Instrumenten-Serie „Ich spiele...“ Das Cello – vielseitig und emotional

Leverkusen/Leichlingen · Valentin Priebus gehört seit 2013 dem NDR-Orchester an. Bereits als Fünfjähriger wünschte er sich ein Cello zu Weihnachten.

 Das Cello von Valentin Priebus.

Das Cello von Valentin Priebus.

Foto: Valentin Priebus

Man sagt, das Cello sei das Instrument, das der menschlichen Stimme am nächsten komme. Jedenfalls entspricht der Tonumfang dem der menschlichen Stimme vom tiefen Bass bis zu den Höhen des Soprans. Ob das den Reiz für ihn ausmacht? Valentin Priebus mag das nicht genau zu benennen, aber er ist sicher: „Ich bin dankbar, dass ich dieses Instrument ausgewählt habe.“

Ein Grund für die große Liebe sei sicher die Vielseitigkeit und die Tatsache, dass die emotionalsten Stellen etwa in der Filmmusik immer von einem Cello gespielt werden. Im kleinsten Kreis wird das Violoncello als Continuo-Instrument gebraucht oder als Fundament im Streichquartett. Das ist etwas ganz anderes als die Rolle im großen Sinfonieorchester, wo Priebus hauptberuflich tätig ist. Andererseits geht die Breite der Einsatzmöglichkeiten bis zu Heavy Metal. Auch Udo Lindenberg sei vernarrt in das Instrument, nicht nur in dem populär gewordenen Song.

 Valentin Priebus bei einem Konzert in Schloss Morsbroich.

Valentin Priebus bei einem Konzert in Schloss Morsbroich.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Vor zwei Jahren hat Priebus mitgespielt bei Lindenbergs MTV-unplugged-Auftritt. Das war mit einigen Kollegen. Seit 2013 ist er Cellist beim NDR-Orchester und gehört damit zu jenen, die mit der Elbphilharmonie ein ganz besonderes neues Konzerthaus bekommen haben.

Allerdings zeichnete sich die Laufbahn als Berufsmusiker keineswegs früh ab. Als Jugendlicher liebte er den Hockeyschläger genauso und hat versucht, beides unter einen Hut zu bringen. Mit großer Ernsthaftigkeit, was durchaus schon mal zu (terminlichen) Konflikten führte. Da war er schon „Jugend musiziert“- Preisträger und hatte als Mitglied des Landesjugendorchesters bei den kompakten Proben- und Konzertphasen präsent zu sein. Mit dem Nachtzug ging’s nach Berlin zum Hockeyspiel, denn seine Leverkusener Mannschaft stand da in der Endrunde. Gewonnen hat – nach einem Erststudium in Kulturmanagement – schließlich die Musik.

Was nicht heißt, dass die Termin­engpässe nun vorbei sind. Für den 19. Januar hatte er schon vor langer Zeit ein Duo-Konzert am Sonntagmorgen im Morsbroicher Spiegelsaal zugesagt. Doch am Abend vorher hatte er noch einen Orchesterauftritt in der Elbphilharmonie. Zum Glück gibt es Nachtzüge und Valentin Priebus kann auch in solchen Situationen etwas schlafen. Das Hamburger Konzert war mehr als vertragliche Verpflichtung, denn er arbeitete zum ersten Mal unter Christoph von Dohnanyi, dem inzwischen 90-jährigen ehemaligen Chefdirigenten des NDR Sinfonieorchesters – spannend.

Gerade hat er Herbert Blomstedt am Pult erlebt, der mit seinen 92 Jahren noch eine „Wahnsinns-Aura“ habe. Naturgemäß aber nicht mehr den körperlichen Schwung, mit dem der aktuelle amerikanische NDR-Chefdirigent Alan Gilbert seine Vorstellungen von der musikalischen Umsetzung des Notenmaterials deutlich machen kann. Sich bei unterschiedlichen Musikstilen auf wechselnde Dirigenten einstellen, in die eigene Instrumentengruppe und das Zusammenspiel des gesamten Orchesters einfügen, macht den Hauptteil seiner Tätigkeit aus. Zusätzlich spielt er mit seinen Kollegen im Ensemble „Die ElphCellisten“, für die er auch Kompositionen arrangiert. Als er klein war habe er das Cello mit dem Kontrabass aus seinem Bilderbuch verwechselt. Vielleicht erzählte er deswegen als Fünfjähriger seinem Nachbarn Thomas Palm im Brustton der Überzeugung: „Ich kriege ein Cello zu Weihnachten.“ Das sei zu kurzfristig für das Christkind, erklärten ihm die Eltern und meldeten ihn gleich im neuen Jahr in der Musikschule an.

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