Leverkusen/Köln Spielschulden: Raubüberfall auf Onkel und Tante verübt

Leverkusen/Köln · Der Vorsitzende Richter Peter Koerfers hatte alle Hände voll zu tun: Drei Strafverteidiger, drei Dolmetscher, zwei Angeklagte, zwei Nebenkläger, Staatsanwaltschaft und ein Zuschauerraum voll aufgelöster Familienangehöriger – in Saal 213 am Kölner Landgericht ging es gestern emotional hoch her. Der Tatvorwurf gegen die beiden angeklagten Männer (37 und 36 Jahre) aus Sri Lanka lautet: Raubüberfall mit schwerer Körperverletzung. Bei den Opfern handelt es sich um Onkel und Tante des 36-Jährigen.

Am 30. Mai 2011 sollen die beiden Männer gegen 21 Uhr in die Wohnung (Rheindorf Nord) der geschädigten Eheleute eingedrungen sein. Hintergrund für die Tat seien Geldprobleme gewesen – die Angeklagten vermuteten eine große Menge Bargeld in der Wohnung. Maskiert und mit zwei etwa 20 Zentimeter langen Messern habe man zuerst den 70 Jahre alten Ehemann bedroht, als dessen Frau (62) schreiend zur Hilfe eilte, geriet sie ebenfalls in das Gerangel. Als die Nachbarn auf den Lärm aufmerksam wurden, flüchten die Angreifer. Beide Opfer trugen Schnittverletzungen und Prellungen davon. Die Eheleute aus Rheindorf treten bei der Verhandlung als Nebenkläger auf.

Obwohl sich die Angeklagten geständig zeigten, dauerten die Aussagen wegen Sprachproblemen und emotionaler Aufgewühltheit fast vier Stunden. Mehrfach musste die Verhandlung unterbrochen werden, die Angeklagten kämpften mit ihren Tränen, baten um frische Luft und beteuerten immer wieder, dass man den Geschädigten keine Verletzungen habe zufügen wollen. Der Plan sei gewesen, dem Ehepaar mit den Messern lediglich Angst einzujagen.

"Mein Onkel und meine Tante sind wohlhabend. Außerdem sollte in der Woche drauf eine Hochzeit stattfinden. Daher dachte ich, in der Wohnung müsse viel Bargeld sein", erzählte der 36-Jährige. Er habe gehofft, sein Onkel würde ihn nicht anzeigen, falls sie bei der Tat erwischt würden.

Als Grund für die Tat gaben die Männer Schulden an. "Ich habe mein ganzes Gehalt im Wettbüro und in Spielhallen verspielt. Am Ende waren es 11 000 Euro", berichtet der Neffe, er habe furchtbare Angst gehabt. An diesem Punkt reichte es Gottfried Reims, Verteidiger der Geschädigten: "Seit über einer Stunde hören wir uns jetzt Ihre traurige Geschichte an. Sie sind ein unerträglicher Jammerlappen. Überlegen Sie sich mal, wer an dem Abend wirklich Angst hatte." Die Verhandlung wird morgen fortgeführt.

(RP)
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