Plastikvermeidung bei der Stadt Leverkusen Snack im Rat? Nur vom Porzellanteller

Leverkusen · Klimanotstand: hat der Rat 2019 ausgerufen, „Fair-Trade-Siegel“: ist schon länger da, eine Resolution zur Plastikmüllvermeidung auch. Alles Theorie. Das tut die Stadt ganz praktisch.

 Nachhaltigkeit für unterwegs: 2018 startet das Stadtteilmanagement die Aktion „Opladen-Becher“ mit dem Logo der Stadtteilentwicklung. Er ist elf Zentimeter hoch, konisch geformt, von braun-oranger Farbe, spülmaschinenfest und wiederverwendbar. Die Stadtteilentwickler gaben damals auch Einkaufstaschen aus Biobaumwolle aus.

Nachhaltigkeit für unterwegs: 2018 startet das Stadtteilmanagement die Aktion „Opladen-Becher“ mit dem Logo der Stadtteilentwicklung. Er ist elf Zentimeter hoch, konisch geformt, von braun-oranger Farbe, spülmaschinenfest und wiederverwendbar. Die Stadtteilentwickler gaben damals auch Einkaufstaschen aus Biobaumwolle aus.

Foto: Ludmilla Hauser

Am Wochenende wird in einem ländlich gelegenen Restaurant in Leverkusen der Aperitif serviert. Der kurze Strohhalm zur Erfrischung ist aus Glas. Ein Bild, das sich künftig wohl ganz selbstverständlich auch anderswo ergeben wird. Ab 3. Juli 2021 greift das Plastikverbot der EU. Ab dann sind Einmalgebrauchsgegenstände wie Trinkhalme, Geschirr, Besteck und Wattestäbchen aus Plastik und Verpackungen für warme Speisen und Getränke aus Styropor tabu. Bis 2030 sollen weitere Regelungen folgen.

Die Stadtverwaltung hat beim Thema Fair Trade die Nase vorne, ist als „Fair Trade Stadt“ zertifiziert. Und beim Thema Plastik? Die Grünen haben mit einem Fragepaket nachgehakt. „Inwieweit setzt die Stadtverwaltung schon jetzt auf Plastikvermeidung und verzichtet auf leicht ersetzbare Plastik- und Plastikverbundprodukte?“, wollen sie etwa wissen. Und auch, ob Stadtverwaltung oder Naturgut Gewerbetreibende, Vereine, Verbände und andere Institutionen durch entsprechende Infoangebote bei der Umstellung auf plastikarme und -freie Produkte unterstützen werden.

Bisher sind bei der Stadt noch keine Glasstrohhalme fürs Erfrischungsgetränk während der Ratssitzung in Sicht: „Die Stadt Leverkusen hat bisher kein einheitliches Konzept für umweltfreundliches Catering von Veranstaltungen“, räumt die Verwaltung ein, sagt aber auch, dass sie „bereits einige Schritte in diese Richtung gegangen“ sei. „So werden schon seit mehreren Jahren die Ratssitzungen mit Fair-Trade-Kaffee beliefert.“ Seit Februar trinken die Ratsherren und -frauen Tee und Kaffee aus Porzellanbechern. Das Catering hat die Job-Service Beschäftigungsförderung (JSL) übernommen. Wer dazu noch etwas Festes zwischen die Zähne braucht, isst den Snack vom Porzellanteller. „Die Getränke wie Sprudel, Apfelsaft und Softdrinks werden in Glasflaschen ohne Strohhalme ausgegeben. Die Milch wird in Glasflaschen statt kleinen Einwegverpackungen zur Verfügung gestellt, und beim Zucker werden auffüllbare Bügelgläser statt kleiner Tütchen verwendet“, sagt die Stadt. Umweltdezernent Alexander Lünenbach hatte im Winter betont: „Wir möchten nicht nur für Nachhaltigkeit und Klimaschutz werben, sondern als Stadt mit gutem Beispiel vorangehen. Damit liefert die Stadtverwaltung ein gutes Beispiel, wie Klimaschutz und Lebensqualität im Alltag funktionieren kann.“

Bei der ersten Ratssitzung nach der Corona-Pause wurden Teilnehmer zu Selbstversorgern: Im Foyer vor dem Ratssaal blieb die Küche wegen des Virus’ sicherheitshalber kalt. Während der Pandemie soll das offenbar erstmal so bleiben.

Auch bei internen Veranstaltungen, so versichert die Stadt in ihrer Antwort an die Grünen, werde die Stadttochter JSL, deren früherer Chef Lünenbach war, für die Lieferung der Getränke beauftragt, „auch dort wird dann Fair-Trade-Kaffee ausgeschenkt und möglichst viel Plastik eingespart“. Lünenbachs Dezernat prüfe außerdem a) Möglichkeiten, „eine umweltfreundlichere Beschaffung und Veranstaltungsorganisation zu realisieren“ und b) die praktische Umsetzung der vom Rat beschlossene Resolution zur Vermeidung von Plastikmüll. Den Antrag dazu hatte im Oktober die SPD eingebracht – im Nachgang zum Beschluss des Stadtrats vom Sommer, den Klimanotstand für Leverkusen auszurufen. Darin heißt es, die Verwaltung soll eine Nachhaltigkeitsprüfung „für sämtliche von der Stadt zu genehmigenden Veranstaltungen“ vornehmen.

Infotermine für Gastronomen, Geschäftsleute, Vereine und Co. plant die Stadt indes nicht: „Das oben genannte Verbot von Einweg-Plastik ist ein ab 2021 EU-weit geltendes Gesetz, sodass bereits umfangreich im Internet über die Alternativen informiert wird.“ Falls es die Politik aber für notwendig ansehe, „können auf der städtischen Website entsprechende Informationen zur Verfügung gestellt werden“.

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