Leverkusen Sigmar Gabriel: Notfalls geht die SPD in die große Koalition

Leverkusen · Sigmar Gabriel besuchte am Dienstagabend Leverkusen. In Wiesdorf stellte sich der SPD-Parteichef den Fragen.

 Für diese beiden Genossen ging es aufwärts – auf der Rolltreppe in den Wiesdorfer Luminaden: Sigmar Gabriel (l.) und Prof. Karl Lauterbach.

Für diese beiden Genossen ging es aufwärts – auf der Rolltreppe in den Wiesdorfer Luminaden: Sigmar Gabriel (l.) und Prof. Karl Lauterbach.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Er rollte pünktlich vor und war professionell gut aufgelegt: Bundespolitiker Sigmar Gabriel plauderte zum Aufwärmen mit ein paar Genossen, die mit ihrem Werbestand etwas verloren in der ziemlich leeren Fußgängerzone vor dem Kaufhof standen. Über den Leverkusener SPD-Bundestagskandidaten scherzte Gabriel: "Lauterbach ist der tägliche Angriff auf mein Gewicht." Die Zwei sind schon ein Kontrast: hier der rundliche Vorsitzende, da der hagere Professor, der Gesundheitsminister werden will.

 Etwas über 100 Zuhörer, meist SPD-Mitglieder, wollten den SPD-Bundesvorsitzenden live erleben.

Etwas über 100 Zuhörer, meist SPD-Mitglieder, wollten den SPD-Bundesvorsitzenden live erleben.

Foto: Ralph matzerath

So gesellig Gabriel mit Lauterbach die kurze Strecke bis in die Luminaden zurücklegte, so kantig gab er sich — zur Freude der Zuhörer — im Dialog mit den Parteifreunden, zumindest nachdem der Moderator der öffentlichen SPD-Podiumsdiskussion, der Burscheider Journalist Dr. Timm Gatter, endlich aufgehört hatte, seine unkritischen und gedrechselten Fragen zu stellen.

Der Leverkusener SPD-Ratsherr und Avea-Betriebsrat Oliver Ruß wollte es genau wissen: Könne Gabriel garantieren, dass die SPD keine große Koalition eingehe? Der Parteichef antwortete zunächst erwartungsgemäß: "Das ist das Letzte, was wir machen sollten." Aber Ruß solle ihm dann mal sagen, was denn passieren müsse, wenn weder CDU noch SPD eine eigene Regierungsmehrheit bilden könnten? Ruß blieb dabei: "Ich würde keine große Koalition eingehen!" An diesem Punkt gab Gabriel den Staatsmann: "So einfach kann ich es mir im Bundestag nicht machen." Bleibe Deutschland mehr als acht Wochen ohne Regierung, drohten drastisch steigende Zinsen an den Kapitalmärkten, der Verlust von 100.000 Arbeitsplätzen, möglicherweise wanke dann ganz Europa.

Die SPD müsse Verantwortung übernehmen, deshalb schloss Gabriel die große Koalition mit der CDU nicht aus, denn: "Wenn wir als Politik versagen, haben das die ganz normalen Leute zu büßen."

(RP)
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