Entscheidung im Draft Amon-Ra St. Brown ist auf dem Weg in die NFL

Leverkusen · Der jüngste der St.-Brown-Brüder gilt als riesiges Football-Talent. Der Deutsch-Amerikaner mit Wurzeln in Hitdorf hat gute Chancen, im NFL-Draft in den ersten Runden ausgewählt zu werden.

 Wide Receiver Amon-Ra St. Brown steht vor dem Sprung zu einem der 32 Teams der US-amerikanischen Football-Profiliga NFL.

Wide Receiver Amon-Ra St. Brown steht vor dem Sprung zu einem der 32 Teams der US-amerikanischen Football-Profiliga NFL.

Foto: AP/Ashley Landis

In Cleveland (Ohio) hat in der Nacht von Donnerstag auf Freitag der mit Spannung erwartete Draft begonnen. Der Verteilung der größten Talente aus dem College-Football auf die 32 Teams der US-amerikanischen Profiliga NFL wurde in diesem Jahr auch in Leverkusen entgegengefiebert. Denn in Amon-Ra St. Brown gehört ein junger Wide Receiver mit Wurzeln in Hitdorf zum Kreis der Hochveranlagten. Wenn alles wie erwartet lief, hat der Bruder von Equanimeous St. Brown (Green Bay Packers) den ersehnten Anruf während der ersten Draft-Runde noch nicht erhalten. In der Nacht von Freitag auf Samstag sollte das aber wohl spätestens der Fall sein. Dann folgen die Runden zwei und drei – und fast alle Experten sind sich einig, dass sich eines der 32 Teams früh für den Deutsch-Amerikaner entscheidet.

Indirekt hat auch Amon-Ra den Fokus auf den zweiten Tag des Drafts gelegt, obwohl er in Interviews eine Prognose meist scheute und beinahe wie ein Mantra wiederholte, er lese auch die in den USA beliebten Vorhersagen nicht. Während er die erste Runde noch im kleinen Kreis mit der Familie verfolgen wollte, hat er für den zweiten Durchgang Freunde zu einer größeren Feier eingeladen.

„Es gibt eine Chance auf die erste Runde“, sagte sein Berater Joby Branion dem ZDF. Er stimmt mit den sehr optimistischen Prognosen – unter anderem durch die rennomierte „Sports Illustrated“ – überein. Wahrscheinlicher seien jedoch die Runden zwei oder drei. Alles ab der vierten Runde würde ihn hingegen schockieren, betonte er. Wie unvorhersehbar die Talente-Verteilung abläuft, konnte Amon-Ra vor drei Jahren bei seinem älteren Bruder Equanimeous beobachten, der entgegen aller Vorhersagen erst in Runde sechs ausgewählt wurde.

So weit wird es bei ihm höchstwahrscheinlich nicht kommen. Schließlich gilt der Mann von den USC Trojans als talentiertester und auch ehrgeizigster Spross der footballbegeisterten Familie. Nach der High School erhielt er mit fünf Sternen die höchste Talentebewertung. Bei der Frage nach seinen Zielen gibt er sich nicht mit halben Sachen zufrieden. „Ich will der beste NFL-Spieler aller Zeiten werden“, sagte er vor einigen Jahren. Seinen Körper verglich er unlängst in einem Video für seinen YouTube-Kanal mit einem edlen Sportwagen und sagte, weshalb Tätowierungen für ihn nicht in Frage kämen: „Du klebst ja auch keinen Stoßstangenaufkleber auf einen Lamborghini“.

Es wäre aber ein Fehler, dem 21-Jährigen Arroganz zu unterstellen. Seine Mitspieler von den Trojans beschreiben ihn als höflichen Teamplayer und geborenen Anführer. Nicht umsonst war Amon-Ra einer der Kapitäne seines College-Teams. Ein intaktes Selbstbewusstsein und unbändigen Ehrgeiz kann man ihm aber durchaus attestieren.

„Das kommt wohl auch daher, dass ich der jüngste von drei Brüdern bin und mich deshalb immer besonders anstrengen musste“, erklärte er vor Kurzem. Neben Schnelligkeit, Härte, Fangqualitäten und Lernbereitschaft nennt er auch „Competitiveness“ als eine seiner Stärken – ein Begriff, der sich kaum adäquat ins Deutsche übersetzen lässt und neben Durchsetzungs- und Wettbewerbsfähigkeit auch den Willen beeinhaltet, sich mit anderen zu messen. Seine sportlichen und menschlichen Qualitäten kommen an. 29 von 32 NFL-Teams haben Amon-Ra vor dem Draft persönlich kontaktiert – entweder per Videokonferenz oder telefonisch. Aber daraus eine Vorhersage abzuleiten, ist fast unmöglich, weil die Spieler im Draft anders als im Fußball der Entscheidung der Teams im wahrsten Sinne des Wortes ausgeliefert sind.

Amon-Ra fände es nach eigenem Bekunden toll, in Kalifornien zu bleiben, was für die LA Rams, die LA Chargers oder San Fransico spräche. Alternativ gibt es auch andere Optionen in relativer Nähe (Las Vegas Raiders, Arizona Cardinals) oder zumindest an der Westküste (Seattle Seahawks). Aber ein starker Quarterback wäre auch nicht schlecht – vielleicht sogar Superstar Tom Brady, der im Februar mit den Tampa Bay Buccaneers den Superbowl gewann? „Es wäre natürlich auch fantastisch, zusammen mit meinem Bruder zu spielen“, bringt er auch noch die Green Bay Packers ins Spiel.

Letztlich wird Amon-Ra es nehmen müssen, wie es kommt. Egal, wo in der NFL er landet – der ehrgeizige Receiver mit Leverkusener Wurzeln wird hart daran arbeiten, seinem Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen. Und das lautet: Der beste NFL-Spieler aller Zeiten werden.

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