Betrieb umgestellt So stellen sich Opladener Bäcker auf die Krise ein

Leverkusen · Jörg Nöres hat Verkauf und Backstube neu organisiert. Stefan Willeke findet Abnehmer für überschüssige Backware.

 Stefan Willeke hat nach unserem Medienbericht nun Abnehmer überschüssiger Backwaren gefunden.

Stefan Willeke hat nach unserem Medienbericht nun Abnehmer überschüssiger Backwaren gefunden.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Der Chef des Hauses ist einigermaßen zufrieden. „Man merkt deutlich, dass wir weniger Kuchen verkaufen. Backwaren haben schließlich mit Geselligkeit zu tun, genau das ist aktuell aber nicht möglich“, sagt Jörg Nöres, Inhaber des gleichnamigen Cafés an der Düsseldorfer Straße in Opladen.

Obwohl vielen Kunden wegen Corona der Appetit auf Süßes vergangen und die Krise wahrlich kein Zuckerschlecken sei, wolle er sich nicht  beschweren. Schließlich gehe es manchen Betrieben sehr viel schlechter und er sei dankbar, dass er überhaupt noch Arbeit habe. Mehl, Hefe und sonstige Rohstoffe, die ein Bäcker für sein Handwerk benötigt, sind ebenfalls ausreichend vorhanden. „Unsere Mehllieferanten bieten sogar Toilettenpapier an“, sagt Nöres schmunzelnd.

Der Betrieb in der Backstube sieht so aus, dass sich alle 14 Mitarbeiter tageweise abwechseln, jeweils sieben Personen sind in Kurzarbeit. Im Verkauf bleibt das Geschäft an Wochentagen neuerdings zwischen 12 bis 12.30 Uhr geschlossen. Zum einen wird so vermieden, dass die Mitarbeiter der verschiedenen Schichten in Kontakt kommen, zum anderen können sie die Zeit zur gründlichen Desinfektion nutzen. Auch am Abend schließt das Geschäft eine halbe Stunde früher als üblich, jetzt bereits um 18 Uhr. Nöres: „Eigentlich wollten wir ursprünglich um 16 Uhr schließen, haben dann aber festgestellt, dass viele Kunden noch nach der Arbeit kommen.“ Verkäuferinnen bedienen die Kunden allerdings kaum noch im Geschäft, vielmehr ziehen es Verbraucher vor, im Abstand von zwei Metern draußen auf dem Bürgersteig zu warten, bis sie an der Reihe sind, und sich die Waren schließlich durch die geöffneten Fensterscheiben reichen zu lassen. Um starken Andrang vor den Ostertagen zu entzerren und lange Wartezeiten sowie unnötigen Kontakt zu vermeiden, hatte Nöres erstmals angeboten, Backwaren im Voraus zu bestellen und zu bezahlen, anschließend bei Vorlage des Bons seitlich am Fenster abzuholen.

Weitergeben, statt wegwerfen lautete die Devise seines Kollegen Stefan Willeke. Der Bäcker- und Konditormeister suchte händeringend nach Abnehmern für seine Produkte, die er am Ende eines Tages nicht verkaufen konnte. Nach seinem Appell in unseren Medien erhielt er fast 50 Nachrichten von Privatleuten und karitativen Einrichtungen wie beispielsweise der Obdachlosenhilfe aus Köln. „Die Zusammenarbeit mit Privatleuten gestaltet sich schwierig, denn sie müssten sich ausweisen“, erläutert Willeke. Deshalb hat er sich zu einer Kooperation mit verschiedenen örtlichen Organisationen entschlossen: Die Initiative „Enjoy the food“, die schon seit längerem Lebensmittel in der Stadt verteilt, bekommt täglich einen Teil seiner Ware. Und auch die ehrenamtlich tätige Leverkusener Obdachlosenhilfe „Kältegang“ beliefert Willeke mit rund 200 Brötchen und Croissants oder Kuchen, die diese Lebensmittel wiederum an rund 80 bedürftige Personen in Leverkusen oder Köln verteilen kann.

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