Leverkusen Serien-Vergewaltiger: Kripo ermittelt, viele Opfer haben Angst

Leverkusen · Über 20 Jahre war er aktiv, der 49-jährige Leverkusener, der seit den 1990er Jahren im Raum Leverkusen und Burscheid schwere Sexualstraftaten verübt haben soll.

 Letztmals auffällig geworden sein soll der 49-Jährige hier – bei einem Übergriff auf der Wupperbrücke in der Nähe des Opladener Tierheims im Januar.

Letztmals auffällig geworden sein soll der 49-Jährige hier – bei einem Übergriff auf der Wupperbrücke in der Nähe des Opladener Tierheims im Januar.

Foto: Miserius

Als sich der bis dahin noch unbekannte Mann im April 2012 in exhibitionistischer Weise zwei Mädchen am Wupperufer zeigte, hinterließ er eine Spur, die die Ermittler jetzt zu der Vergewaltigungsserie aus den 90er Jahren führte. Auch eine Woche nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters laufen die Ermittlungen der Polizei auf Hochtouren. Die Beamten müssten äußerst sensibel vorgehen, um Opfer und auch Täter zu schützen, sagte gestern Polizeisprecher Christoph Gilles auf Anfrage. Für eine Vergewaltigung mit Todesfolge in den 90er Jahren in Leverkusen komme der Mann nicht als Täter in Betracht, sagte die Polizei.

Der Beschuldigte wird verdächtigt, sich seit 1991 mehrfach in den Abend- und Nachtstunden an jungen Frauen vergangenen zu haben. Allein in den 90er-Jahren soll der Täter "mindestens fünf Vergewaltigungen" begangen haben. Letztmals auffällig geworden sein soll der 49-Jährige bei einem Übergriff auf der Wupperbrücke in der Nähe des Opladener Tierheims im Januar 2013. Dort soll er einer 16-Jährigen sein entblößtes Geschlechtsteil gezeigt, sie angegriffen und versucht haben, sie an das Brückengeländer zu drängen. Der Jugendlichen gelang die Flucht.

Die Ermittlungsgruppe "Schuster" fahndete darauf nach dem Täter. Die Beamten glichen zahlreiche ungeklärte Altfälle sowie aktuell vorliegende Sexualstraftaten mit dem Täterprofil ab. Und kamen so dem jahrelang nicht in Erscheinung getretenen Leverkusener auf die Spur (wir berichteten). Katja Walbrodt, Leiterin der Ermittlungsgruppe Schuster, zeigte sich nach der Festnahme des mutmaßlichen Vergewaltigers erfreut: "Wir sind nach der geleisteten Arbeit und dem Abgleichen des Täterprofils mit den Altfällen erleichtert und auch stolz", sagte die Ermittlerin.

Die Polizei hat nun Kontakt zu den Opfern aufgenommen und einen Opferschutzbeauftragten eingeschaltet, da viele Opfer auch noch Jahre nach der Tat traumatisiert seien. "Nach der Ergreifung des Täters prasselt oft ein ganzes Konglomerat von Gefühlen auf die Opfer ein", sagt Etta Hallenga, Sozialpädagogin und Therapeutin für Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, von der Düsseldorfer Frauenberatungsstelle. "Die Frauen haben Angst. Angst vor dem Prozess. Sie sind unsicher, aber sie verspüren auch oft Erleichterung", zählt Hallenga auf. "Viele Opfer haben nach der Ergreifung des Täters auch das Gefühl, ernst genommen worden zu sein", sagt die Sozialpädagogin.

Da Vergewaltigung nach 20 Jahren verjährt, kann der mutmaßliche Vergewaltiger womöglich nicht mehr für alle Taten herangezogen werden. Die Opfer der Taten, die bereits länger als 20 Jahre zurückliegen, verspürten dennoch häufig Genugtuung, wenn ihre Anzeige dazu beigetragen habe, dass der Täter gefasst werden konnte, weiß Hallenga. Es könne aber auch passieren, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit "zur Reaktivierung der seinerzeit erlebten Stress-Symptome mit all ihren Auswirkungen" komme, sagt der Leverkusener Psychologe und Traumatologe Werner Horn.

(RP)
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