Leverkusen Spannung mit dem "Seelenbrecher"

Leverkusen · Die Volksbühne Bergisch Neukirchen wagt sich erstmals an einen Psychothriller und bringt ihn packend auf die Bühne.

 "Der Seelenbrecher" erzählt von einem Mann, der nach einem Unfall sein Gedächtnis verloren hat. Ein Psychomörder treibt sein Unwesen, der Zuschauer darf mitfiebern.

"Der Seelenbrecher" erzählt von einem Mann, der nach einem Unfall sein Gedächtnis verloren hat. Ein Psychomörder treibt sein Unwesen, der Zuschauer darf mitfiebern.

Foto: uwe miserius

Die knisternde Spannung bleibt bis zum Schluss, der dann doch ganz anders kommt, als die Zuschauer vorher vermutet haben. Denn die werden während der gut zweistündigen Aufführung ganz schön in die Irre geleitet. Nacheinander geraten beinahe alle acht Personen auf der Bühne unter Verdacht, der gefürchtete Seelenbrecher zu sein, der seit einiger Zeit sein Unwesen in der Gegend treibt und nachweislich bereits drei Frauen auf dem Gewissen hat.

Die Volksbühne Bergisch Neukirchen hat sich mit dem Stück "Der Seelenbrecher" einem neuen Genre zugewandt. Nach diversen Komödien und einem Jugendstück fiel die Wahl dieses Mal auf einen Psychothriller. Mit Erfolg, so viel lässt sich schon vor der Premiere sagen. Denn alle vier Aufführungen, die an diesem und nächsten Wochenende, jeweils um 17 Uhr, in der Festhalle am Markt beginnen, sind bereits ausverkauft.

Spielleiter Marc Gruppe hat den gleichnamigen Bestseller von Sebastian Fitzek für die Bühne bearbeitet, und Dana Fischer führte Regie bei diesem Stück, das trotz Hochspannung hier und da kleine Lacher provoziert. Etwa wenn Karin Leweke als Patientin Greta Kaminski "fröhliche Weihnachten" wünscht und damit die Schockstarre nach dem aufregenden Finale löst. Dieser Weihnachtsabend wird allen Beteiligten ganz sicher im Gedächtnis bleiben, auch Caspar (Ramon Berges), dem Patienten, der nach einem Unfall wegen rückwirkender Amnesie in der psychiatrischen Luxusklinik behandelt wird. Er versucht, sich verzweifelt zu erinnern, doch die wenigen Fetzen ergeben kein vollständiges Bild. Der Zuschauer ahnt von Anfang an, dass seine Geschichte irgendwie mit den Untaten des Seelenbrechers zusammenhängt — aber wie? Mit Hilfe von Psychiaterin Sophia Dorn hofft er, die Amnesie überwinden zu können, doch ausgerechnet sie fällt als nächstes Opfer des Psychomörders in ein Wachkoma.

Anja Färber spielt sie und wird bei der Premiere zum 300. Mal bei einer Volksbühnenproduktion auf der Bühne stehen.

Ein weiteres Jubiläum gibt es am letzten Aufführungstag mit der 1000. Vorstellung in der Festhalle, die aber nicht von Anfang an Veranstaltungsstätte der Volksbühne war. Den Professor der Klinik spielt Peter Jagieniak-Mager als nicht sonderlich sympathischen Chefarzt. Karl-Heinz Leweke ist der Hausmeister und Markus Zaremba gibt einen Rettungssanitäter, den ein Glatteis-Unfall und Schneeverwehungen ausgerechnet an diesem Tag in der Klinik festhalten. Oder steckt doch Absicht dahinter?

Soraya Abtahi gibt mit Gothik-Schminke, Tattoo und Piercing eine coole Krankenschwester, deren schnoddrige Gelassenheit allerdings zusehends bröckelt und fast in Hysterie umschlägt. Und dann ist da noch Michael Schleimer als Dr. Brück auf dem Klinikgang, vor dem sich alle in die Bibliothek geflüchtet haben, die einziger Handlungsort des Thrillers ist, der so nicht durch Umbaupausen unterbrochen wird. Wie im Film verstärken Sound- und Lichteffekte die dramatische Wirkung.

(mkl)
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