Bayers U19-Coach Sven Hübscher im Interview „Einige Spieler haben uns Lügen gestraft“

Leverkusen · Der Trainer von Bayer Leverkusens U19, Sven Hübscher, hat sich im Gespräch mit unserer Redaktion unter anderem über die Saisonziele in der A-Junioren-Bundesliga geäußert und erklärt, wie der Austausch mit dem Trainerteam der Profis beim Werksklub funktioniert.

 Fühlt sich als Trainer im Jugendbereich am wohlsten: Bayers Nachwuchscoach Sven Hübscher.

Fühlt sich als Trainer im Jugendbereich am wohlsten: Bayers Nachwuchscoach Sven Hübscher.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Herr Hübscher, seit Januar sind Sie U19-Trainer von Bayer 04. In der Liga ist Ihr Team noch ohne Niederlage, im Pokal gab es hingegen das Aus gegen den VfB Stuttgart. Wie bewerten Sie das erste Jahr in Leverkusen?

Sven Hübscher Es war absolut erfolgreich. Gegen Duisburg und Schalke 04 haben wir jeweils erst spät den Ausgleichstreffer kassiert, was ärgerlich war. Ansonsten bin ich mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

Im Jugendbereich steht die individuelle Entwicklung der Spieler stets im Vordergrund. Wie haben sich Ihre Spieler bisher gemacht?

Hübscher Gerade zum Ende hin haben sich die Jungs echt gut weiterentwickelt. Das zeigt auch unser 7:0 im letzten Spiel gegen Wuppertal. Vorher haben wir uns gegen vermeintlich schwächere Gegner deutlich schwerer getan und weniger Tore erzielt.

Also kommt die Winterpause ungelegen?

Hübscher Aus Trainersicht definitiv, auch wenn man natürlich gerne mehr Zeit mit seiner Familie verbringt. Wir hatten den Eindruck, dass die Jungs gerade voll da waren und einen Lauf hatten.

Ein Hauptziel bei Ihrer Verpflichtung war, die Durchlässigkeit zu den Profis zu verbessern. Mit Zidan Sertdemir und Iker Bravo kamen gleich zwei Ihrer Spieler zum Pflichtspieldebüt bei der Werkself. Ist das ein erster Teilerfolg für Sie?

Hübscher Das ist definitiv ein Erfolg des gesamten Klubs und zeigt, dass wir sehr talentierte Spieler in unseren Reihen haben. Generell hebe ich einzelne Spieler nur ungerne hervor. Aber insgesamt kann ich sagen, dass sich auch einige Spieler, von denen wir das vielleicht nicht so erwartet haben, sehr gut entwickelt und uns teilweise Lügen gestraft haben. Es geht bei allen in die richtige Richtung und das ist für uns das Wichtigste.

Wo gibt es denn Verbesserungspotenzial?

Hübscher In allen Bereichen haben wir noch Luft nach oben. Die lange, pandemiebedingte Pause merkt man den Spielern immer noch an. In der Vorbereitung werden wir den Fokus vor allem auf das letzte Drittel legen, da wir auf viele tiefstehende Gegner treffen werden, gegen die wir konsequenter sein müssen.

Zurzeit belegt Ihr Team den zweiten Platz der A-Junioren-Bundesliga, der gleichbedeutend mit der Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft wäre. Ist dies auch das Ziel?

Hübscher Darüber haben wir mit dem Team nie gesprochen und das werde ich auch jetzt nicht tun. Wir haben es immer geschafft, uns auf das nächste Spiel zu konzentrieren und das werden wir weiter so handhaben. Die Saison ist so eng: Wenn du ein Spiel verpatzt, kann der Traum vorbei sein. Deswegen finde ich es schwierig, da jetzt etwas auszurufen, ohne dass wir einen großen Vorsprung haben.

Anfang Februar geht es sofort mit dem Topspiel gegen Tabellenführer Borussia Dortmund weiter. Verspüren Sie da schon jetzt eine gewisse Vorfreude?

Hübscher Noch verspüre ich keine Vorfreude auf das Duell und die Jungs auch nicht. Das ist auch ganz gut so, denn es ist wichtig, über die Feiertage erst einmal abzuschalten. Ab dem 7. Januar werden wir voll ins Training einsteigen und uns auf unsere Aufgaben konzentrieren. Deswegen ist es auch ganz gut, mal so ein Ziel, wie dieses Spiel gegen Dortmund, zu haben. Dadurch hat man schon früh in der Vorbereitung einen hohen Fokus. Dortmund ist natürlich der Favorit, doch wir können jeden Gegner schlagen und wollen uns dafür in die bestmögliche Position bringen.

Zuletzt waren Sie bei Preußen Münster in der 3. Liga tätig – nun die Rückkehr zum Jugendfußball. Ist das der langfristige Plan?

Hübscher Ja, absolut. Das hatte ich für mich auch nie ausgeschlossen. Das Abenteuer in der 3. Liga war in Ordnung, doch ich habe gemerkt, dass die Liga und ich sich nicht mögen und auch nicht zusammenpassen. Meine Fußballromantik ist der Ballbesitzfußball und den kann ich bei Bayer 04 super ausleben.

Was unterscheidet Bayer 04 von Ihren bisherigen Stationen?

Hübscher Besonders ist die Nähe zu den Profis, da es hier keine U23 gibt und dass wir die vermutlich jüngste Mannschaft der Liga haben. Wir spielen mit vier B-Jugendlichen in der Startelf. Das ist bemerkenswert und soll unser Qualitätsmerkmal werden, was wiederum eine große Herausforderung für mich ist. Diese nehme ich aber sehr gerne an.

Sind Sie im wöchentlichen Austausch mit den Trainern der Profis?

Hübscher Es gibt jetzt keinen regelmäßigen, wöchentlichen Austausch, der mittwochs um zwölf Uhr stattfindet. Doch ich habe auf jeden Fall einen kurzen und zuverlässigen Draht zu Co-Trainer Patrick Schnarwiler, der für die Jugend zuständig ist.

Ein Erreichen der Champions League durch die Profis wäre gleichbedeutend mit einer Teilnahme an der Youth League für Ihr Team. Fiebert man da noch etwas mehr mit?

Hübscher Na klar, aber ich habe da meine eigene Philosophie: Geht es den Profis gut, geht es allen gut. So funktioniert ein Klub, weil die Lizenzmannschaft nun mal die wichtigste Mannschaft ist. Wenn sie die richtigen Ergebnisse erzielen, geht es allen gut und wenn sie die Champions League erreichen, nehmen wir an der Youth League teil. Aber natürlich drücken wir da vielleicht noch ein paar Prozentpunkte mehr den Daumen, als wir es nicht ohnehin schon gemacht hätten.

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