Leverkusen Sexualkunde war ein Tabu-Thema

Leverkusen · Nach 50 Jahren trafen sich Ehemalige der Hauptschule Netzestraße wieder.

 Ganz gemütlich: Die ehemaligen Schüler der Hauptschule Netzestraße trafen sich bei einer Klassenkameradin im Garten, um sich zu erinnern.

Ganz gemütlich: Die ehemaligen Schüler der Hauptschule Netzestraße trafen sich bei einer Klassenkameradin im Garten, um sich zu erinnern.

Foto: kno

Dass sich die einstigen Schüler der Rheindorfer Hauptschule Netzestraße seit zehn Jahren im Garten von Karin Borchert treffen, hat praktische Gründe. Diesmal war der Anlass jedoch ein Besonderer: Es war genau 50 Jahre nach Entlassung aus der Schule. Neun Jahre hatten 18 Jungen und 30 Mädchen, also insgesamt 48 Kinder, miteinander verbracht. "Rückblickend war es eine schöne Zeit, obwohl die Schulen damals zu klein und die Klassen zu groß waren", sagte Ex-Schüler Siegfried Lüdtke. "Das war nur möglich, weil es an Schulen noch Disziplin gab. Die muss man heute suchen", kommentierte Ex-Lehrer Dieter Sackser.

Der inzwischen 79-jährige Schlebuscher hatte die Klasse zwei Jahre lang geleitet und die Kinder stark unterstützt, indem er sie auf das Berufsleben vorbereitete und mit ihnen zum Beispiel Bewerbungsschreiben übte. Aber nicht nur das. Zweimal war die Klasse mit Sackser zu Besuch im Carl-Duisberg-Schullandheim Unnau (Westerwald), das seinen Angaben zufolge inzwischen "verrottet", weil sich niemand mehr darum kümmert.

Als junger Lehrer war Sackser von der Katholischen Knabenschule Wiesdorf gekommen. Weil er dort Sexualkunde-Unterricht einführen wollte, gab es Probleme, und er wurde versetzt. An seinen fortschrittlichen Plänen änderte das jedoch nichts. Sondern sorgten auch an der Hauptschule für heftige Diskussionen. Schließlich waren diese Themen in der damaligen Gesellschaft absolut tabu. Geholfen hat der Aufklärungsunterricht offenbar nicht wirklich, denn einige Schülerinnen aus der Klasse wurden schon früh schwanger, erinnerte man sich nun.

(gkf)
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