Leverkusen Soviel verdienen Bayer-Aufsichtsräte

Leverkusen · Auf fast 270 Seiten hat der Bayer-Konzern seine Bilanz 2010 dokumentiert. Wer sich für Personen interessiert,speziell für die Vergütung, kann gleich bei Seite 100 anfangen: beim Vergütungsbericht für die 21 Bayer-Aufsichtsräte.

Für Arbeitnehmervertreter Thomas de Win war der April 2002 ein guter Monat. Auch in finanzieller Hinsicht: Der Betriebsrat rückte damals in den Bayer-Aufsichtsrat auf – und damit auch in andere Einkommensklassen. 2010 erhielt de Win als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender eine Gesamtvergütung von 180 000 Euro. Der IGBCE-Gewerkschaftskollege Hubertus Schmoldt kam auf 113 000 Euro.

90 000 Euro erfolgsabhängig

Dem Aufsichtsratsvorsitzenden und Ex-Bayer-Vorstandschef Manfred Schneider (72) wurden für die Kontrolltätigkeit des Dax-Konzerns für das vergangene Jahr 270 000 Euro überwiesen (dabei feste Vergütung: 180 000 Euro, erfolgsabhängige Zahlung: 90 000 Euro).

Der Bayer-Aufsichtsrat tagte 2010 nach Angaben des Vorsitzenden Schneider insgesamt vier Mal. Dazu kamen Sitzungen von Ausschüssen.

Die Höhe der Aufsichtsratstantiemen wurde seit der Hauptversammlung im April 2005 nicht verändert. Die Arbeitnehmervertreter, die gleichzeitig Mitarbeiter des Konzerns sind, erhalten weitere Zahlungen: für Tätigkeiten, die nicht zum Bereich des Aufsichtsrates zählen. Diese Summen listet Bayer nicht detailliert auf. Als Gesamtergebnis nennt der Geschäftsbericht 603 000 Euro für 2010.

Der Vergütungsbericht weist auch auf die Zahlungen an die Vorstände hin (wir berichteten). Dabei erhalten ausgeschiedene Vorstandsmitglieder weiter Überweisungen, wenn sie dem zweijährigen Wettbewerbsverbot unterliegen, also beispielsweise nicht zu einem Bayer-Konkurrenten wechseln dürfen.

Ex-Vorstand Klaus Kühn (Vorstand bis 30. April 2010) fällt unter diese Regelung. Bayer zahlte dem ehemaligen Manager vergangenes Jahr knapp 765 000 Euro "als Entschädigung für dieses Wettbewerbsverbot". Nachfolger Werner Baumann macht bei genauerem Lesen des Geschäftsberichtes auch unter der Übersicht "Aktiengeschäfte des Vorstands und Aufsichtsrates" auf sich aufmerksam: Am 4. Januar 2010 verkaufte der Bayer-Vorstand 8000 Bayer-Aktien. Das war ein Volumen von 450 400 Euro. Der Bayer-Aktienkurs stand an diesem Tag bei 56,30 Euro. Der Konzern und seine Vorstände oder Aufsichtsräte müssen Aktiengeschäfte, die einen Umfang von 5000 Euro übersteigen, nach dem Aktiengesetz melden. Diese Pflicht besteht auch für nahestehende Personen.

(RP)
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