieltages in den Stadien. Bereits direkt zum Auftakt der Saison Anfang September vergangenen Jahres sahen 15 027 Fans die Erstliga-Partien - zu diesem Zeitpunkt ein neuer Rekord, der dann zum Abschluss noch getoppt wurde.

Es überrascht kaum, dass auch das bestbesuchte Spiel aller Zeiten in der Saison 2013/2014 ausgetragen wurde: Es war natürlich das Finale um die Deutsche Meisterschaft zwischen dem VfL Wolfsburg und dem 1. FFC Frankfurt am Pfingstsonntag, das der alte und neue Deutsche Meister Wolfsburg mit 2:1 erst kurz vor Schluss für sich entschied. Sage und schreibe 12 464 Zuschauer waren live dabei und sorgten für einen Rekord, der möglicherweise eine ganze Weile Bestand haben könnte.

Die Frauen von Bayer 04 hatten Anteil an der Rekord-Saison und erreichten darüber hinaus mehrere eigene Bestmarken: Die Mannschaft von Thomas Obliers schloss die Saison auf dem siebten Tabellenplatz ab, erzielte mit 44 Treffern so viele Tore wie nie zuvor und sorgte in der Hinrunde beim 2:2 in Frankfurt mit 360 000 Zuschauern für einen Rekordwert bei einer Frauenfußball-Übertragung - erst in der Rückrunde wurde dieser Rekord verbessert.

Beeindruckend sind aber auch ganz andere Zahlen. Die Werkself-Frauen verfügten in der vergangenen Spielzeit neben dem sieglosen Absteiger Sindelfingen über die im Durchschnitt jüngste Mannschaft der Liga. Die 24 von Trainer Obliers eingesetzten Spielerinnen waren im Schnitt 20,8 Jahre jung. Zwar war der nicht konkurrenzfähige VfL Sindelfingen mit 19,6 Jahren im Durchschnitt noch jünger - doch das Team stieg am Ende auch sang- und klanglos ab. "Wir haben mit dieser blutjungen Mannschaft die beste Saison der Vereinsgeschichte hingelegt. Das ist sensationell", lobt Thomas Obliers seine Schützlinge. Zum Vergleich: Das Durchschnittsalter aller aktuellen Nationalspielerinnen beträgt 24,6 Jahre. Die eine oder andere talentierte Leverkusenerin hat also durchaus noch etwas Zeit, auf eine Karriere im Nationaltrikot hinzuarbeiten.

Mit neun Treffern war Nationalspielerin Isabelle Linden die erfolgreichste Torschützin der Bayer-Frauen. Damit landete sie im Liga-Vergleich auf dem zwölften Tabellenplatz in der Torschützentabelle. Sagenhafte 20 Treffer erzielte die Torschützenkönigin Celia Sasic vom 1. FFC Frankfurt.

Eine weitere Leverkusener Bestmarke stellen drei "Dauerbrennerinnen" auf: Die Bayer-Angreiferin Turid Knaak, Spielführerin Ramona Petzelberger und Mittelfeldmotor Kathrin Hendrich kamen in jedem der 22 Saisonspiele zum Einsatz. Nationalspielerin Hendrich stand dabei als einzige auch jedes Mal in der Startformation. Für die 22-Jährige ist die lange Saison aber immer noch nicht zu Ende: Zusammen mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bestreitet sie heute (4 Uhr MESZ) in Vancouver das Länderspiel der DFB-Frauen gegen Kanada.

(RP)
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